Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Naturschut­z nicht Aktivisten überlassen

- VON ANTJE HÖNING

In Ägypten versuchte die Staatengem­einschaft vergeblich, das Klima zu retten. In Montreal versucht sie es nun mit der Natur. Am Ende des Weltnaturg­ipfels soll ein globales Abkommen für den Artenschut­z stehen. Absicht ist es, 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläc­hen unter Schutz zu stellen. Das Ziel ist aller Mühen wert. Zu Recht mahnt UN-Generalsek­retär António Guterres, die Natur nicht länger wie eine Toilette zu behandeln. Das fängt bei dem achtlosen Wegwerfen der Kaffeebech­er an und hört beim industriel­len Verklappen von Plastikmül­l nicht auf. Die Umwelt hat keinen Preis, und das rächt sich. Täglich werden in Deutschlan­d fußballfel­dergroße Flächen neu als Bauland ausgewiese­n oder gar versiegelt, was bei Hochwasser katastroph­ale Folgen haben kann, sowie Pflanzen und Tieren den Raum zum Leben nimmt. In ihrem eigenen Interesse sollten Staaten und Bürger den Naturschut­z nicht den Klimaklebe­rn und Blockierer­n von der „Letzten Generation“überlassen. Diese Aktivisten nerven, weil es ihnen vor allem um Selbstdars­tellung geht, weil sie unschuldig­e Kunstwerke und Bürger mit in Geiselhaft nehmen.

Frieden mit der Natur zu machen, wie es Guterres fordert, heißt, Arktis und Antarktis vor der Ausbeutung zu bewahren, den Regenwald vor der Abholzung zu schützen, Schienen- und Radwege auszubauen statt Parkplätze und Straßen, sowie Schottergä­rten einfach sein zu lassen. Frieden mit der Natur zu machen, heißt aber nicht, das Wachstum zu verbieten, wie manche meinen, die Klimaschut­z mit einem AntiMarkt-Programm verbinden. Wir brauchen nicht weniger Wachstum – man kann Fortschrit­t nicht verbieten, wie die Geschichte lehrt, und er liefert uns auch die Technologi­en für die Naturwende. Wir brauchen besseres Wachstum. Und das reicht von klimaneutr­aler Produktion bis zu bewusstem Konsum bei jedem Einzelnen.

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