Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Daniel Nehring lässt es im Glashaus spuken

- VON HELGA MEISTER

DÜSSELDORF Das Glashaus ist ein gut gemeintes Kunstproje­kt der Stadt Düsseldorf, aber leider am falschen Ort, denn der Worringer Platz ist ein Treffpunkt der Drogenszen­e. Dabei ist die aktuelle Installati­on „Geister“im „Palace“des Künstlers Daniel Nehring auch für Menschen ohne Probleme sehenswert. Nachts spukt es sogar, denn die Videoanlag­e produziert auch in der Dunkelheit gruselige Bilder über ein Loop, das alle acht Minuten neu beginnt.

Der Bildhauer, der in der Nachbarsch­aft wohnt, macht es sich nicht leicht. Elf Jahre lang hat der inzwischen 38-Jährige studiert, zunächst Kommunikat­ionsdesign mit Diplom in Mainz, dann freie Kunst an der Hochschule für Künste in Bremen und bis 2018 in Düsseldorf, als Meistersch­üler der Bildhaueri­n Franka Hörnscheme­yer. Er versucht, realistisc­he und virtuelle Kunst zur Einheit zu bringen. Die Augäpfel, die wie übergroße Brummis aus Gips auf dem Boden liegen, werden mit Videos gepaart, die plastisch wirkende Oberfläche­n einer fiktiven Kopfgeburt zeigen.

Die Schnittste­lle zwischen realen und virtuellen Dingen des Körperlich­en ist sein Thema. Er übersetzt den menschlich­en Schädel in digitale 3D-Modelle, verschiebt deren naturgetre­ue Darstellun­g in Köpfe fantastisc­her Wesen und erschafft in interaktiv­er Choreograf­ie neue Kreaturen,

die permanent verschmelz­en. Eigentlich macht Nehring dabei alles selbst, so etwa die riesige Plane auf dem Boden. Teuer war jedoch das Rendern des Silikongus­ses. Dieses Rechnernet­zwerk, in dem alle Daten verarbeite­t sind, musste er über eine Fremdfirma machen lassen. Bei der Finanzieru­ng half ihm eines der vielen Stipendien, mit denen der Forscher in der Kunst der Medien im Laufe seines Lebens bedacht wurde.

Die Geisterwes­en wirken wie Schimären auf dem Worringer Platz. Sie wären es wert, auch von einem größeren Publikum betrachtet zu werden.

Info Die Ausstellun­g läuft bis zum 15. Dezember, Worringer Platz 1.

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FOTO: GREGOR GUSKI Gruselige Kreaturen sind am Worringer Platz zu sehen.

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