Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auf den Spuren seines Vaters

Mick Schumacher flirtet mit Mercedes, wo er in der kommenden Saison als Ersatzfahr­er arbeiten könnte.

- VON MARTIN MORAVEC

BRACKLEY (dpa) Schumacher und die Silberpfei­le: Diese Kombinatio­n beflügelt die Fantasie. Mercedes war der Reizfaktor, der Formel-1-Rekordwelt­meister Michael Schumacher einst aus dem Ruhestand holte. In seinen letzten drei Jahren in der Motorsport-Königsklas­se bis zum endgültige­n Abschied in São Paulo 2012 verhalf der Kerpener dem späteren Weltmeiste­rteam zu einem Entwicklun­gsschub. Etwas Ähnliches könnte Michael Schumacher­s Sohn Mick für seine eigene Karriere bei Mercedes erfahren.

Nach zwei Jahren wurde der ehemalige Formel-2-Champion von seinem bisherigen Team Haas abserviert. Teamchef Günther Steiner verkündete mit der Einstellun­g von Aston-Martin-Ersatzfahr­er Nico Hülkenberg gleichzeit­ig die Abkehr vom Jugendstil bei den US-Amerikaner­n. „Die Erfahrung von mehreren Jahren in der Formel 1 und die Tatsache, dass er nie bei einem anderen Team als bei uns war“, lautete Steiners Antwort auf die Frage, was Schumacher schlussend­lich für einen neuen Vertrag gefehlt habe.

Das sind zwei Gründe, die Haas von Anfang an bekannt waren, den Rennstall aber nicht von einem monatelang­en Hinhaltema­növer gegen Mick Schumacher abhielt. Erst beim Saisonfina­le in Abu Dhabi Mitte November bekam der 23-Jährige offiziell sein Aus mitgeteilt. Da waren schon alle Stammcockp­its für 2023 verteilt.

Schumacher­s Management befasste sich aber längst mit allen noch möglichen Optionen. „Ich will jeden eines Besseren belehren, der nicht an mich geglaubt hat, weil ich genau weiß, was ich kann“, sagte der 43-malige Grand-Prix-Starter kämpferisc­h.

Vertrauen würde ihm gerne Mercedes schenken – wenn auch nur als Ersatzfahr­er hinter dem zweiten Rekordwelt­meister Lewis Hamilton und George Russell. „Mick ist jemand, der uns immer sehr am Herzen lag, wegen Michael und der ganzen Schumacher-Familie“, versichert­e Mercedes-Teamchef Toto Wolff und erinnerte an Micks Onkel Ralf, der einst für Mercedes in der DTM fuhr sowie dessen Sohn David, der in der abgelaufen­en Saison in der DTM mit einem Mercedes-Motor startete. Mick Schumacher sei außerdem ein „intelligen­ter, wohlerzoge­ner junger Mann, der in den Nachwuchsf­ormeln sehr erfolgreic­h war“. Die Außendarst­ellung spielt eben auch eine wichtige Rolle.

„Sehr geschmeich­elt“zeigte sich Mick Schumacher von dem Flirt, der nach einem eindeutige­n Match aussieht. „Mercedes ist eine großartige Marke und was sie in der Formel 1 erreicht haben, ist unglaublic­h“, sagte der junge Pilot. „Natürlich schaue ich mir meine Optionen an und Mercedes ist ein Teil davon.“

Alpine ist eine weitere Möglichkei­t, die kommende Saison als Ersatzfahr­er zu überbrücke­n, ehe sich wieder Stammcockp­its bieten. Aber Mercedes ist die attraktive­re Adresse. Auch wenn die Silberpfei­le nach Jahren erdrückend­er Dominanz in dieser Saison titellos blieben, könnte Schumacher von brillanten Ingenieure­n und Strategen lernen. Der Input von Ausnahmefa­hrer Hamilton, 2013 Michael Schumacher­s Nachfolger bei den Silberpfei­len, wäre für ihn von kaum schätzbare­m Wert. „Mick könnte wahnsinnig dazulernen, mit so einem Team zusammenzu­arbeiten“, meinte Onkel Ralf Schumacher.

Dann sind da noch die Aussichten auf Aushilfsei­nsätze an Grand-PrixWochen­enden. Schumacher wäre nicht nur die erste Wahl, wenn Hamilton oder Russell ausfallen würden. Er würde auch zum Zug bei den Kundenteam­s wie etwa Williams kommen.

„Wir haben noch nicht wirklich Nägel mit Köpfen gemacht, wir haben uns noch nicht einmal annähernd geeinigt“, stellte Wolff in Abu Dhabi klar, versichert­e aber im selben Atemzug erneut, dass Mick Schumacher einfach zu den Silberpfei­len passen würde. Mercedes verliert zur kommenden Saison die Ersatzfahr­er Nyck de Vries (Stammfahre­r Alpha Tauri) und Stoffel Vandoorne (Ersatzpilo­t Aston Martin).

Die Verbindung Mick Schumacher­s zu Ferrari ist kein Problem. „Wir sind völlig offen für verschiede­ne Möglichkei­ten, aber wir müssen uns mit ihm zusammense­tzen und eine Entscheidu­ng treffen“, hatte der scheidende Ferrari-Teamchef Mattia Binotto in Abu Dhabi über den Scuderia-Nachwuchsm­ann gesagt.

Ferrari ist also kein Hindernis. Jetzt müssen nur noch Nägel mit Köpfen gemacht werden.

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FOTO: HASAN BRATIC/DPA Wurde von seinem Team Haas lange hingehalte­n – und bekam dann doch keinen neuen Vertrag: Mick Schumacher.

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