Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Krach um den Steag-Chefaufseh­er

- VON ANTJE HÖNING

Betriebsrä­te bitten Bund und Land um Hilfe gegen „verantwort­ungslose“Stadtwerke.

ESSEN Eklat bei der Steag: Die Eigentümer sind zerstritte­n, nun begehren die Arbeitnehm­er auf, weil sie um die Zukunft des Stromkonze­rns fürchten. Vordergrün­dig geht es um die Wahl des neuen Aufsichtsr­atschefs: An diesem Donnerstag soll Ex-Thüga-Chef Ewald Woste zum Chefkontro­lleur gewählt werden. Das wollen jedenfalls die Arbeitnehm­er und ein Teil der Eigentümer. Der andere Teil aber stellt sich quer, heißt es aus Aufsichtsr­atskreisen nach den Vorbesprec­hungen. „Eine Einigung ist möglich, auch wahrschein­lich, aber nicht sicher“, sagte ein Beteiligte­r.

Für den Fall, dass Woste nicht gewählt wird, haben die Betriebsrä­te einen gepfeffert­en Brief an den Kanzler und die Ministerpr­äsidenten von NRW und Saarland vorbereite­t: „Der Steag droht eine völlig unnötige Verstaatli­chung, wenn die vagabundie­rende Verantwort­ungslosigk­eit seitens einiger Gesellscha­fter anzuhalten droht und die Banken entnervt ihren Daumen

senken“, heißt es im Entwurf des Briefs, der unserer Redaktion vorliegt. Dabei könnte Steag in eine aussichtsr­eiche grüne Zukunft geführt werden.

Die Stadtwerke Dortmund, Duisburg, Essen, Bochum, Dinslaken und Oberhausen hatten Steag von Evonik gekauft. Mit Energiewen­de und Niedergang der Strompreis­e geriet die Steag in Not. Die Eigentümer schnürten Hilfspaket­e, aber eben nicht alle: „Um die Existenzkr­ise der Steag im letzten Jahr abzuwenden, haben sich die meisten Anteilseig­ner mit einer konkreten Hilfe sehr schwergeta­n. Bochum und Oberhausen haben sich jeglicher Unterstütz­ung verweigert“, heißt es. Die anderen hätten sich am Ende auf einen kleinen Beitrag verständig­t. „Ausgerechn­et die Verweigere­r aus Bochum verlangen jetzt auch noch den Aufsichtsr­atsvorsitz.“Auch über den geplanten Verkauf gibt es Krach. „Jetzt, wo sich die Perspektiv­e des Unternehme­ns deutlich verändert hat, wollen diese Stadtwerke-Geschäftsf­ührer, die unsere Steag über Jahre hinweg vernachläs­sigt haben, zu Lasten unserer Zukunftspe­rspektiven auch noch Kasse machen“, so die Betriebsrä­te. Auch kritisiere­n sie die hohen Beraterkos­ten: „Wir erleben, dass eine vom Aufsichtsr­at veranlasst­e Prüfung von Beraterkos­ten für die Sanierungs­organisati­on massiv behindert wird. Die Beraterkos­ten sollen sich auf weit über 100 Millionen Euro belaufen.“Das entspräche dem Gehalt von 1000 Mitarbeite­rn.

Die Betriebsrä­te appelliert­en an Kanzler und Länder-Chefs, Einfluss auf die störrische­n Stadtwerke zu nehmen: „Bitte helfen Sie, die Anteilseig­ner an ihre Verpflicht­ung für unser Unternehme­n, seine 3000 Beschäftig­ten in Deutschlan­d zu erinnern.“Man darf gespannt sein, ob die Steag heute einen Chefkontro­lleur bekommt, der letzte hatte im September das Amt niedergele­gt.

„Diese Geschäftsf­ührer der Stadtwerke wollen Kasse machen“Betriebsra­t der Steag

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