Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schwimmer trainieren jetzt in „Neopren“
Die Wassertemperatur im Schlossbad wurde gedrosselt, um Energie zu sparen. Im Sportbecken liegt die Temperatur bei 26 Grad. Das ist einigen zu kalt: Die Sportler des TK haben deshalb aufgerüstet. Auch die DLRG sieht Herausforderungen.
GREVENBROICH Die Senkung der Wassertemperatur in den Schwimmbädern hat Folgen auch für Schwimmsportler aus Vereinen: Vielen Mitgliedern ist das Wasser zu kalt. Die Leistungsschwimmer des Turnklubs (TK) Grevenbroich haben deshalb jetzt neues Equipment angeschafft. Die Gruppe, die aus 30 Jungen und Mädchen im Alter zwischen acht und 15 Jahren besteht, trainiert inzwischen in Neopren-Anzügen. „Anders geht das nicht mehr“, sagt Trainer Jürgen Helpenstein. Nach der Drosselung der Temperaturen im Sportbecken des Grevenbroicher Schlossbades in zwei Schritten auf nunmehr 26 Grad seien einige Schwimmer so schnell ausgekühlt, dass sie sich kaum mehr ins Wasser getraut hätten.
Der Verein ist glücklich, über gute Kontakte zu einem Sponsor schnell passende Anzüge erhalten zu haben. „Das ist eine große Hilfe“, sagt Helpenstein, denn die Leistungsschwimmer des Turnklubs – das ist das selbst gesteckte Ziel – wollen sich künftig gegenüber der sportlichen Konkurrenz in der Region behaupten können. 2020 war die Abteilung neu ins Leben gerufen worden. „Wir sind auf einem guten Weg, haben in diesem Jahr bereits an sechs Wettkämpfen teilgenommen. Mit großem Erfolg“, weiß Helpenstein zu berichten. Zuletzt seien etwa in Korschenbroich neue Bestzeiten erreicht worden.
Dass der Trainingsbetrieb trotz der gedrosselten Temperaturen in den Becken fortgesetzt werden kann, ist für die Schwimmer entsprechend wichtig – und die „Neos“, wie sie die Anzüge nennen, haben für die Sportler wegen der isolierenden Wirkung eine große Bedeutung. Zum Equipment zählen auch Hauben, die den Kopf wärmen.
All das brauchen sie, um sich auch längere Zeit im Wasser aufhalten zu können. Denn das zweimal wöchentlich stattfindende Training im Schlossbad dauert je zwei Stunden; die Jungen und Mädchen in der Leistungsgruppe legen hier an manchen Tagen drei bis fünf Kilometer schwimmend im Wasser zurück. Die
Wasserschicht zwischen Anzughülle und Haut wärmt zusätzlich zur sportlichen Betätigung. „Die Anzüge sorgen für einen gewissen Auftrieb beim Schwimmen. Das gleicht sich aber durch einen höheren Widerstand im Wasser wieder aus“, sagt der Trainer.
Tatsächlich macht sich die Senkung der Wassertemperatur bei Schwimmern schnell bemerkbar. Dass auch eine Senkung von ursprünglich 28,4 auf nun 26 Grad ein erheblicher Unterschied ist, verdeutlicht auch Andreas Burger, Ortsgruppenleiter der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) in Grevenbroich. Er begründet das mit dem direkten Körperkontakt zum Wasser. „26 Grad sind zehn Grad weniger als die Körpertemperatur“, sagt Burger, der auch erklärt, dass der menschliche Körper im Wasser zehnmal schneller auskühlt als an der Luft. Die zum Energiesparen gesenkten Temperaturen
haben auch Auswirkungen auf den Trainingsbetrieb seiner Gesellschaft. Um einer Entwöhnung vorzubeugen, kommen bei den DLRG-Schwimmern zwar keine Neopren-Anzüge zum Einsatz. „Aber wir schwimmen nur noch mit sehr viel Bewegung“, sagt Andreas Burger. Sich kräftig und konsequent im Wasser zu bewegen, sei hilfreich. Burger betont aber auch, dass das Temperaturempfinden bei jedem Menschen unterschiedlich sei. Auch bei den „Beasts“– diesen Namen haben sich die TK-Leistungsschwimmer gegeben – gibt es durchaus Unterschiede, je nach Körperbau: Wer wenig auf den Rippen hat, friert im kühlen Nass schneller. Andere halten es längere Zeit ohne Hilfsmittel wie Neopren-Anzug aus. Allerdings mag bei den TK-Leistungsschwimmern kaum mehr jemand darauf verzichten.
In Sachen Wassertemperatur gelten die 26 Grad im Schlossbad allerdings nur für das große Sportbecken. Die anderen Becken sind nach wie vor teils erheblich stärker beheizt. Die Temperatur im Lehrschwimmbecken ist von 30 auf 29 Grad reduziert worden, die im Freizeitbecken von 32 auf 29. Der Bad-Betreiber NEW hatte die zweite Runde der Temperatursenkungen Ende Oktober damit begründet, einen Teil zu den Energiespar-Bemühungen im öffentlichen Leben beitragen zu wollen. Auch die Beleuchtung im Schlossbad wurde reduziert.