Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stillstand bei einem der teuersten Bauprojekte
Die Feuerwache Kleinenbroich hätte längst fertig sein sollen. Doch der Umzug verzögert sich. Was die Ursachen dafür sind und wie der aktuelle Stand anderer Baumaßnahmen in der Stadt ist. Ein Überblick.
KORSCHENBROICH Nicht alles läuft nach Plan bei den städtischen Baumaßnahmen. Wo es hapert, welche Häuser abgerissen wurden und was kurz vor der Fertigstellung steht.
Feuerwehrwache Kleinenbroich Eigentlich hätte es schon längst bezogen sein sollen, das neue Feuerwehrhaus in Kleinenbroich. „Doch unter die Dachhaut des neuen Gebäudes ist Wasser eingedrungen“, erklärt der Beigeordnete Georg Onkelbach. Ins Gebäude selbst sei aber „zum Glück“kein Wasser gelaufen. „Es steht zwischen der Dachhaut oben und dem Betondach darunter“, beschreibt er. Das habe ein Sachverständiger festgestellt. „Jetzt ist zu klären, wie wir damit umgehen.“Auch rechtliche Schritte werden geprüft. Sicher sei, dass ein Teil des Daches, das über die Fahrzeughalle geht, erneuert werden muss. Die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – kurz VOB – gebe genaue Regularien vor, wie die Verwaltung vorgehen müsse, sagt Bürgermeister Marc Venten. „Wir wollen verhindern, dass es zu einem Baustopp kommt. Unser Ziel ist es, so schnell wie möglich den Bau fertigzustellen, damit die Feuerwehr ihn nutzen kann.“
Der Bau des Feuerwehrhauses ist eines der teuersten Bauprojekte in der Stadt. Rund fünf Millionen Euro kostet die neue Feuerwehrwache im Baugebiet „Dietrich-BonhoefferStraße-West“. Spatenstich war im September 2020, Richtfest ein Jahr später und der Einzug war für Oktober
2022 geplant. Wann der nun erfolgen kann, ist offen.
Hoher Weg Die linke Häusergruppe der Reihenhäuser am Hoher Weg ist weg. Sie wurde in den vergangenen Tagen dem Erdboden gleichgemacht. Auch die rechte Häusergruppe mit weiteren fünf Reihenhäusern soll abgerissen werden. Doch drei Mietparteien wohnen noch darin. „Wir verhandeln zurzeit mit ihnen“, erklärt der Beigeordnete Georg Onkelbach. Bei der Verabschiedung des Haushalts 2022 war beschlossen worden, für den Abriss der städtischen Objekte Hoher Weg 16 bis 34 in den Etatjahren 2022 und 2023 jeweils 125.000 Euro einzustellen.
Die Gebäude seien in desolatem Zustand hatte der SPD-Fraktionsvorsitzende Marcel Knuppertz vor einem guten Jahr im Hauptausschuss erklärt. Die Häuser wurden noch mit Kohleöfen beheizt.
An der Straße Hoher Weg soll in Zukunft preisgünstiger Wohnraum entstehen. „Das muss politisch aber noch entschieden werden“, so Onkelbach. Aktuell müsse sich die Verwaltung mit Forderungen von Nachbarn auseinandersetzen, die verhindern wollen, dass der geplante Neubau nicht größer werden soll als die derzeitigen Gebäude. „Was die Höhe anbelangt, werden wir uns im innerstädtischen Bereich daran orientieren, wie es zuvor war.“Im Klartext bedeutet das: Geplante Neubauten sollen maximal zweieinhalbgeschossig sein.
Seniorenheim Der Umbau des Seniorenheims als Notunterkunft für Flüchtlinge ist abgeschlossen. Das teilen Bürgermeister Venten und der Beigeordnete Onkelbach auf Anfrage unserer Redaktion mit. In den vergangenen Tagen wurden noch Restarbeiten im Erdgeschoss ausgeführt, erklärt Onkelbach. „Direkt danach konnte die Möblierung erfolgen.“Anschließend werde das Sozialamt entscheiden, welche Menschen dorthin umziehen werden. „Um das am sozialverträglichsten zu gestalten, haben Frauen mit Kindern Vorrang“, sagt Venten. „Denn gerade diese Menschen kann man nicht auf Dauer in einer Turnhalle unterbringen.“Sie benötigen geschütztere Räume. Zwar seien die Bereiche im Hallensportzentrum als Kabinen abgetrennt, „trotzdem ist das eine Sammelunterkunft, daher werden sie Vorrang haben“. Venten gibt zu, dass ihn der Flüchtlingsansturm ab August überrascht habe: „So einen großen Schwung habe ich nicht erwartet.“Etwa ein Drittel der Flüchtlinge stamme aus der Ukraine, der Rest komme aus ganz unterschiedlichen Ländern, so Venten.
Weißer Weg „Die Erdarbeiten für das Übergangswohnheim für Flüchtlinge am Weißen Weg laufen derzeit. Wir haben auch schon angefangen, die Fundamente zu bauen“, erklärt Onkelbach. Im Dezember erwartet die Stadt die Anlieferung der Containeranlagen. Im neuen Jahr werden die Module dann umgebaut für die künftige Nutzung, kündigt der Beigeordnete an. Wann sie bezogen werden können, stehe daher noch nicht fest.
Schanzer Weide Auch an der Schanzer Weide in Glehn ist ein Übergangswohnheim geplant. Hier ist ein Holzrahmenbau in nachhaltiger Bauweise vorgesehen. Dabei handelt es sich um einen Ersatzstandort für eine bestehende Einrichtung in Herrenshoff. Warum in Glehn eine nachhaltige Bauweise geplant sei, dagegen in Pesch mit Containern gearbeitet werde, habe seinen Grund im Planungsrecht, so Venten: „Die Containeranlage in Pesch steht im Außenbereich und dort müssen solche Bauvorhaben Übergangscharakter haben.“Dagegen handele es sich bei der Fläche in Glehn zwar auch optisch um einen Außenbereich. „Da wir dort aber bereits einen Bebauungsplan hatten, dürfen wir dauerhaft errichten“, fügt Onkelbach hinzu. Er hofft, dass das Gebäude 2024 fertiggestellt wird.