Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Probleme beim Online-Broker Flatexdegiro
DÜSSELDORF Nach dem Totalabsturz vom Vortag hat sich die Aktie des Online-Brokers Flatexdegiro am Dienstag wieder erholt. Der Kurs des Papiers, das am Montag fast 40 Prozent an Wert eingebüßt hatte, stieg um etwa drei Prozent.
Damit sind die Schwierigkeiten aber noch nicht beseitigt. Flatexdegiro, das sich selbst als führender deutscher Online-Broker bezeichnet, hat gegenwärtig Probleme mit der Finanzaufsichtsbehörde Bafin. Die hat bei dem Unternehmen unter anderem organisatorische Mängel festgestellt, die offenbar auch das interne Controlling und das Risikomanagement des Unternehmens betreffen. Jedenfalls hat Flatexdegiro da nach eigenen Angaben schon Veränderungen vorgenommen. Zudem hat die Bafin „vorübergehende zusätzliche Eigenmittelanforderungen angeordnet“. Darauf haben die Führungsgremien des Unternehmens auch schon reagiert. Aufsichtsrat und Vorstand hätten beschlossen, die Flatexdegiro Bank AG mit weiteren 50 Millionen Euro aus eigenen Mitteln zu kapitalisieren, heißt es. Bisher liege das harte Kernkapital bei 180 Millionen Euro. Auch der Überschuss des laufenden Jahres solle komplett einbehalten werden. Heißt: Eine Dividende dürfte es kaum geben.
Die Anforderungen der Bafin sind ein Problem. Ein anderes besteht darin, dass Flatexdegiro seine Umsatzerwartung um mindestens fünf Prozent auf etwa 380 Millionen Euro gesenkt und die Erwartung für die operative Marge um fünf Prozentpunkte auf 37 Prozent verringert hat. Solche sinkenden Prognosen sind an der Börse ein Alarmzeichen. Erst recht, wenn Flatexdegiro wie andere Online-Broker darunter leiden dürfte, dass die Menschen wegen der hohen Inflation nicht nur weniger konsumieren, sondern auch Geld aus Investments abziehen, beispielsweise um an anderer Stelle Löcher im eigenen Budget zu stopfen.
Fußballfans ist Flatexdegiro als Hauptsponsor des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach bekannt. Als solcher ist der Broker seit 2020 – zunächst noch unter dem Namen Flatex – bei den Borussen an Bord; das Engagement ist erst im Mai bis 2027 verlängert worden. Für das Unternehmen war der Start in Mönchengladbach vor zwei Jahren gelungen, weil nach der Champions-League-Qualifikation der Gladbacher allein die Aussicht auf Millioneneinnahmen aus sechs Gruppenspielen den Aktienkurs des Brokers trieb. Borussia erreichte später das Achtelfinale und trug den Namen des Sponsors noch länger in die Fußballwelt.