Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Gastronomen kämpfen weiterhin
Die vergangenen Corona-Winter waren hart, nun machen steigende Preise zu schaffen.
DORMAGEN Aus der Sicht eines Gastronomen war der vergangene Winter eine schwierige Zeit: Statt ausgelassenen Weihnachtsfeiern waren 2G-Regel und Maskenpflicht angesagt, was für wegbleibende Gäste und finanzielle Probleme sorgte. In diesem Jahr sind die Rahmenbedingungen wieder besser. Doch läuft das Weihnachtsgeschäft wie vor der Corona-Pandemie?
Für die Pizzeria Paparazzi von Biagio Chiara ist die gegenwärtige Energiekrise schlimmer als die CoronaKrise im vergangenen Jahr: Damals sei der Lieferservice beliebt gewesen, nun bleiben viele Gäste weg, die aufgrund finanzieller Schwierigkeiten Geld sparen, indem sie weniger essen gehen. Mittags an Wochentagen sei die Kundschaft um zwei Drittel geschrumpft, lediglich am Wochenende sei die Pizzeria „nett gefüllt“. Mit diesem Problem steht er nicht alleine: „Viele Kollegen überlegen, zuzumachen“, erzählt Chiara. Seine Pizzeria solle erst einmal bestehen bleiben. „Man möchte nicht aufgeben und sein Personal auf die Straße rausjagen“, fügt der Gastronom
hinzu. Allerdings befinde er sich in einer Zwickmühle, da die Kosten stark gestiegen seien. Aktuell wünsche er sich, dass der Weihnachtsmann kommt und die Gastronomie sowie weitere Branchen unterstützt.
Anderen Restaurants geht es in diesem Winter besser als im vergangenen Corona-Winter. Mit dem Tagesgeschäft in seiner Gaststätte „Manes am Bösch“ist Boris Orschel zufrieden: Ohne Reservierung sei es schwierig, einen Tisch zu bekommen. Lediglich die großen Firmenfeiern bleiben aus. Stattdessen verabreden sich häufig einzelne Abteilungen
zum Essen. Von der Politik wünscht sich Orschel, dass keine neuen Corona-Vorschriften kommen: „Die Politik soll uns in Ruhe lassen und uns unsere Arbeit machen lassen“, so der Gastronom.
Marion Allard, die Inhaberin vom Restaurant „Zum Volksgarten“, kritisiert die Rhetorik der Politiker: Zwar ist es nun erlaubt, auszugehen, doch die „Angstmacherei“durch die Politik bewirke, dass Menschen zu Hause bleiben. „Ich verstehe nicht, warum wir Corona noch als eine Pandemie begreifen“, sagt Allard. Sie hofft, dass möglichst viele Menschen ins Restaurant gehen, da dieses einen hohen Anteil an Fixkosten sowie eine „wahnsinnige Preissteigerung“finanzieren müsse. Wichtig sei außerdem, dass die Gäste nicht kurzfristig stornieren. Es sei unverantwortlich, einen Tisch freizuhalten und sich erst im Nachhinein zu entscheiden. Aktuell sei ihr Restaurant jeden Abend ausgebucht, allerdings fallen die Weihnachtsfeiern, die normalerweise im November und Dezember veranstaltet wurden, bis auf wenige Ausnahmen weg.
Angelo Cannata vom italienischen Restaurant „Il Marchese“ist aktuell mit dem Wintergeschäft zufrieden. Zwar sei die Neukundengewinnung schwierig, doch er habe einen Kundenstamm aufgebaut, der ihn nicht im Stich lasse. „Man kann nur den Gästen danken, dass sie die Gastronomie und die Wirtschaft noch unterstützt“, fügt Cannata hinzu. Das größte Problem sei der Personalmangel in der Gastronomie. Zudem stehe der Gastronom vor einer Ungewissheit: Nach Corona sei „die nächste Krise im Anmarsch“. Am liebsten hätte Cannata eine Zeitmaschine. Reisen würde er in die Zukunft. „Es kann nur besser werden“, meint er.