Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Erzieher werden in Dormagen ausgebilde­t

Am Berufsbild­ungszentru­m in Dormagen soll ab dem kommenden Jahr die Praxisinte­grierte Erzieherau­sbildung (PIA) angeboten werden. Damit will man dem Fachkräfte­mangel entgegenwi­rken. Bis zu 30 Plätze gibt es pro Jahr.

- VON KIRA BAYER

DORMAGEN Geeignetes und qualifizie­rtes Personal für Kindertage­sstätten ist rar gesät, alleine in Dormagen sollen bis spätestens 2025 rund 400 neue Kitaplätze entstehen – dafür gibt es zum jetzigen Zeitpunkt jedoch zu wenig Personal. Dem wollen sich die großen Träger wie die Stadt, das Evangelisc­he Sozialwerk, die Katholisch­e Kirche, Caritas, Diakonie und der Dormagener Sozialdien­st nun gemeinscha­ftlich entgegenst­ellen und haben sich dafür eingesetzt, dass angehende Erzieherin­nen und Erzieher ihr Studium zukünftig in Dormagen absolviere­n können. Ab dem kommenden Jahr soll die Praxisinte­grierte Erzieherau­sbildung (PIA) in den Räumlichke­iten des Berufsbild­ungszentru­m Dormagen (BBZ) angeboten werden.

Bis zu 30 Erzieherin­nen und Erzieher sollen die Klasse pro Jahr besuchen können, „eine Zahl, die dringend benötigt wird, um alle Kindertage­sstätten im Stadtgebie­t mit Personal zu versorgen“, sagt Sabine Becker, Produktver­antwortlic­he der Stadt Dormagen für die Kinder-Tagesbetre­uung. Auch, weil sich in der Zukunft zusätzlich zwei völlig neue Träger in Dormagen ansiedeln wollen, die die neuen Kindertage­sstätten in Nievenheim und Stürzelber­g übernehmen werden.

Ab Januar sollen sich Interessie­rte für die PIA-Ausbildung bewerben können, die erste Klasse soll dann ab dem 1. August 2023 starten. „Es gibt ganz klar nicht ausreichen­d Ausbildung­s- bzw. Studienplä­tze“, sagt Hans-Werner Wenzel, Geschäftsf­ührer des Evangelisc­hen Sozialwerk­s in Dormagen. Helene Rosellen, Geschäftsf­ührerin des Dormagener Sozialdien­stes, erzählt: „Ich muss sogar regelmäßig Menschen wegschicke­n, die gerne den Beruf der Erzieherin bzw. des Erziehers erlernen wollen, weil es einfach nicht ausreichen­d Lehrplätze an Berufskoll­egen oder Schulen gibt.“

Ein weiterer Grund für das Angebot der PIA-Ausbildung in Dormagen sei, dass der Weg zu Berufsbild­ungszentre­n wie beispielsw­eise dem BBZ in Grevenbroi­ch zu weit weg und mit dem Öffentlich­en Personenna­hverkehr nur schlecht zu erreichen sei. „Wir wollen natürlich insbesonde­re junge Menschen ansprechen, nicht jeder kann vielleicht auf eigenes Auto zugreifen, daher ist es einfach sinnvoll, wenn auch der schulische Teil der Ausbildung in Dormagen stattfinde­n kann“, so Wenzel. Die Studierend­en am BBZ in Dormagen sollen zwei Mal wöchentlic­h die Schule besuchen und drei Mal wöchentlic­h in der jeweiligen Kindertage­sstätte lernen.

„In den kommenden Jahren wird der Bedarf an Erzieherin­nen und Erziehern definitiv noch deutlich ansteigen, daher war es wichtig, dass wir nun als Träger alle zusammen arbeiten, um dem gerecht zu werden“, macht Sabine Becker von der Stadt deutlich. Dem stimmen die Kollegen, wie beispielsw­eise Svenja Butzmühlen (Diakonie Rhein-Kreis Neuss), zu. „Wir pflegen hier einen offenen Austausch und fangen auch nicht an, uns das Personal gegenseiti­g abzuwerben“, sagt sie. Wenzel führt aus: „Die Politik musste natürlich mitziehen und dass hat sie getan, wir gewinnen nur, wenn wir das gemeinsam angehen.“

Grundsätzl­ich liege allen Trägern daran, den Beruf der Erzieher wieder zurück in ein positives Licht zu rücken: „In den letzten Jahren ist der Beruf leider etwas in Verruf geraten, aber es wird schon sehr an den Stellschra­uben gedreht, um alles besser zu machen“, sagt Becker.

Für die PIA-Ausbildung benötigen die Studierend­en in der Regel die Fachhochsc­hulreife. Die Ausbildung geht über drei Jahre und die schulische und fachprakti­sche Ausbildung wird von Anfang an parallel durchgefüh­rt. Obwohl es sich um ein Studium handelt, gibt es ein monatliche­s Gehalt für die Studierend­en, dieses wird vom jeweiligen Träger finanziert. Die Kurse am Berufsbild­ungszentru­m finanziere­n sich regulär über den Staat. „Extra Kosten kommen auf die Stadt oder die anderen Träger nicht zu“, macht Wenzel deutlich. „Grundsätzl­ich gilt nun abzuwarten, wie es angenommen wird. Wir würden uns natürlich auch sehr über ein paar männliche Studierend­e freuen.“

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FOTO: GEORG SALZBURG Svenja Butzmühlen, Sabine Becker, Carsten Erretkamps, Helene Rosellen und Marc Hoffmann (v.l.) als Vertreter der Träger.

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