Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Andrang verzögert Beginn des Wirecard-Prozesses
MÜNCHEN (dpa/rtr) Zweieinhalb Jahre nach der Wirecard-Pleite hat der Strafprozess um den mutmaßlich größten Betrugsfall in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg begonnen. Vor dem Landgericht München I eröffnete der Vorsitzende Richter Markus Födisch am Donnerstag das Großverfahren gegen den früheren Vorstandschef Markus Braun und seine zwei Mitangeklagten – mit einer Dreiviertelstunde Verspätung aufgrund des großen Zuschauer- und Medienandrangs.
Die Staatsanwaltschaft wirft Braun vor, mit Komplizen in der Chefetage des mittlerweile abgewickelten DaxKonzerns eine Betrügerbande gebildet, Bilanzen gefälscht und Kreditgeber um 3,1 Milliarden Euro geprellt zu haben – das wäre der größte Betrugsschaden
in Deutschland seit 1945. Noch nie war die Chefetage eines früheren Dax-Konzerns beschuldigt, als organisierte Betrügerbande agiert zu haben.
Gemeinsam mit Braun angeklagt sind der ehemalige Chefbuchhalter des Konzerns, Stephan von Erffa, und Oliver Bellenhaus, ehedem Leiter der Wirecard-Tochtergesellschaft in Dubai. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die „Wirecard-Bande“wesentlich größer war: Beteiligt waren demnach ein vor dem Kollaps des Konzerns ausgeschiedener früherer Finanzvorstand, der seit 2020 untergetauchte Vertriebsvorstand Jan Marsalek sowie mehrere Mittäter im Ausland, so Staatsanwalt Matthias Bühring. Wirtschaft