Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eine Lok aus Glas für den Christbaum

In der kleinen Stadt Lauscha ist der Glasschmuc­k für den Weihnachts­baum erfunden worden. Die Glasbläser dort arbeiten immer noch mit der Hand und ihrer Puste.

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Vorsicht! Glänzende Kugeln und bunte Figuren für den Weihnachts­baum sind zerbrechli­ch. Denn häufig sind diese Schmuckstü­cke aus dünnem Glas gemacht. In der Stadt Lauscha im Bundesland Thüringen wissen sie genau, wie das geht. Hier wurde der gläserne Christbaum­schmuck vor etwa 175 Jahren erfunden. Damals verzierten die Menschen ihren Baum vor allem mit Essbarem wie Äpfeln und Nüssen. Ein armer Glasbläser soll aber dafür nicht genug Früchte gehabt haben. In seiner Not habe er als Ersatz Kugeln aus Glas hergestell­t, heißt es. Die malte er dann an. Mit der Zeit begeistert­en diese Glaskugeln immer mehr Menschen. Inzwischen kommen an den Christbaum aber nicht nur Kugeln, sondern auch andere Figuren. Der Glasbläser Michael Haberland aus Lauscha ist dafür Experte. Um Schmuck wie etwa eine kleine Lokomotive herzustell­en, braucht er Formen aus Keramik.

Die beiden Teile dieser Formen sehen aus wie stabile Sandförmch­en. Für die Lok spannt Michael Haberland zuerst die passenden Formteile an seiner Werkbank in die Formzange ein. Mit einer Flamme erhitzt er dann ein knapp 30 Zentimeter langes Glasrohr ungefähr in der Mitte.

An dieser Stelle wird das Glas flüssig. Dieses Glas bläst Michael Haberland über das Ende des dünnen Rohrs vorsichtig zu einer Kugel auf. Die legt er in den unteren Teil der Form, presst die Teile mit der Zange zusammen und gibt kurz über den hohlen Spieß etwas Luft hinzu. Nun löst er die Zange wieder. In der Hand hält eine Lok am Stiel. Ist die Figur abgekühlt, kommt das Versilbern. Dazu verwendet der Glasbläser eine spezielle Flüssigkei­t. Ein wenig davon gibt er über das Röhrchen in die Lokomotive und schüttelt sie. Dann festigt er es in einem Topf mit kochend heißem Wasser. Nun glänzt die kleine Lok silbern. Getrocknet wird sie auf einem Nagelbrett. Später wird die Lokomotive noch mit Pinsel und Farbe verziert. dpa

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FOTO: CLAUDIA IRLE-UTSCH/DPA Der Glasappara­tebau-Meister Michael Kerzdörfer bläst eine Glaskugel.

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