Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Preisexplosion bei neuer U-Bahn
Der erste Abschnitt der U81 kostet weitere 80 Millionen Euro mehr als geplant – eine Steigerung um 46 Prozent zur ursprünglichen Planung. Die Verantwortlichen verweisen auf die allgemeine Teuerung und verteidigen ihre Schätzung.
DÜSSELDORF Der Bau der neuen U-Bahn-Linie U81 zum Flughafen kommt Düsseldorf erheblich teurer zu stehen als geplant. Der Stadtrat soll in der kommenden Woche weitere 80 Millionen Euro für das Großprojekt freigeben. Damit steigen die Gesamtkosten auf 336,3 Millionen Euro – eine Steigerung um rund 46 Prozent im Vergleich zur ursprünglichen Planung aus dem Jahr 2018. Ob Land und Bund einen Teil der Mehrkosten übernehmen, ist noch ungewiss.
Dass das Projekt teurer wird, war abzusehen gewesen. Die Verantwortlichen hatten die zuständige Kommission des Stadtrats bereits über die Probleme bei der Finanzierung informiert. Sie begründen die Mehrkosten zu mehr als 50 Prozent mit den „extremen Preisentwicklungen“in der Folge von Coronapandemie und Ukraine-Krieg. Materialknappheit, Lieferengpässe von Rohstoffen, erhöhte Nachfragen und gestiegene Energiekosten hätten das Projekt belastet. Es ist bereits die zweite Kostensteigerung, die der Rat bewilligen soll. 2020 waren Mehrkosten von 26 Millionen Euro freigegeben worden, ursprünglich lag die Prognose für den ersten Bauabschnitt also bei nur 230 Millionen Euro. Bislang sollten Bund und Land eine Förderung von 180 Millionen Euro zuschießen.
Die U81 gilt als größtes Bauprojekt für den Nahverkehr in Düsseldorf. Die neue Linie ist in mehrere Bauabschnitte aufgeteilt. Der erste Abschnitt, der nun teurer wird, ist eine neue Strecke zwischen der Haltestelle Freiligrathplatz und dem unterirdischen Bahnhof FlughafenTerminal. Die 1,9 Kilometer lange
Trasse umfasst eine Brücke über den Nordstern, die kurz vor der Fertigstellung steht.
Diese Strecke soll doch erst 2024 fertiggestellt werden und kann dann von der Rheinbahn befahren werden. Zwei weitere Bauabschnitte befinden sich in Vorbereitung. Der sogenannte dritte Bauabschnitt ist eine Verlängerung der Strecke über das Flughafen-Areal bis zum Flughafen-Fernbahnhof – also jene Strecke, die auch der Skytrain fährt. Dieser Bau gilt unter anderem wegen vieler Kreuzungen als sehr anspruchsvoll. Erste grobe Schätzungen belaufen sich auf 455 Millionen Euro.
Auch der zweite Bauabschnitt ist baulich anspruchsvoll. Er schließt nicht an die anderen neuen Streckenteile an, sondern ist eine neue, fünf Kilometer lange Trasse zwischen dem Arena-Bahnhof und der Station Handweiser in Heerdt. Ob die dafür nötige Querung des Rheins per Tunnel oder Brücke erfolgen soll, ist noch offen.
Die Stadtspitze lobt den Bau der neuen U-Bahn in einer Pressemitteilung zu den Mehrkosten als „richtungsweisend“. Die U81 soll eine Lücke im Netz schließen: Wenn sie vollständig gebaut ist, verbindet sie den Flughafen-Fernbahnhof – an dem Fernzüge und auch die neuen Regionalzüge RRX halten werden – mit dem linksrheinischen Düsseldorf, Neuss und weiteren angrenzenden Kommunen. Bislang ist für diese Verbindung ein Umweg über die Oberkasseler Brücke nötig. Perspektivisch könnte die Linie sogar bis Ratingen verlängert werden.
Die Mehrkosten treffen Düsseldorf in einer Zeit, in der die städtischen Finanzen ohnehin belastet sind. Das schwarz-grüne Ratsbündnis nimmt Kredite zur Finanzierung seiner Investitionen auf, weil die Stadtkasse leer ist – darauf hatte Düsseldorf lange verzichten können. Die Planer sehen keine Versäumnisse in ihren Berechnungen, sondern verweisen auf die externen Einflüsse. Auf Grundlage der Erfahrungen aus dem Projekt WehrhahnLinie seien realistische Ansätze und Schätzungen in die Prognose eingeflossen, heißt es.