Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kroatien wird Brasiliens erster WM-Härtetest

Luka Modric blickt dem Spiel gegen die Seleção mit Gelassenhe­it entgegen. Denn der Vizeweltme­ister ist der erste richtig starke Gegner für die Südamerika­ner.

- VON NILS BASTEK UND PATRICK REICHARDT

DOHA (dpa) Luka Modric blieb so gelassen, als würde er vor einem Testspiel stehen. Der Superstar der Kroaten lehnte vor dem Duell mit Rekord-Champion Brasilien mit beiden Armen auf dem Podium, zumindest nach außen ließ er sich nicht anmerken, dass nun die maximale Herausford­erung auf ihn wartet: WM-Viertelfin­ale, ein Duell mit dem glänzenden Topfavorit­en – es könnte am Freitag (16.00 Uhr/Magenta TV) wohl keinen schwereren Gegner als die bisher so starke Seleção geben.

Modric aber hockte locker auf seinem Stuhl, lächelte hier und da, die Fragen der Journalist­en beantworte­te er ganz entspannt. Und Brasilien? Die seien natürlich Favorit, meinte er. „Aber die Praxis hat gezeigt, dass das nichts heißen muss. Wir machen uns keine Sorgen.“Dabei weiß der

Mittelfeld­stratege von Real Madrid natürlich ganz genau, was ihn gegen Neymar und Co. erwartet.

Keine Mannschaft bei diesem Turnier in Katar spielt bislang schöneren Fußball als die Seleção. Keine Mannschaft erzielt schönere Tore. Keine andere verfügt über ein größeres Offensivpo­tenzial als die Seleção. Trotzdem sind auch die Brasiliane­r selbst gewarnt. Denn nach Spielen gegen Serbien, die Schweiz, Kamerun und Südkorea wartet mit dem Vize-Weltmeiste­r nun ihr erster echter Prüfstein. „Das wird ein Spiel, das unser maximales Level an Konzentrat­ion erfordern wird“, sagte Außenverte­idiger Danilo.

Denn die Brasiliane­r treffen auf echte K.o.-Experten. Von ihren vergangene­n neun K.o.-Partien bei Weltmeiste­rschaften haben die Kroaten sieben gewonnen. In all diesen neun Partien haben sie mindestens ein Tor erzielt. Und auch Borna Sosa vom VfB Stuttgart ist für das WMViertelf­inale

wieder fit. Der 24 Jahre alte Außenverte­idiger habe wieder trainiert und werde auch das Abschlusst­raining bestreiten, sagte Cheftraine­r Zlatko Dalic am Donnerstag. Sosa hatte beim Achtelfina­le

gegen Japan gefehlt, weil er krank war.

Zudem kämpfen die Brasiliane­r gegen ihre eigene Viertelfin­al-Misere. Von ihren vergangene­n vier WMViertelf­inals haben sie drei verloren, zuletzt 2018 in Russland mit 1:2 gegen Belgien. Umso größer ist diesmal die Hoffnung auf den ersehnten sechsten WM-Titel.

„Wir sind zuversicht­lich, dass wir das, was in den vergangene­n Jahren oft im Viertelfin­ale passiert ist, ändern können“, sagte Flügelstür­mer Vinícius Júnior. „Dass wir das Viertelfin­ale gewinnen, ins Halbfinale einziehen und weiter Schritt für Schritt gehen.“Tatsächlic­h dürfte nicht wenigen die Fantasie dafür fehlen, wie die in die Jahre gekommenen Kroaten um Abwehrchef Dejan Lovren Brasiliens Hochgeschw­indigkeits­abteilung stoppen wollen.

Wenn die Seleção souverän auftritt, was sie nur bei der klaren Führung gegen Südkorea zwischenze­itlich vermissen ließ, zählt sie auch defensiv zu den Besten. Wie also will Kroatien gegen dieses Team bestehen? Eine konkrete Antwort darauf wollte Modric nicht geben. Aber:

„Wir haben die Möglichkei­ten, diesen Teams Paroli zu bieten“, meinte der 37 Jahre alte Routinier, der einem weiteren Höhepunkt seiner glanzvolle­n Karriere entgegenfi­ebert. „Wir haben uns nichts sehnlicher gewünscht als dieses Duell.“Es wird auch das Duell, in dem er und Brasiliens Superstar Neymar im Fokus stehen dürften.

Nach seiner Fußverletz­ung ist der 30 Jahre alte Angreifer wieder komplett fit. Für die Gelassenhe­it eines Luka Modric fehlt ihm noch der goldene WM-Pokal, nichts weniger wünschen sich Millionen von Brasiliane­rinnen und Brasiliane­rn vom besten Spieler seiner Generation. Und nichts weniger erwartet er von sich selbst. „Wir werden im Finale lachen“, kündigte Neymar nach dem Sieg gegen Südkorea bereits selbstbewu­sst an. Nicht nur Luka Modric dürfte diese Aussage für das Viertelfin­ale besonders motivieren.

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FOTO: GORAN STANZL/PIXSELL/IMAGO Kroatiens Superstar Luka Modric, hier im Training mit Ivan Perisic, hat keine Angst vor dem Duell mit Brasilien.

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