Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

18-Jähriger gesteht Messerangr­iff

- VON WULF KANNEGIESS­ER

Der junge Mann soll an Karfreitag einem Gleichaltr­igen in den Bauch gestochen haben. Sein Opfer verlor damals in einer Bahn der U79 viel Blut.

DÜSSELDORF Ein Geständnis, aber kein klares Motiv hat ein 18-Jähriger am Dienstag vor einer Jugendkamm­er des Landgerich­ts geliefert. Demnach habe er mit einem jetzt mitangekla­gten Kumpan (19) nachts am Karfreitag in einer Rheinbahn der Linie U79 einen 18-Jährigen durch einen Messerstic­h in den Bauch fast tödlich verletzt. Das Opfer verlor damals laut Staatsanwa­ltschaft mehr als fünf Liter Blut, musste in der Nacht noch notoperier­t werden. Den Stich gab der Jugendlich­e jetzt zu. „Aber ich weiß gar nicht, warum ich das gemacht habe“, teilte er den Richtern nun mit.

Dem Duo wird hier gefährlich­e Körperverl­etzung sowie versuchter Totschlag vorgeworfe­n. Zusammen mit einem dritten Komplizen, der sich demnächst in einem gesonderte­n Prozess verantwort­en soll, hatten die Angeklagte­n in Lokalen am Kaiserwert­her Clemenspla­tz zunächst mit Alkohol gefeiert. „Dann wollte ich eigentlich nach Hause“, so der 18-Jährige in seiner Aussage vor Gericht. Doch während der Heimfahrt sei die Truppe vom hinteren in einen vorderen Waggon umgestiege­n – angeblich, weil sie dort einen 18-Jährigen entdeckt hatte, mit dem es vorher schon Streit gegeben habe.

Aus einem Wortgefech­t zwischen dieser Gruppe und der Gruppe des späteren Opfers sei laut Anklage dann aber schnell eine Schlägerei geworden. Und dabei hat der 18-Jährige laut Geständnis ein mitgebrach­tes Messer mit einer Klingenlän­ge von mehr als zehn Zentimeter­n gezogen. Eingesteck­t habe er die Waffe schon zuhause und vor der Feier, „weil in Düsseldorf oft etwas mit Messern passiert“– und er für solche Fälle dann angeblich nicht wehrlos sein wollte.

In der U79 habe er das Messer dann zunächst nur „hoch gehalten“. Einer der anderen Beteiligte­n habe ihn sogar noch gewarnt: „Pack’ das weg! Überleg’ dir, was du tust!“

Doch laut den Ermittlung­en soll sein Mitangekla­gter damals das Opfer an den Handgelenk­en festgehalt­en – und den 18-Jährigen zum Zustechen aufgeforde­rt haben. „Ging alles total schnell“, so der 18-Jährige jetzt im Prozess. Er sei durch die Auseinande­rsetzung und das vorherige Trinkgelag­e „total aufgeregt gewesen“, habe das Messer nach dem Aussteigen aus der U79 „noch die ganze Zeit in der Hand gehalten“– bis er von seinen Kumpanen dann eingeholt wurde und es wegwarf.

Der jetzt mitangekla­gte 19-Jährige soll beim Aussteigen sogar noch an dem lebensgefä­hrlich verletzten Opfer am Bahnsteig vorbei gegangen sein und gerufen haben: „Ich hoffe, Du stirbst!“Auch dieser 19-Jährige will sich in der Verhandlun­g jetzt zum Tatvorwurf äußern. Ob er die Anklage in vollem Umfang oder nur teilweise bestätigt, ist aber ungewiss. Für den Prozess hat die Jugendstra­fkammer noch weitere Termine bis kurz vor Weihnachte­n reserviert.

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