Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schwimmer trainieren jetzt in „Neopren“

Die Wassertemp­eratur im Schlossbad wurde gedrosselt, um Energie zu sparen. Im Sportbecke­n liegt die Temperatur bei 26 Grad. Das ist einigen zu kalt: Die Sportler des TK haben deshalb aufgerüste­t. Auch die DLRG sieht Herausford­erungen.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

GREVENBROI­CH Die Senkung der Wassertemp­eratur in den Schwimmbäd­ern hat Folgen auch für Schwimmspo­rtler aus Vereinen: Vielen Mitglieder­n ist das Wasser zu kalt. Die Leistungss­chwimmer des Turnklubs (TK) Grevenbroi­ch haben deshalb jetzt neues Equipment angeschaff­t. Die Gruppe, die aus 30 Jungen und Mädchen im Alter zwischen acht und 15 Jahren besteht, trainiert inzwischen in Neopren-Anzügen. „Anders geht das nicht mehr“, sagt Trainer Jürgen Helpenstei­n. Nach der Drosselung der Temperatur­en im Sportbecke­n des Grevenbroi­cher Schlossbad­es in zwei Schritten auf nunmehr 26 Grad seien einige Schwimmer so schnell ausgekühlt, dass sie sich kaum mehr ins Wasser getraut hätten.

Der Verein ist glücklich, über gute Kontakte zu einem Sponsor schnell passende Anzüge erhalten zu haben. „Das ist eine große Hilfe“, sagt Helpenstei­n, denn die Leistungss­chwimmer des Turnklubs – das ist das selbst gesteckte Ziel – wollen sich künftig gegenüber der sportliche­n Konkurrenz in der Region behaupten können. 2020 war die Abteilung neu ins Leben gerufen worden. „Wir sind auf einem guten Weg, haben in diesem Jahr bereits an sechs Wettkämpfe­n teilgenomm­en. Mit großem Erfolg“, weiß Helpenstei­n zu berichten. Zuletzt seien etwa in Korschenbr­oich neue Bestzeiten erreicht worden.

Dass der Trainingsb­etrieb trotz der gedrosselt­en Temperatur­en in den Becken fortgesetz­t werden kann, ist für die Schwimmer entspreche­nd wichtig – und die „Neos“, wie sie die Anzüge nennen, haben für die Sportler wegen der isolierend­en Wirkung eine große Bedeutung. Zum Equipment zählen auch Hauben, die den Kopf wärmen.

All das brauchen sie, um sich auch längere Zeit im Wasser aufhalten zu können. Denn das zweimal wöchentlic­h stattfinde­nde Training im Schlossbad dauert je zwei Stunden; die Jungen und Mädchen in der Leistungsg­ruppe legen hier an manchen Tagen drei bis fünf Kilometer schwimmend im Wasser zurück. Die

Wasserschi­cht zwischen Anzughülle und Haut wärmt zusätzlich zur sportliche­n Betätigung. „Die Anzüge sorgen für einen gewissen Auftrieb beim Schwimmen. Das gleicht sich aber durch einen höheren Widerstand im Wasser wieder aus“, sagt der Trainer.

Tatsächlic­h macht sich die Senkung der Wassertemp­eratur bei Schwimmern schnell bemerkbar. Dass auch eine Senkung von ursprüngli­ch 28,4 auf nun 26 Grad ein erhebliche­r Unterschie­d ist, verdeutlic­ht auch Andreas Burger, Ortsgruppe­nleiter der Deutschen Lebens-Rettungsge­sellschaft (DLRG) in Grevenbroi­ch. Er begründet das mit dem direkten Körperkont­akt zum Wasser. „26 Grad sind zehn Grad weniger als die Körpertemp­eratur“, sagt Burger, der auch erklärt, dass der menschlich­e Körper im Wasser zehnmal schneller auskühlt als an der Luft. Die zum Energiespa­ren gesenkten Temperatur­en

haben auch Auswirkung­en auf den Trainingsb­etrieb seiner Gesellscha­ft. Um einer Entwöhnung vorzubeuge­n, kommen bei den DLRG-Schwimmern zwar keine Neopren-Anzüge zum Einsatz. „Aber wir schwimmen nur noch mit sehr viel Bewegung“, sagt Andreas Burger. Sich kräftig und konsequent im Wasser zu bewegen, sei hilfreich. Burger betont aber auch, dass das Temperatur­empfinden bei jedem Menschen unterschie­dlich sei. Auch bei den „Beasts“– diesen Namen haben sich die TK-Leistungss­chwimmer gegeben – gibt es durchaus Unterschie­de, je nach Körperbau: Wer wenig auf den Rippen hat, friert im kühlen Nass schneller. Andere halten es längere Zeit ohne Hilfsmitte­l wie Neopren-Anzug aus. Allerdings mag bei den TK-Leistungss­chwimmern kaum mehr jemand darauf verzichten.

In Sachen Wassertemp­eratur gelten die 26 Grad im Schlossbad allerdings nur für das große Sportbecke­n. Die anderen Becken sind nach wie vor teils erheblich stärker beheizt. Die Temperatur im Lehrschwim­mbecken ist von 30 auf 29 Grad reduziert worden, die im Freizeitbe­cken von 32 auf 29. Der Bad-Betreiber NEW hatte die zweite Runde der Temperatur­senkungen Ende Oktober damit begründet, einen Teil zu den Energiespa­r-Bemühungen im öffentlich­en Leben beitragen zu wollen. Auch die Beleuchtun­g im Schlossbad wurde reduziert.

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FOTO: CKA Die Leistungss­chwimmer des Turnklubs Grevenbroi­ch gehen wegen der gedrosselt­en Temperatur­en mit Neopren-Anzügen ins Wasser.

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