Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
SV Hemmerden zieht Team zurück
Der Grevenbroicher Verein hat seine Frauen aus der Fußball-Landesliga abgemeldet. Wegen anhaltender Personalsorgen sahen die Blau-Weißen keine Perspektive mehr.
HEMMERDEN (cst) Viele Jahre lang war die Damenabteilung des SV Hemmerden das Aushängeschild für den Frauenfußball im RheinKreis Neuss. Zwischen 2004 und 2007 spielten die erste Mannschaft sogar in der Regionalliga West, immerhin die dritthöchste Spielkasse in Deutschland, und konnte sich zweimal den Klassenerhalt sichern. Doch diese Zeiten sind vorbei: Nach einem langen sportlichen Auf und Ab sowie dem Absturz bis an das Tabellenende der Landesliga zog der Verein Mitte voriger Woche die Reißleine und meldete seine Frauenmannschaft mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb ab.
Seit Beginn der Corona-Pandemie ging es für den Hemmerdenerinnen sportlich steil bergab, in der vergangenen Absteigssaison gingen 29 der 30 Saisonspiele verloren. Die ebenfalls schwache Bilanz mit elf Niederlagen in elf Spielen in der laufenden Saison war dann wohl der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Für die Hemmerdener Trainerlegende Peter Compes, der immer wieder aushalf, wenn er gebraucht wurde, war für den Rückzug aber weniger der sportliche Misserfolg ausschlaggebend, vielmehr waren es fehlende Spielerinnen: „Seit zwei Jahren haben wir Personalprobleme an allen Ecken. Diese Saison hatten wir sechs Langzeitverletzte sowie vier Spielerinnen, die im Block den Verein verlassen haben“, erklärt Compes. Somit war der zu Saisonbeginn mit 21 Frauen besetzte Kader stark dezimiert. Compes sieht auch ein weiteres Problemfeld in der Altersstruktur und der Konkurrenz: „Viele Frauen sind in den letzten Jahren aus Altersgründen weggegangen. Hinzu kommt die Nähe zu anderen Vereinen, die für die Spielerinnen
oft reizvoller sind, was es uns erschwert, eine leistungsfähige Mannschaft zu behalten und zu entwickeln.“
Dieses Problem geht Hand in Hand mit dem insgesamt fehlenden Nachwuchs in Hemmerden, wo es nur das Landesligateam gibt. Auch in Sachen Trainerentscheidungen räumt Compes ein, dass in den vergangenen Jahren das „glückliche Händchen“gefehlt hat und Personalentscheidungen auf dem Trainerstuhl „nicht nachvollziehbar waren“. Trotz der widrigen Umstände habe der Verein bis zuletzt alles probiert und die Mannschaft in den Entscheidungsprozess für die Zukunft miteingebunden. Nach den beiden schon personell bedingten Spielabsagen in der laufenden Saison fiel die Partie am Sonntag in Uerdingen durch den Rückzug aus. Ein möglicher Neustart in einer niedrigeren Liga ist noch ungewiss. „Im nächsten halben Jahr ist es nun unsere Aufgabe, weiterhin gewillte Spielerinnen im Verein zu halten und ein glückliches Händchen zu haben, um an vergangene erfolgreiche Zeiten anknüpfen zu können“, so Peter Compes.