Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Arag will um die Hälfte wachsen
Die Beitragseinnahmen sollen um eine Milliarde auf drei Milliarden Euro steigen.
DÜSSELDORF Der Versicherungskonzern Arag hat sich für die nächsten acht Jahre ein Entwicklungsprogramm verordnet, innerhalb dessen das Unternehmen deutlich wachsen will: „Bis 2030 sollen unsere Einnahmen um eine Milliarde auf drei Milliarden Euro steigen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Renko Dirksen am Donnerstag in Düsseldorf.
Dieses Ziel gelte unabhängig von der Entwicklung der Inflation. Laut Dirksen setzt die Arag dabei auf Wachstum aus eigener Kraft. „Wir werden aber auch zukaufen, wenn es sich anbietet“, so der Manager. Ein maßgeblicher Teil der zusätzlichen Einnahmen soll auf das Rechtsschutzgeschäft entfallen, wie Vorstandsmitglied Joerg Schwarze ergänzte. Diese Sparte mache bereits heute rund 60 Prozent der Einnahmen aus. Wachstum um jeden Preis stehe indes nicht auf der Agenda. Gleichzeitig will die Arag, die sich selbst als „sehr solide finanziert“bezeichnet, die Wertsubstanz deutlich steigern – dabei geht es um das anrechenbare Eigenkapital des Konzerns –, und zwar um eine Milliarde auf 2,8 Milliarden Euro.
Wachstum und Eigenkapital sind auch fester Bestandteil eines FünfPunkte-Programm für die nächsten acht Jahre, zu dem neben der Steigerung der Einnahmen weitere
Verbesserungen in den Bereichen Arbeitgeberattraktivität, Kundenzufriedenheit, nachhaltige Unternehmensführung und Digitalisierung gehören. „Wir werden alle Prozesse zunächst digital denken und nur dort auf analoge Abläufe setzen, wo wir klare Vorteile für Kundinnen und Kunden sowie Partnerinnen und Partner erkennen“, sagte Vorstandschef Dirksen. Zudem wolle man stärker auf künstliche Intelligenz setzen.
Auch im zu Ende gehenden Jahr ist die Arag nach vorläufigen Zahlen deutlich gewachsen: Das Unternehmen erwartet für das Jahr 2022 ein Beitragswachstum von 8,5 Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro. Auf dem deutschen Markt hat der Konzern zehn, im Ausland 6,2 Prozent zugelegt. Der versicherungstechnische Gewinn soll um mehr als ein Viertel auf den Rekordwert von 150 Millionen Euro steigen. Im Rechtsschutzgeschäft weist die Arag einen umgekehrten Trend gegenüber der Entwicklung im gesamten Unternehmen auf: Das Geschäft in Deutschland (plus 5,7 Prozent) wächst nicht so stark wie das internationale (plus 8,4 Prozent). Allerdings liegt die Steigerung auf dem Heimatmarkt deutlich über dem Marktdurchschnitt von drei Prozent, wodurch sich der Marktanteil im Inland von 10,5 auf elf Prozent erhöht. Wachstumsstärkster Geschäftsbereich bleibt den Angaben zufolge aber die Krankenversicherung, in der die Beitragseinnahmen um mehr als zwölf Prozent auf 543 Millionen Euro kletterten. Netto (also unter Berücksichtigung der Abgänge) hat sich die Zahl der Vollversicherten nach Angaben der Arag bis Ende Oktober um 7500 auf rund 57.000 Versicherte erhöht.
Arag-Chef Dirksen ist sich indes bewusst, dass Stillstand Rückschritt wäre: „Wenn wir uns darauf verlassen würden, dass künftig alles so weiterlaufen wird, wäre das leichtsinnig.“Und das Ende der Erfolgsstory, so der Vorstandsvorsitzende.