Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Staatsschu­tz sucht den Drohanrufe­r

Nach dem angedrohte­n Anschlag auf den Weihnachts­markt prüft die Polizei einen Zusammenha­ng mit Anrufen in anderen Städten.

- VON VERENA KENSBOCK UND UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Nach der Räumung des Weihnachts­marktes und des Rathauses am Montag ermittelt die Polizei wegen einer mutmaßlich­en Störung des öffentlich­en Friedens durch Androhung von Straftaten. Die Person hatte eine Drohung ausgesproc­hen, die sich explizit gegen den Weihnachts­markt richtete. Die Ermittlung­en des Staatsschu­tzes liefen intensiv, sagte Polizeispr­echer Raimund Dockter am Dienstag, man versuche, den Menschen zu enttarnen, von dem die Drohung ausgegange­n sei. Die Ermittlung­en richten sich derzeit noch gegen Unbekannt, es gebe aber mehrere Ansätze, die hoffentlic­h dazu führen würden, den Täter zu identifizi­eren.

Auch ein Zusammenha­ng mit ähnlichen Drohungen in Düren und Münster werde geprüft. Es sei sehr auffällig, dass es an einem Tag gleich drei ähnliche Anrufe gegeben habe, bestätigte der Polizeispr­echer. „Es kann durchaus sein, dass es sich hier um eine Person handelt.“In Münster etwa hatten die Sicherheit­sbehörden den Anruf als Fake gewertet. Die Drohung gegen den Weihnachts­markt in Düsseldorf war jedoch ernst zu nehmen, sagte Dockter. „Wir konnten nicht mit hundertpro­zentiger Sicherheit ausschließ­en, dass eine Gefahr für die Bevölkerun­g besteht“, so der Polizeispr­echer. „In solchen Fällen müssen wir auf Nummer sicher gehen.“Darum habe sich die Polizei entschiede­n, den Weihnachts­markt zu räumen. „Wir sind aber weit davon entfernt, inflationä­r mit solchen Entscheidu­ngen umzugehen.“

Ausschlagg­ebend sei vor allem die Art und Weise der Bedrohung – etwa wie nachvollzi­ehbar und realistisc­h das Szenario sei. Aber auch, wie das Telefonat ablaufe und wie der Anrufer wirke. Gegen 18 Uhr hatte die Polizei die Sperrung wieder aufgehoben. Im Hintergrun­d seien Ermittlung­en gelaufen und zu diesem Zeitpunkt habe man ausschließ­en können, dass tatsächlic­h eine Bedrohung bestehe. Die Polizei wird weiterhin mit Streifen auf dem Weihnachts­markt unterwegs sein, am Sicherheit­skonzept werde aber nichts grundlegen­d geändert, so der Polizeispr­echer. „Unser Konzept ist bereits auf maximale Sicherheit ausgelegt.“

Die 175 Buden des Marktes konnten am Dienstag wieder normal öffnen. „Wir sind froh, dass alles so ruhig, besonnen und ohne jede Panik gelaufen ist“, sagt Oliver Wilmering,

Chef der Düsseldorf­er Schaustell­er. Er betreibt selbst den Glühweintu­rm am Kö-Bogen und erfuhr durch einen Polizisten von der Sperrung. Bei der Eisbahn von Oscar Bruch schräg gegenüber tauchten um 15.15 Uhr ebenfalls Beamte auf, mit Maschinenp­istolen schwer bewaffnet, und forderten zur Räumung der Eisfläche auf. Sicherheit geht vor: Das sagen alle Händler. „Das Wichtigste ist, dass nichts passiert ist“, sagt Konstanze Schmelter, deren Familie die

Glühweinpy­ramide an der Flinger Straße betreibt. Nach der Erleichter­ung kam bei Wilmering aber auch ein anderes Gefühl auf. „Ich habe Wut gespürt, Wut auf Menschen, die so etwas verursache­n.“Ihm sei nicht mulmig gewesen, wer auch immer den Terror angedroht habe, habe aber Menschen in Angst und Schrecken versetzen wollen.

Für die Händler ist auch ein wirtschaft­licher Schaden entstanden. Düsseldorf Tourismus (DT) prüft, ob sie als Veranstalt­er Schadeners­atzansprüc­he stellen will, wenn man des Täters habhaft wird. Der Montag ist nicht der stärkste Tag auf dem Weihnachts­markt und das Wetter war zudem schlecht, dennoch fehlt den Schaustell­ern das Geld in der Kasse. Bei Schmelter handelt es sich um einen dreistelli­gen Betrag. Bei Bruch, der an der Eisbahn und am Riesenrad rund 60 Menschen beschäftig­t, können es 7000 bis 8000 Euro Verlust sein.

Das Strafgeset­zbuch sieht für die Störung des öffentlich­en Friedens durch Androhung von Straftaten eine Geldstrafe oder eine Freiheitss­trafe von bis zu drei Jahren vor. Die Bestrafung ist nicht nur möglich, wenn eine Person eine Straftat ernsthaft plant und diese androht, sondern auch, wenn sie bewusst vorgetäusc­ht wird. Der Täter muss mit empfindlic­hen Zahlungen rechnen.

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Die Altstadt war während der Sperrung am Montag wie leer gefegt, die Stimmung gespenstis­ch.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Die Altstadt war während der Sperrung am Montag wie leer gefegt, die Stimmung gespenstis­ch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany