Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Christian Ehring sorgt für volles Haus im Einstein-Forum
KAARST Es war fast so wie in den Zeiten vor der Corona-Pandemie, als die Zuschauer gerade so ins Albert-Einstein-Forum geströmt waren: Der Auftritt von Comedian Christian Ehring war ausverkauft. So wie man es von ihm erwartet, lieferte der Kabarettist ein solides politisches Programm ab. Corona und Wladimir Putin wurden natürlich auch thematisiert. Der 50-Jährige, der in Krefeld aufgewachsen ist, stand zwar allein auf der Bühne. Aber als – offenbar imaginärer – Gegenpol diente immer wieder ein gewisser Justus, sein einstmals bester Freund mit einer ganz anderen Haltung zu wichtigen Themen. „Ein Virus ist im Gegenteil zur Politik in der Lage, sich weiterzuentwickeln“, erklärte Ehring. Dem seien Gespräche über die Pandemie mittlerweile lieber als Gespräche über den Krieg. Muss man Putin etwas bieten, damit er sein Gesicht wahren kann – Christian Ehring hat da eine Idee: „Wir sind nicht für Putins Gesicht zuständig – wenn es nach mir ginge, wären dafür die beiden Klitschko-Brüder zuständig“, erklärte der 50-Jährige. Und Ehring wundert sich, dass offenbar viele Menschen empfänglich sind für die russische Propaganda: Sie glaubten, dass das ukrainische Brudervolk von Russland befreit werden müsse. Ehring hatte da eine Metapher parat: Das sei so, als schlüge man jemandem alle Zähne aus, um ihn vor Karies zu schützen.
Ebenfalls ein toller Vergleich: Schon vor über 2000 Jahren wurden zu Weihnachten Geschenke gemacht, die man nicht wirklich braucht: Ehring erinnerte an Maria und Josef, die sich eine Wickelkommode und Pampers für ihr Kind dringender gebraucht hätten als Gold, Weihrauch und Myrrhe. Was dem Kleinkünstler, der selber ja regelmäßig im Fernsehen auftritt: „In Talksendungen geht es im Zusammenhang mit der Heraufsetzung des Rentenalters immer wieder um den Dachdecker.“Sein praktischer Tipp: „Der Rollator des alten Dachdeckers sollte verdammt gute Bremsen haben.“
Christian Ehring ist auch ein guter Texter und Pianist. Ein Beispiel dafür ist seine Hymne auf den ehrlichen Steuerzahler, mit dem offenbar etwas nicht so recht stimmt. „Ich könnt‘ mir eine scheuern, ich zahl‘ immer noch Steuern. Ich bin da halt so reingerutscht in die Legalität. Ich fürchte, für eine Selbstanzeige ist es schon zu spät.“Ehrlichkeit wird zur Ausnahme. Ehring lässt seiner Fantasie freien Lauf. So berichtet er, wie Homeoffice auch für Briefträger funktionieren könnte: „Mein Briefträger liest von zu Hause aus meine Post und wenn was Interessantes drinsteht, ruft er mich an.“Politisches Kabarett kann mitunter auch ziemlich lustig sein. Gut so.