Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Krach um den Steag-Chefaufseher
Betriebsräte bitten Bund und Land um Hilfe gegen „verantwortungslose“Stadtwerke.
ESSEN Eklat bei der Steag: Die Eigentümer sind zerstritten, nun begehren die Arbeitnehmer auf, weil sie um die Zukunft des Stromkonzerns fürchten. Vordergründig geht es um die Wahl des neuen Aufsichtsratschefs: An diesem Donnerstag soll Ex-Thüga-Chef Ewald Woste zum Chefkontrolleur gewählt werden. Das wollen jedenfalls die Arbeitnehmer und ein Teil der Eigentümer. Der andere Teil aber stellt sich quer, heißt es aus Aufsichtsratskreisen nach den Vorbesprechungen. „Eine Einigung ist möglich, auch wahrscheinlich, aber nicht sicher“, sagte ein Beteiligter.
Für den Fall, dass Woste nicht gewählt wird, haben die Betriebsräte einen gepfefferten Brief an den Kanzler und die Ministerpräsidenten von NRW und Saarland vorbereitet: „Der Steag droht eine völlig unnötige Verstaatlichung, wenn die vagabundierende Verantwortungslosigkeit seitens einiger Gesellschafter anzuhalten droht und die Banken entnervt ihren Daumen
senken“, heißt es im Entwurf des Briefs, der unserer Redaktion vorliegt. Dabei könnte Steag in eine aussichtsreiche grüne Zukunft geführt werden.
Die Stadtwerke Dortmund, Duisburg, Essen, Bochum, Dinslaken und Oberhausen hatten Steag von Evonik gekauft. Mit Energiewende und Niedergang der Strompreise geriet die Steag in Not. Die Eigentümer schnürten Hilfspakete, aber eben nicht alle: „Um die Existenzkrise der Steag im letzten Jahr abzuwenden, haben sich die meisten Anteilseigner mit einer konkreten Hilfe sehr schwergetan. Bochum und Oberhausen haben sich jeglicher Unterstützung verweigert“, heißt es. Die anderen hätten sich am Ende auf einen kleinen Beitrag verständigt. „Ausgerechnet die Verweigerer aus Bochum verlangen jetzt auch noch den Aufsichtsratsvorsitz.“Auch über den geplanten Verkauf gibt es Krach. „Jetzt, wo sich die Perspektive des Unternehmens deutlich verändert hat, wollen diese Stadtwerke-Geschäftsführer, die unsere Steag über Jahre hinweg vernachlässigt haben, zu Lasten unserer Zukunftsperspektiven auch noch Kasse machen“, so die Betriebsräte. Auch kritisieren sie die hohen Beraterkosten: „Wir erleben, dass eine vom Aufsichtsrat veranlasste Prüfung von Beraterkosten für die Sanierungsorganisation massiv behindert wird. Die Beraterkosten sollen sich auf weit über 100 Millionen Euro belaufen.“Das entspräche dem Gehalt von 1000 Mitarbeitern.
Die Betriebsräte appellierten an Kanzler und Länder-Chefs, Einfluss auf die störrischen Stadtwerke zu nehmen: „Bitte helfen Sie, die Anteilseigner an ihre Verpflichtung für unser Unternehmen, seine 3000 Beschäftigten in Deutschland zu erinnern.“Man darf gespannt sein, ob die Steag heute einen Chefkontrolleur bekommt, der letzte hatte im September das Amt niedergelegt.
„Diese Geschäftsführer der Stadtwerke wollen Kasse machen“Betriebsrat der Steag