Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Träumerei mit Sterntalern
Die Schauspielerin Hannelore Hoger las im Rahmen der Reihe „Wort und Musik“.
DÜSSELDORF Das Licht verdunkelt sich, das Gemurmel erstirbt. Und da sind sie auch schon und werden überschwänglich empfangen. Die Schauspielerin Hannelore Hoger und der Konzertpianist Sebastian Knauer, ein bewährtes Duo, gastierten in der Reihe „Wort und Musik“im ausverkauften RobertSchumann-Saal.
Die literarisch-musikalische Reise „Winterzauber“erwärmte das Gemüt. Hannelore Hoger trägt ein kurzes, rostrotes Strickkleid, um den Hals hat sie ein Tuch gebunden. Es beginnt Sebastian Knauer. Mit Bachs sanft perlendem Präludium C-Dur aus dem ersten Band des „Wohltemperierten Klaviers“schmeichelt er sich sofort ins Ohr. Während er spielt, lächelt die Schauspielerin ins Publikum. Zuerst liest sie das melancholische Gedicht „Winternacht“von Joseph von Eichendorff: „Verschneit liegt rings die ganze Welt…“Zwischen den Strophen macht sie Pausen, legt bedächtig die Blätter beiseite.
Mit der entzückenden „Schneeflocken-Romanze“von Alfons Pillach geht es heiter weiter. Danach wird Hannelore Hoger zur Märchentante, liest „Die Sterntaler“und „Die Wichtelmänner“der Gebrüder Grimm und „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“von Hans Christian Andersen. Man leidet mit dem Kind, das sich an den Flämmchen zu wärmen versucht und dennoch erfriert, am letzten Tag des Jahres. Wie einfühlsam sie das vorträgt! Beim Lauschen kommt das Gefühl auf, in die Kindheit versetzt zu werden.
Ganz wunderbar begleitet Sebastian Knauer den Abend mit vertrauten Werken von Bach, Mozart, Beethoven und Mendelssohn Bartholdy, auch Schumanns „Träumerei“und ein Impromptu von Schubert sind dabei. Man schließt die Augen und träumt sich weg. Ein lustiger Höhepunkt in dem fein austarierten Programm ist die Erzählung „Halifax und Biwifax“von Fritz MüllerPartenkirchen, bei der viel gekichert wird. Ein Junge will sich keine Blöße vor seinen Schulkameraden geben, gibt schauerlich mit nicht vorhandenen Schlittschuhen an und verliert die Kontrolle über seine Lügen. Ein Albtraum sucht ihn heim, aus dem ein Fiebertraum wird, bis ihn seine verständnisvolle, kluge Mutter erlöst.
Weiter geht es mit der Geschichte „Das Paket des lieben Gottes“von Bertolt Brecht. Die Gedichte „Bäume leuchtend“von Goethe und das klassische „Markt und Straßen sind verlassen“von Eichendorff beschließen die facettenreiche Reise. Zum Schluss schlägt Sebastian Knauer leise „Ihr Kinderlein kommet“an. Hannelore Hoger summt mit und ermuntert: „Alle können mitsingen.“Und das tun sie dann auch, die frohgestimmten Besucher. Sie vereinigen sich zum anschwellenden Adventschor, sicher angeführt von der kraftvollen klaren Stimme der 81-jährigen Schauspielerin, die sich unter langem Applaus mit „Frohe Weihnachten“verabschiedet.