Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Verständnisvolle Beschönigung
Die bösen Fußball-Nationalspieler, sind sie doch nicht gewillt, gegen den Willen ihres „Arbeitgebers DFB“und der Fifa doch die „One Love“-Regenbogenbinde und damit persönliche Konsequenzen zu tragen. Abgesehen davon, dass die vorgeschlagene Binde mit der Aufschrift „No discrimination“inhaltlich Gleiches fordert, ist sie halt keine Binde für Schwulen- und Lesben-Werbung. Weshalb die Regenbogenbinde auf dem Sportplatz etwas zu suchen hat, erschließt sich keinem kritisch denkenden Menschen. Es hat Zeiten gegeben, da herrschte allgemein die Meinung, dass Politik im Sport nichts zu suchen hat. Für den Fehler, den der DFB vor zwölf Jahren gemacht hat, sollen nun die Spieler nach Willen der Bevölkerung unter tatkräftiger Mithilfe der Medien den Kopf hinhalten. Schämt Euch!
Ich habe noch nie so viel Heuchelei erlebt wie momentan diese künstliche Aufregung des DFB und der Medien und frage mich, weshalb Kapitänsbinden-Symbolik und Kniefälle dort als Heldentaten gefeiert werden, die Kritik gegen genau dieselben nicht erwünschten Zustände hier bei uns im eigenen Lande von Politik, Medien
und Gutmenschen aber regelmäßig als „Hetze von rechts“niedergemacht und im Gegenteil verständnisvoll beschönigt und mit Zauberwörtern wie „Multikulti“, „Goldstücke“und „Bereicherung“unterschiedslos verbrämt werden. Auch und gerade wenn diese Leute – und dem stimme ich uneingeschränkt zu – nur eine Minderheit unter unseren (teilweise gar nicht mehr so neuen) Neubürgern sind, lohnt es sich, unsere berechtigten Forderungen, wie unsere publicityversessenen Bundesligamillionäre und Co. sie in Katar vorbringen, erst einmal hier mit allen uns zur Verfügung stehenden legalen Mitteln durchzusetzen.
Das Verbot der Fifa bezüglich der „One love“-Kapitänsbinde zeigt, wie wenig human und verständnisvoll der Weltverband eingestellt ist. Die daraus erfolgte Entscheidung des DFB ist für mich mindestens genauso zu bewerten. Warum vertrete ich als deutscher Verband im Vorfeld eine klare Position, die ich beim ersten Störfeuer aufgebe? Dann sollte man im Vorfeld keine Stellungnahme abgeben. Wie sehen denn die Spieler das Verbot? Sollten die Spieler gewillt sein, sich nicht in diesen Meinungsschlauch pressen zu lassen und auch die Konsequenzen tragen, wird der Spieler seine Haltung kundtun und eine starke Haltung zeigen.
Ich sehe keine deutsche Nationalmannschaft. Was ich sehe, ist eine internationale Söldnertruppe von Fußballmillionären, die bei dieser Meisterschaft allenfalls das Bestreben haben, ihren Marktwert zu steigern. Kann weg, brauche ich nicht. Schade um die Zeit.
Ganz spontan schließen wir uns der Bitte an, die Berichterstattung in der RP über die WM auf ein Minimum zu beschränken. Diese
Veranstaltung ist ohnehin schon ein Skandal. Aber nachdem nun auf Geheiß der Fifa dogmatisch alle Meinungsäußerungen, die zu einer freien Welt gehören, untersagt wurden und unsere ach so freiheitlich denkenden DFB-Funktionäre und die tollen Fußballstars sich dem fügen, obwohl vorher großspurig gesagt wurde, für die freiheitlichen Grundsätze einzustehen, ist diese menschenverachtende Farce unerträglich geworden. Unsere Vertreter müssen sich in Grund und Boden schämen, weil sie den Sport und das freiheitliche Denken verraten haben. Es gibt nur noch die Option, sofort abzubrechen und nach Hause zu fahren, wenn der Schaden begrenzt werden soll. Wir zumindest werden in Zukunft alles, was mit Fußball und diesen heuchlerischen Verbänden zu tun hat, boykottieren. Wir hoffen, dass viele es uns gleich tun.
Man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Fifa kein Sport-, sondern ein Wirtschaftsunternehmen ist. Die Fußballer sind hochbezahlte Darsteller dieses Unternehmens und müssen sich den Spielregeln des Veranstalters unterwerfen, denn sie haben sich vertraglich verpflichtet wie ein Hollywood-Star beim Filmproduzenten. Der bestimmt dann auch, was sie anzuziehen und welche Armbinden sie zu tragen haben. Wenn sie das nicht mit ihrer inneren Einstellung vereinbaren können, steht ihnen eine Kündigung frei. Aber dagegen sprechen wohl die hohen Gagen, die ein luxuriöses Leben ermöglichen.
Zu „In Rom ist Endstation“(RP vom 21. November): Endstation? Warum? Jeder Bischof und jeder Christ steht jetzt vor der Entscheidung, ob er für sich und in seiner Ortskirche römische Restriktionen über die Botschaft und Praxis Jesu stellt. Sein Umgang mit Zöllnern, Sündern, Frauen, Kranken lag oft außerhalb der Norm seiner jüdischen Religionsgemeinschaft und Kultur. Jesus lebte diese niemanden ausschließende Nächstenliebe und stellte sie über alle Gebote beziehungsweise sah darin alle Gebote erfüllt. Kann man sich vorstellen, dass Jesus gefordert hätte, die theologisch-philosophischen Konstrukte der Erbsünde, der Dreifaltigkeitslehre, der Jungfrauengeburt, der Ungleichwertigkeit der Frau für das Weiheamt, der Sexuallehre, des Pflichtzölibates, der Unfehlbarkeit des Papstes unter anderem zu unterschreiben, um zu seinen Jüngern zählen zu dürfen?
Zu „In Rom ist Endstation“(RP vom 21. November): Zur Haltung der Verantwortlichen in der römischen Kurie und mancher deutscher Bischöfe fällt mir nur der Ausspruch eines leider schon verstorbenen und sicher nicht besonders progressiven Pfarrers einer münsterländischen Gemeinde ein, den er schon vor 30 Jahren tätigte: „Die reden übers Tapezieren und merken gar nicht, dass die Hütte brennt!“