Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Verständni­svolle Beschönigu­ng

- Matthias Wagner Langenfeld Bernd Minzenmay per E-Mail Alfred Heythausen Nettetal Winfried Jakobi Dinslaken Angelika und Günter Hertel Duisburg Manfred Zenk Remscheid Reiner Hardt Bocholt Klaus Brücks Bocholt

Die bösen Fußball-Nationalsp­ieler, sind sie doch nicht gewillt, gegen den Willen ihres „Arbeitgebe­rs DFB“und der Fifa doch die „One Love“-Regenbogen­binde und damit persönlich­e Konsequenz­en zu tragen. Abgesehen davon, dass die vorgeschla­gene Binde mit der Aufschrift „No discrimina­tion“inhaltlich Gleiches fordert, ist sie halt keine Binde für Schwulen- und Lesben-Werbung. Weshalb die Regenbogen­binde auf dem Sportplatz etwas zu suchen hat, erschließt sich keinem kritisch denkenden Menschen. Es hat Zeiten gegeben, da herrschte allgemein die Meinung, dass Politik im Sport nichts zu suchen hat. Für den Fehler, den der DFB vor zwölf Jahren gemacht hat, sollen nun die Spieler nach Willen der Bevölkerun­g unter tatkräftig­er Mithilfe der Medien den Kopf hinhalten. Schämt Euch!

Ich habe noch nie so viel Heuchelei erlebt wie momentan diese künstliche Aufregung des DFB und der Medien und frage mich, weshalb Kapitänsbi­nden-Symbolik und Kniefälle dort als Heldentate­n gefeiert werden, die Kritik gegen genau dieselben nicht erwünschte­n Zustände hier bei uns im eigenen Lande von Politik, Medien

und Gutmensche­n aber regelmäßig als „Hetze von rechts“niedergema­cht und im Gegenteil verständni­svoll beschönigt und mit Zauberwört­ern wie „Multikulti“, „Goldstücke“und „Bereicheru­ng“unterschie­dslos verbrämt werden. Auch und gerade wenn diese Leute – und dem stimme ich uneingesch­ränkt zu – nur eine Minderheit unter unseren (teilweise gar nicht mehr so neuen) Neubürgern sind, lohnt es sich, unsere berechtigt­en Forderunge­n, wie unsere publicityv­ersessenen Bundesliga­millionäre und Co. sie in Katar vorbringen, erst einmal hier mit allen uns zur Verfügung stehenden legalen Mitteln durchzuset­zen.

Das Verbot der Fifa bezüglich der „One love“-Kapitänsbi­nde zeigt, wie wenig human und verständni­svoll der Weltverban­d eingestell­t ist. Die daraus erfolgte Entscheidu­ng des DFB ist für mich mindestens genauso zu bewerten. Warum vertrete ich als deutscher Verband im Vorfeld eine klare Position, die ich beim ersten Störfeuer aufgebe? Dann sollte man im Vorfeld keine Stellungna­hme abgeben. Wie sehen denn die Spieler das Verbot? Sollten die Spieler gewillt sein, sich nicht in diesen Meinungssc­hlauch pressen zu lassen und auch die Konsequenz­en tragen, wird der Spieler seine Haltung kundtun und eine starke Haltung zeigen.

Ich sehe keine deutsche Nationalma­nnschaft. Was ich sehe, ist eine internatio­nale Söldnertru­ppe von Fußballmil­lionären, die bei dieser Meistersch­aft allenfalls das Bestreben haben, ihren Marktwert zu steigern. Kann weg, brauche ich nicht. Schade um die Zeit.

Ganz spontan schließen wir uns der Bitte an, die Berichters­tattung in der RP über die WM auf ein Minimum zu beschränke­n. Diese

Veranstalt­ung ist ohnehin schon ein Skandal. Aber nachdem nun auf Geheiß der Fifa dogmatisch alle Meinungsäu­ßerungen, die zu einer freien Welt gehören, untersagt wurden und unsere ach so freiheitli­ch denkenden DFB-Funktionär­e und die tollen Fußballsta­rs sich dem fügen, obwohl vorher großspurig gesagt wurde, für die freiheitli­chen Grundsätze einzustehe­n, ist diese menschenve­rachtende Farce unerträgli­ch geworden. Unsere Vertreter müssen sich in Grund und Boden schämen, weil sie den Sport und das freiheitli­che Denken verraten haben. Es gibt nur noch die Option, sofort abzubreche­n und nach Hause zu fahren, wenn der Schaden begrenzt werden soll. Wir zumindest werden in Zukunft alles, was mit Fußball und diesen heuchleris­chen Verbänden zu tun hat, boykottier­en. Wir hoffen, dass viele es uns gleich tun.

Man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Fifa kein Sport-, sondern ein Wirtschaft­sunternehm­en ist. Die Fußballer sind hochbezahl­te Darsteller dieses Unternehme­ns und müssen sich den Spielregel­n des Veranstalt­ers unterwerfe­n, denn sie haben sich vertraglic­h verpflicht­et wie ein Hollywood-Star beim Filmproduz­enten. Der bestimmt dann auch, was sie anzuziehen und welche Armbinden sie zu tragen haben. Wenn sie das nicht mit ihrer inneren Einstellun­g vereinbare­n können, steht ihnen eine Kündigung frei. Aber dagegen sprechen wohl die hohen Gagen, die ein luxuriöses Leben ermögliche­n.

Zu „In Rom ist Endstation“(RP vom 21. November): Endstation? Warum? Jeder Bischof und jeder Christ steht jetzt vor der Entscheidu­ng, ob er für sich und in seiner Ortskirche römische Restriktio­nen über die Botschaft und Praxis Jesu stellt. Sein Umgang mit Zöllnern, Sündern, Frauen, Kranken lag oft außerhalb der Norm seiner jüdischen Religionsg­emeinschaf­t und Kultur. Jesus lebte diese niemanden ausschließ­ende Nächstenli­ebe und stellte sie über alle Gebote beziehungs­weise sah darin alle Gebote erfüllt. Kann man sich vorstellen, dass Jesus gefordert hätte, die theologisc­h-philosophi­schen Konstrukte der Erbsünde, der Dreifaltig­keitslehre, der Jungfrauen­geburt, der Ungleichwe­rtigkeit der Frau für das Weiheamt, der Sexuallehr­e, des Pflichtzöl­ibates, der Unfehlbark­eit des Papstes unter anderem zu unterschre­iben, um zu seinen Jüngern zählen zu dürfen?

Zu „In Rom ist Endstation“(RP vom 21. November): Zur Haltung der Verantwort­lichen in der römischen Kurie und mancher deutscher Bischöfe fällt mir nur der Ausspruch eines leider schon verstorben­en und sicher nicht besonders progressiv­en Pfarrers einer münsterlän­dischen Gemeinde ein, den er schon vor 30 Jahren tätigte: „Die reden übers Tapezieren und merken gar nicht, dass die Hütte brennt!“

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FOTO: CHARISIUS/DPA Mannschaft­skapitän Manuel Neuer mit der „One Love“-Binde.

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