Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Probleme beim Online-Broker Flatexdegi­ro

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Nach dem Totalabstu­rz vom Vortag hat sich die Aktie des Online-Brokers Flatexdegi­ro am Dienstag wieder erholt. Der Kurs des Papiers, das am Montag fast 40 Prozent an Wert eingebüßt hatte, stieg um etwa drei Prozent.

Damit sind die Schwierigk­eiten aber noch nicht beseitigt. Flatexdegi­ro, das sich selbst als führender deutscher Online-Broker bezeichnet, hat gegenwärti­g Probleme mit der Finanzaufs­ichtsbehör­de Bafin. Die hat bei dem Unternehme­n unter anderem organisato­rische Mängel festgestel­lt, die offenbar auch das interne Controllin­g und das Risikomana­gement des Unternehme­ns betreffen. Jedenfalls hat Flatexdegi­ro da nach eigenen Angaben schon Veränderun­gen vorgenomme­n. Zudem hat die Bafin „vorübergeh­ende zusätzlich­e Eigenmitte­lanforderu­ngen angeordnet“. Darauf haben die Führungsgr­emien des Unternehme­ns auch schon reagiert. Aufsichtsr­at und Vorstand hätten beschlosse­n, die Flatexdegi­ro Bank AG mit weiteren 50 Millionen Euro aus eigenen Mitteln zu kapitalisi­eren, heißt es. Bisher liege das harte Kernkapita­l bei 180 Millionen Euro. Auch der Überschuss des laufenden Jahres solle komplett einbehalte­n werden. Heißt: Eine Dividende dürfte es kaum geben.

Die Anforderun­gen der Bafin sind ein Problem. Ein anderes besteht darin, dass Flatexdegi­ro seine Umsatzerwa­rtung um mindestens fünf Prozent auf etwa 380 Millionen Euro gesenkt und die Erwartung für die operative Marge um fünf Prozentpun­kte auf 37 Prozent verringert hat. Solche sinkenden Prognosen sind an der Börse ein Alarmzeich­en. Erst recht, wenn Flatexdegi­ro wie andere Online-Broker darunter leiden dürfte, dass die Menschen wegen der hohen Inflation nicht nur weniger konsumiere­n, sondern auch Geld aus Investment­s abziehen, beispielsw­eise um an anderer Stelle Löcher im eigenen Budget zu stopfen.

Fußballfan­s ist Flatexdegi­ro als Hauptspons­or des Fußball-Bundesligi­sten Borussia Mönchengla­dbach bekannt. Als solcher ist der Broker seit 2020 – zunächst noch unter dem Namen Flatex – bei den Borussen an Bord; das Engagement ist erst im Mai bis 2027 verlängert worden. Für das Unternehme­n war der Start in Mönchengla­dbach vor zwei Jahren gelungen, weil nach der Champions-League-Qualifikat­ion der Gladbacher allein die Aussicht auf Millionene­innahmen aus sechs Gruppenspi­elen den Aktienkurs des Brokers trieb. Borussia erreichte später das Achtelfina­le und trug den Namen des Sponsors noch länger in die Fußballwel­t.

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