Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Kaarster helfen“übernimmt die Tafel
Die Kaarster Tafel formiert sich ab Januar unter einem neuen Träger. Dann wird sie vom Verein „Kaarster Helfen“geführt. Dieser löst die Neusser Tafel ab, die im September die Ehrenamtlichen quasi vor die Tür gesetzt hatte.
KAARST Für die Menschen, die die Kaarster Tafel nutzen, ändert sich ab Januar 2023 nichts Wesentliches, im Hintergrund ändert sich jedoch alles. Denn die Kaarster Tafel bekommt mit dem Verein „Kaarster helfen“einen neuen Träger und löst sich so von der Neusser Tafel. Unter dem Dach von „Kaarster helfen“gibt es eine Zukunft mit vielen Möglichkeiten, die das neue Tafel-Team mit Sabine Kühl, Thomas Humpfle und Marie-Luise Grüe voller Enthusiasmus seit September in Angriff genommen hat – und seitdem schon auf 32 Unterstützer setzen kann.
Was war passiert? Am 15. September 2022 informierte Tafel-Vorsitzende Rebecca Schuh die Kaarster Ehrenamtler per Brief, dass wegen einer „Umstrukturierung“die Kaarster Zweigstelle von Neussern übernommen würde. Eine Begründung fehlte. Auch auf Nachfrage unserer Redaktion gab es keine weiteren einleuchtenden Erklärungen dazu. Das wollten die Kaarster sich nicht gefallen lassen: „Aus Trotz haben wir uns an Verwaltung und Politik gewandt, ob jemand helfen kann“, sagt Thomas Humpfle, der gemeinsam mit Marie-Luise Grüe bereits seit über einem Jahr bei der Ausgabe der Tafel im Pfarrzentrum von Sankt Martinus half. Für MarieLuise Grüe war es besonders ärgerlich, ohne persönlichen Kontakt „einfach vor die Tür gesetzt worden zu sein“. Dabei war ihr das Engagement bei der Tafel als eine Perspektive für die Zeit nach ihrer beruflichen Tätigkeit sehr wichtig. Auch Sabine Kühl wollte durch Kontakt mit Thomas Humpfle ihren Beitrag leisten, um das Ganze zu unterstützen und wurde Teil des Tafel-Teams. Der Verein „Kaarster helfen“, dessen Vorsitzende Bürgermeisterin Ursula Baum ist, machte seinem Namen alle Ehre und bot Hilfe an, damit kein neuer Verein gegründet werden muss: Der Vorstand, zu dem auch Geschäftsführer Leo Erdtmann gehört, übernimmt administrative Aufgaben, alles andere das Tafel-Team.
Zunächst stellte der Vorstand von „Kaarster helfen“einen Antrag auf Neugründung der Tafel beim Bundesverband in Berlin, außerdem wurden die Zustimmungen der anderen Tafeln in Grevenbroich, Meerbusch, Willich und Neuss benötigt – das regelte alles der Landesverband, berichtet Ursula Baum. Die rechtlichen Voraussetzungen wurden damit geschaffen. Das TafelTeam zeigte sich überwältigt über die positiven Gespräche mit den Tafeln in Grevenbroich und Meerbusch: „So etwas kannten wir gar nicht von Neuss“, meint Thomas Humpfle. Die Erkenntnis, dass sich die Tafeln untereinander helfen, fehlte den Ehrenamtlern bis jetzt – zukünftig wird es eine Kooperation mit der Meerbuscher Tafel geben, die die Infrastruktur übernimmt und Kühlwagen und Fahrzeuge zur Verfügung stellt: „Für die Manpower sorgen wir“, so Thomas Humpfle. Das betrifft Transport, Logistik, die Ausgabe und das Management der Kunden. Geschäfte und Hofläden sollen nochmal gezielt zur Unterstützung angesprochen werden. Und es wird ein Ende der Zettelwirtschaft geben: „Wir werden alles auf digitale Füße stellen“, erklärt das neue Team. Dazu müssten die Berechtigungsnachweise noch einmal mitgebracht werden.
Ein großer Lichtblick sind die vielen Helfer, die jetzt schon dabei sein wollen: „Wir können alles groß und breit aufstellen, denn wir haben viele Ressourcen, die gut gesteuert werden müssen“, erklärt Humpfle.
So sollen Teams gebildet werden, die ein Mal im Monat zum Einsatz kommen, um urlaubsbedingte Ausfälle zu vermeiden. Das Erstaunliche sei, dass sehr viel über Mundpropaganda gelaufen und nicht viel Werbung nötig gewesen sei, um Mitstreiter zu finden. Auch die katholische Kirchengemeinde hat schon zugestimmt, dass die neue Kaarster Tafel die Räume zu den seit Juni geltenden Bedingungen, nämlich ohne Mietkosten, nutzen darf. Übrigens verhindert der Bestandsschutz in Zukunft, dass sich die Neusser Tafel in Kaarst „versorgen“darf. Für die engagagierten Ehrenamtler ist klar: „Menschen zu helfen sollte im Vordergrund stehen“, sagen sie. Und das werden sie bei der Ausgabe „ihrer“Tafel ab Januar beweisen.