Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die zweite Chance genutzt
Simon Rußig ist kein Anfänger, er hat Theater- und Kameraerfahrung. Im RLT-Ensemble ist er neu.
NEUSS Simon Rußig ist erst seit kurzem am Rheinischen Landestheater (RLT). Genauer: Er kam erst zu den Proben zu der Komödie „Ein Mann, zwei Chefs“(wird auch Silvester gespielt) und verkörpert seitdem die Rolle des Stanley Stubbard. Mit seinen 36 Jahren gehört Rußig einerseits zu den Älteren, ist aber andererseits ganz frisch im Ensemble.
Ob ihn die Theaterleitung unbedingt haben wollte? Nun, das lässt der Schauspieler offen, aber er ist sehr froh, dass er später einsteigen konnte: „Auf jeden Fall war es ein Entgegenkommen.“Denn die vierte Staffel für „Das Boot“(sie wird im nächsten Jahr ausgestrahlt) musste erst abgedreht werden, sagt Rußig, der darin einen Soldaten spielt.
Dass Schauspieler heute mehr oder minder gezwungen sind, unterschiedliche Sachen zu machen, mal in einer Serie für das Fernsehen zu drehen, mal auf einer Theaterbühne zu stehen, ist für ihn längst zur Normalität geworden. „Es gibt so viele, die beides machen“, sagt er und weiß dennoch die Sprechbereitschaft der RLT-Theaterleitung, „eine Lösung zu finden“, zu schätzen.
Rußig ist kein Anfänger mehr, auch wenn er am RLT erst sein zweites Festengagement hat. Aber er spielte schon bei den Salzburger Festspielen, gehörte vier Jahre zum Ensemble des Theaters Aachen, war am Kölner Theater der Keller aktiv und bei den Heidelberger Schlossfestspielen. Außerdem ist er immer wieder in TV- und Kinoproduktionen zu sehen. Rußig, der auch heute noch mit seiner Familie in Köln lebt, war bereits eine feste Größe, als er in Neuss ankam.
Schon beim Zentralen Vorsprechen nach dem Schauspielstudium an der Universität Mozarteum Salzburg hatte das RLT ihn haben wollen, nur hat er damals abgesagt. Genauso erging es Caroline Stolz, als sie ihn 2015 für das Theater Pforzheim wollte. Auch damals hatte er sich für ein anderes Theater entschieden.
Nun also hat es geklappt. Wobei er es selbst interessant findet, dass er zwar neu, aber eben kein Anfänger mehr sei. „Ich bin entspannter geworden“, sagt er, „kann den Dingen gelassener entgegen sehen.“Es reizt ihn, vor einem unterschiedlichen Publikum zu spielen, viele Rollen zu verkörpern (demnächst etwa ist er als Laertes in „Hamlet“zu sehen), mag am RLT, dass sowohl die Theateratmosphäre als auch die im Ensemble stimmt. Und dass das RLT eine Reisebühne ist – das mag er auch. Gleichwohl gibt er zu, sich anfangs durchaus informiert zu haben über die Häufigkeit des Unterwegssein. „Ich habe es abgeschätzt und halte es für überblickbar“, sagt er zufrieden.