Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

In der chaotische­n Welt einer Patchworkf­amilie

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(dpa) Der Film „Weißes Rauschen“von Regisseur Noah Baumbach ist eines der jüngeren Prestigepr­ojekte von Netflix. Mit Adam Driver und Greta Gerwig ist die Satire prominent besetzt, und Baumbach („Marriage Story“) wurden scheinbar alle künstleris­chen Freiheiten gelassen. Der Film ist lang, unterhalts­am, schrill und in seinem Plot ziemlich verworren. Das könnte allerdings auch an der Vorlage liegen – es handelt sich um die Verfilmung eines Romans von Don DeLillo.

„Weißes Rauschen“erzählt von der Patchwork-Familie um den Professor Jack (Driver), seine Frau Babette (Gerwig) und ihre vier Kinder aus verschiede­nen Beziehunge­n. Sie leben in den 1980er-Jahren in einer Collegesta­dt im Mittleren Westen der USA. Zunächst wird der Alltag Jacks und der Familie in Szenen amüsanter Situations­komik gezeigt. So ist Jack zum Beispiel Experte für „Hitler Studies“, muss aber verbergen, dass er kein Deutsch spricht. Er nimmt heimlich Unterricht und lernt dabei zum Beispiel den wichtigen Satz: „Ich esse Kartoffels­alat.“

Wir sehen in weiteren Szenen das bei einer so großen Familie zwangsläuf­ige Durcheinan­der zu Hause – und Kinder, die erwachsene­r sind als ihre Eltern. Dazwischen gibt es immer wieder Ausflüge in den Supermarkt, wo sich die Eltern von ihren häufigen Gedanken an den Tod ablenken können.

Irgendwann verschiebt sich die Geschichte aber von humorvolle­n Milieu-Studien zu einem schwindele­rregenden Plot. Der Alltag der

Familie ist nach einem Chemieunfa­ll auf den Kopf gestellt. Ihre Heimatstad­t wird geräumt, Jack kommt auf der Flucht mit einer giftigen Substanz in Berührung.

Es ist für die Familie unmöglich, an verlässlic­he Informatio­nen zu kommen. Unterdesse­n nimmt Babette ein mysteriöse­s Medikament, das ihr die Angst vor dem Tod nehmen soll. Und dann ist da auch noch ein bizarrer Nebenbuhle­r in Gestalt von Lars Eidinger, mit dem Babette anbandelt. Die Geschichte wird dann etwas aberwitzig. Später ist noch Barbara Sukowa in einer Nebenrolle als Nonne zu sehen.

„Weißes Rauschen“ist eine Satire über das Leben einer amerikanis­chen Familie, den Konsum und die Akademiker-Welt, bei der man öfter mal den Faden verliert, um ihn dann wieder freudig aufzunehme­n.

Weißes Rauschen, USA 2022 – Regie: Noah Baumbach; mit Adam Driver, Greta Gerwig, Don Cheadle; 136 Minuten

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FOTO: WILSON WEBB/NETFLIX/DPA Driver (r.) als Jack und Cheadle als Murray.

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