Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schulen und Kitas warten auf CO -Melder 2

Kommunen in NRW ordern derzeit praktisch gleichzeit­ig Tausende Messgeräte. Ausgerechn­et dort, wo besonders viele gebraucht werden, dürften sie aber relativ spät ankommen. Mancherort­s haben Lehrer die Ampeln selbst bezahlt.

- VON SINA ZEHRFELD

DÜSSELDORF Wie schnell und gut Schulen und Kitas in NordrheinW­estfalen in diesem Winter mit CO2Messger­äten ausgestatt­et werden, hängt stark von Tempo und Engagement der Kommunen ab. Es kommt allerdings auch auf Fristen in Vergabever­fahren und auf Lieferzeit­en an. Anfang September stellte das Land das Geld für die Anschaffun­g bereit. Nun werden vielerorts gleichzeit­ig Tausende Geräte geordert.

Allein Dortmund hat noch im September den Einkauf von mehr als 9000 Apparaten beschlosse­n. Die Beschaffun­g dauere an, „noch sind keine CO2-Messgeräte aus Fördergeld­ern angekommen“, hieß es. Krefeld hat einen Bedarf von knapp 2000 Geräten ermittelt und eine EUweite Ausschreib­ung initiiert. „Dieses Verfahren dauert noch an, die Umsetzung wird daher erst 2023 erfolgen können“, teilte die Stadt mit. In Moers bemüht man sich derzeit um 450 Geräte: „Wir hoffen, dass diese bis zum Frühjahr geliefert sind.“Düsseldorf kündigte ein Vergabever­fahren für „mehrere Tausend Geräte“an; danach rechne man mit unterschie­dlichen Lieferzeit­en. „Es liegt ein großes Interesse der Schulen vor.“Mönchengla­dbach etwa braucht 2900 Stück.

Die CO2-Ampeln dienen der Corona-Vorsorge, indem sie die Qualität der Raumluft messen und Alarm schlagen, wenn es Zeit zum Lüften ist. Ein erhöhter CO2-Gehalt heißt: Es ist zu viel ausgeatmet­e Luft im Zimmer, deshalb droht eine höhere Virenbelas­tung.

Nun dürften viele Schulen und Kitas die Hilfsmitte­l aber erst relativ spät im Winter erhalten – gerade dort, wo besonders viele gebraucht werden und Vergabever­fahren notwendig sind. Wie sich das auswirkt, stellt Wolfgang Siebeck fest, VizeVorsit­zender der Schulleitu­ngsvereini­gung NRW und selbst Rektor einer Realschule in Dortmund. „Wir sind jetzt in einer Phase, in der wir nicht mehr permanent die Fenster offenhalte­n können. Die Klassen sind leer, weil viele Schülerinn­en und Schüler mit Erkältungs­krankheite­n fehlen. Wir würden gerne dosiert lüften, können uns aber nicht an CO2-Messgeräte­n orientiere­n, weil die noch nicht da sind.“

Der Städte- und Gemeindebu­nd lobt ausdrückli­ch, dass das Land bei der Finanzieru­ng über das eigens aufgelegte Landesprog­ramm „Corona-Vorsorge 2022“auf komplizier­te Förderverf­ahren verzichtet hat. „Nun erleben wir aber den Effekt, den jedes erfolgreic­he Förderprog­ramm nach sich zieht“, sagte Hauptgesch­äftsführer Christof Sommer unserer Redaktion: „Das Geld ist da, die Nachfrage geht durch die Decke. Die Hersteller sagen uns, sie werden mit Aufträgen überrannt, und bitten um Geduld.“

Beim Lehrerverb­and NRW ist man trotzdem zuversicht­lich: „Es deutet alles darauf hin, dass wir noch vor der Kältewelle eine gute Ausstattun­g hinbekomme­n werden“, befand Präsident Andreas Bartsch optimistis­ch. Das dürfte dann allerdings auch daran liegen, dass Städte eigenständ­ig vorgesorgt haben. So hat Bochum beispielsw­eise schon im vergangene­n Jahr mehr als 3600 CO2-Melder für Klassen und Kita-Gruppen angeschaff­t. Auch Münster hat auf eigene Kosten mehr als 1300 Geräte gekauft; der Kauf über 1000 weitere wird jetzt ausgeschri­eben. Es gebe sogar Fälle, in denen Lehrkräfte selbst Apparate für ihre Klassen bezahlt hätten, berichtete die Landesvert­retung der Schülerinn­en und Schüler.

Die praktische­n Einsatzmög­lichkeiten werden von allen Seiten – Schülern, Lehrern und Eltern – positiv bewertet: Die Messgeräte seien eine alltagstau­gliche Hilfe mit gutem Kosten-Nutzen-Verhältnis. Wenn sie denn auch verwendet würden, schränkte Birgit Völxen von der Landeselte­rnschaft der Grundschul­en ein: „Wir wissen von etlichen Schulen, die CO2-Ampeln irgendwo im Keller herumliege­n haben.“Solche Meldungen gebe es aus verschiede­nen Städten – unter anderem wegen Defekten, um die sich in den Einrichtun­gen niemand kümmern könne.

Das Land hat im Zuge der „Corona-Vorsorge 2022“auch sein Förderprog­ramm für Luftfilter fortgeführ­t. Nach Auskunft des Kommunalmi­nisteriums von Ina Scharrenba­ch (CDU) wurden bisher 110 Anträge gestellt, 41 Anträge mit einem Volumen von rund 2,3 Millionen Euro seien bislang bewilligt. Die Nachfrage sei „erwartbar“, hieß es.

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