Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
800 Waldbesitzer bei Millionenklage in Haftung
Vom Holzpreis-Streit ist nicht nur das Land betroffen.
DÜSSELDORF (szf ) 32 Sägewerke werfen dem Land Nordrhein-Westfalen vor, über Jahre hinweg Holzpreise in die Höhe getrieben zu haben. Bei einer Klage geht es um die Summe von 187 Millionen Euro. Nun hat die Landesregierung beschlossen, dass 800 Waldbesitzer im Falle einer Verurteilung in Regress genommen werden können. Darunter fallen private Eigentümer, Genossenschaften und 67 kommunale Betriebe.
„Es sind ausschließlich die umsatzstärksten Forstbetriebe in NRW“, betonte Rainer Joosten, Referatsleiter für Forstpolitik im Landwirtschaftsministerium. „KleinstWaldbesitzer sind davon nicht betroffen.“Und womöglich werde niemals jemand mit Ansprüchen konfrontiert: „Wenn das Land den Prozess gewinnt, dann wird nie eine Rechnung kommen.“Andernfalls werde es für die meisten Betroffenen um einige Tausend oder einige
Zehntausend Euro gehen. Das Land stehe im Falle einer juristischen Niederlage natürlich in der Hauptverantwortung. Die 800 betroffenen Eigentümer sollen in den nächsten Tagen eine Nachricht erhalten.
Hintergrund ist ein System der „kooperativen Holzvermarktung“, das in NRW über Jahrzehnte praktiziert wurde. Dabei übernahm die Landesforstverwaltung den Verkauf von Holz aus staatlichen, städtischen und privaten Beständen. Ende 2019 gab das Land die Praxis auf, nachdem das Bundeskartellamt Bedenken angemeldet hatte. 2020 flatterte die Klage einer, wie das Land mitteilt, eigens dafür gegründete Gesellschaft ins Haus. „Diese Klage der Sägeindustrie richtet sich gegen alle, die sich in NRW dafür einsetzen, unseren Wald zu bewahren und ihn zu schützen“, kritisierte Forstministerin Silke Gorißen (CDU).