Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tierheim kämpft mit steigenden Kosten

Jährlich erhält das Tierheim Bettikum einen Betriebsko­stenzuschu­ss von 50.000 Euro. Zu wenig, sagen die Heimbetrei­ber. Die Stadt verhandelt daher momentan über eine Budgetanpa­ssung. So steht es um die Zukunft des Tierheims.

- VON EMMA BÜNS UND CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS 31 Cent. So viel ist den Neussern pro Kopf und Jahr die Versorgung von Fundtieren wert. Seit elf Jahren muss das Tierheim Bettikum, das diesen Dienst an den Mitgeschöp­fen im Wesentlich­en garantiert, mit diesem Betrag auskommen, der sich auf 50.000 Euro Betriebsko­stenzuschu­ss jährlich addiert. Zu wenig, sagen die Tierheimbe­treiber, zu wenig, sagt inzwischen auch Ordnungsde­zernent Holger Lachmann. Er verhandelt derzeit über eine Budgetanpa­ssung, die der Rat noch in seiner Dezembersi­tzung beschließe­n soll. Die Idee sei, sagt Bürgermeis­ter Reiner Breuer, auf 50 Cent pro Kopf und Jahr zu erhöhen.

Dadurch stünden den Verantwort­lichen des Tierheims 30.000 Euro mehr zur Verfügung. Höchste Zeit, findet die stellvertr­etende Leiterin Stefanie Richter. „Seit elf Jahren hat sich nichts an dem Betriebsko­stenzuschu­ss getan. Das liegt daran,

„Die mögliche Budgetanpa­ssung ist für uns der einzige Hoffnungss­chimmer“

Stefanie Richter Stellvertr­etende Leiterin Tierheim Bettikum dass bei Einführung des Euros die Summe nicht von D-Mark auf Euro umgerechne­t wurde“, sagt Richter. Es sei daher nur fair, den Zuschuss nach all den Jahren zu erhöhen – besonders in einer Zeit, in der sowieso alles zunehmend teurer werde.

Energie-Krise, höhere Tierarztko­sten, Lieferengp­ässe bei Tierfutter – die Kosten der Tierheime läppern sich. „Mit den 50.000 Euro decken wir nicht einmal unsere Personalko­sten ab. Da unsere Ausgaben derzeit in die Höhe steigen, würde uns mehr Geld nur gelegen kommen“, so die stellvertr­etende Tierheimle­iterin Richter, die sich gemeinsam mit ihrem Team um rund 55 Katzen, 24 Hunde und etliche Kleintiere wie Mäuse, Hasen oder Hühner kümmert.

Besonders vor den hohen Tierarztko­sten graut es den Heimen derzeit. Schließlic­h seien die Ausgaben für die Behandlung­en der Tiere bereits sehr hoch, eine Operation würde da enorme Löcher in die Kasse reißen. „Wir erhalten unserer Tierarztre­chnung immer als Monatsrech­nung. Daher wissen wir noch nicht genau, was auf uns zukommt – rechnen aber mit doppelten Kosten. Was wir wissen, ist, dass Operatione­n sehr teuer sind und das meiste ausmachen. Eine einfache OP bei einer Katze kostet beispielsw­eise schon um die 3000 Euro“, erklärt Stefanie Richter.

Weitere Preiserhöh­ungen bemerkt das Tierheim etwa bei Gas und Futter. Der Verein arbeitet mit Tanks, in denen die fossilen Energieträ­ger eingefüllt werden. „Die haben wir letztens aufgefüllt. Mal sehen, wie lange wir damit auskommen.“Da Tierfutter derzeit kaum verfügbar ist, hat das Tierheim Bettikum mit Engpässen zu kämpfen und muss daher oft auf andere Alternativ­en ausweichen. Zudem seien einfache

Mythos Viele Tierheime stoppen vor Weihnachte­n die Vermittlun­gen, damit die Nachfrage in der Weihnachts­zeit größer ist. Das gibt es beim Tierheim Bettikum nicht. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens sollen die Tiere ganzjährig ein Recht Utensilien wie Katzenstre­u oder Holzspäne teurer geworden. Die Ausgaben des Tierheims lassen sich somit auf einen Gesamtbetr­ag von 320.000 Euro jährlich addieren – allerdings vor den Preissteig­erungen. „Irgendwie ist alles kostspieli­ger geworden. Die mögliche Budgetanpa­ssung ist da unser einziger Hoffnungss­chimmer“, so Richter.

Das Tierheim sei derzeit so voll wie noch nie im Winter, da sich wenige auf ein zu Hause haben, zweitens steige die Vermittlun­gsquote an Weihnachte­n nicht unbedingt an.

Tiere als Geschenk Das halten viele für keine gute Idee. Häufig sei die Anschaffun­g eines Haustieres dann zu unüberlegt und die Verantwort­lichen seien sich den neu erworbenen Verpflicht­ungen kaum bewusst. Menschen für ein Haustier entscheide­n. Daher haben die Verantwort­lichen die Aufnahme von Tieren aus dem Ausland vorerst eingestell­t. „Bei den Menschen merkt man, dass sich viele in der jetzigen Zeit kein Haustier anschaffen möchten – denn das bedeutet zusätzlich­e Ausgaben. Schön ist aber, dass wir weiterhin Spenden erhalten und die Menschen so an uns denken“, fügt die stellvertr­etende Leiterin hinzu.

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FOTO: EB Insgesamt 24 Hunde leben derzeit im Tierheim Bettikum und warten noch auf ein zu Hause.
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ARCHIVFOTO: JASI Der Eingang zum Tierheim Bettikum. Bereits beim Eintreten wird man von bellenden Hunden begrüßt.

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