Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Tierheim kämpft mit steigenden Kosten
Jährlich erhält das Tierheim Bettikum einen Betriebskostenzuschuss von 50.000 Euro. Zu wenig, sagen die Heimbetreiber. Die Stadt verhandelt daher momentan über eine Budgetanpassung. So steht es um die Zukunft des Tierheims.
NEUSS 31 Cent. So viel ist den Neussern pro Kopf und Jahr die Versorgung von Fundtieren wert. Seit elf Jahren muss das Tierheim Bettikum, das diesen Dienst an den Mitgeschöpfen im Wesentlichen garantiert, mit diesem Betrag auskommen, der sich auf 50.000 Euro Betriebskostenzuschuss jährlich addiert. Zu wenig, sagen die Tierheimbetreiber, zu wenig, sagt inzwischen auch Ordnungsdezernent Holger Lachmann. Er verhandelt derzeit über eine Budgetanpassung, die der Rat noch in seiner Dezembersitzung beschließen soll. Die Idee sei, sagt Bürgermeister Reiner Breuer, auf 50 Cent pro Kopf und Jahr zu erhöhen.
Dadurch stünden den Verantwortlichen des Tierheims 30.000 Euro mehr zur Verfügung. Höchste Zeit, findet die stellvertretende Leiterin Stefanie Richter. „Seit elf Jahren hat sich nichts an dem Betriebskostenzuschuss getan. Das liegt daran,
„Die mögliche Budgetanpassung ist für uns der einzige Hoffnungsschimmer“
Stefanie Richter Stellvertretende Leiterin Tierheim Bettikum dass bei Einführung des Euros die Summe nicht von D-Mark auf Euro umgerechnet wurde“, sagt Richter. Es sei daher nur fair, den Zuschuss nach all den Jahren zu erhöhen – besonders in einer Zeit, in der sowieso alles zunehmend teurer werde.
Energie-Krise, höhere Tierarztkosten, Lieferengpässe bei Tierfutter – die Kosten der Tierheime läppern sich. „Mit den 50.000 Euro decken wir nicht einmal unsere Personalkosten ab. Da unsere Ausgaben derzeit in die Höhe steigen, würde uns mehr Geld nur gelegen kommen“, so die stellvertretende Tierheimleiterin Richter, die sich gemeinsam mit ihrem Team um rund 55 Katzen, 24 Hunde und etliche Kleintiere wie Mäuse, Hasen oder Hühner kümmert.
Besonders vor den hohen Tierarztkosten graut es den Heimen derzeit. Schließlich seien die Ausgaben für die Behandlungen der Tiere bereits sehr hoch, eine Operation würde da enorme Löcher in die Kasse reißen. „Wir erhalten unserer Tierarztrechnung immer als Monatsrechnung. Daher wissen wir noch nicht genau, was auf uns zukommt – rechnen aber mit doppelten Kosten. Was wir wissen, ist, dass Operationen sehr teuer sind und das meiste ausmachen. Eine einfache OP bei einer Katze kostet beispielsweise schon um die 3000 Euro“, erklärt Stefanie Richter.
Weitere Preiserhöhungen bemerkt das Tierheim etwa bei Gas und Futter. Der Verein arbeitet mit Tanks, in denen die fossilen Energieträger eingefüllt werden. „Die haben wir letztens aufgefüllt. Mal sehen, wie lange wir damit auskommen.“Da Tierfutter derzeit kaum verfügbar ist, hat das Tierheim Bettikum mit Engpässen zu kämpfen und muss daher oft auf andere Alternativen ausweichen. Zudem seien einfache
Mythos Viele Tierheime stoppen vor Weihnachten die Vermittlungen, damit die Nachfrage in der Weihnachtszeit größer ist. Das gibt es beim Tierheim Bettikum nicht. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens sollen die Tiere ganzjährig ein Recht Utensilien wie Katzenstreu oder Holzspäne teurer geworden. Die Ausgaben des Tierheims lassen sich somit auf einen Gesamtbetrag von 320.000 Euro jährlich addieren – allerdings vor den Preissteigerungen. „Irgendwie ist alles kostspieliger geworden. Die mögliche Budgetanpassung ist da unser einziger Hoffnungsschimmer“, so Richter.
Das Tierheim sei derzeit so voll wie noch nie im Winter, da sich wenige auf ein zu Hause haben, zweitens steige die Vermittlungsquote an Weihnachten nicht unbedingt an.
Tiere als Geschenk Das halten viele für keine gute Idee. Häufig sei die Anschaffung eines Haustieres dann zu unüberlegt und die Verantwortlichen seien sich den neu erworbenen Verpflichtungen kaum bewusst. Menschen für ein Haustier entscheiden. Daher haben die Verantwortlichen die Aufnahme von Tieren aus dem Ausland vorerst eingestellt. „Bei den Menschen merkt man, dass sich viele in der jetzigen Zeit kein Haustier anschaffen möchten – denn das bedeutet zusätzliche Ausgaben. Schön ist aber, dass wir weiterhin Spenden erhalten und die Menschen so an uns denken“, fügt die stellvertretende Leiterin hinzu.