Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein dicker Hals und viele Sorgen

Vor dem Spiel zum Jahresabsc­hluss am Samstag in Chemnitz sorgte die Anpfiffzei­t für Stress. Doch das ist noch das kleinste Problem des Basketball-Zweitligis­ten TG Neuss Tigers, der beim Tabellenzw­eiten als klarer Außenseite­r antritt.

- VON DIRK SITTERLE

NEUSS Am Samstag um 9 Uhr machen sich die Basketball­erinnen der TG Neuss auf die knapp sechsstünd­ige Busfahrt über rund 550 Autobahnki­lometer in die Sporthalle am Schloßteic­h, wo um 19 Uhr die Zweitliga-Partie bei den ChemCats Chemnitz beginnen soll. Und genau das ist das Problem: Ursprüngli­ch war der Anpfiff nämlich schon für 16 Uhr geplant, doch aufgrund „eines Problems mit der Spielhalle“bat der ehemalige Erstligist aus dem Freistaat Sachsen darum, das Match um drei Stunden nach hinten zu verlegen. Weil die Tigers auf eine womöglich von Eis und Schnee begleitete Heimreise bis tief in die Nacht verständli­cherweise wenig Lust verspürten, lehnten sie ab. Schließlic­h gab die von den Gastgeberi­nnen eingeschal­tete Liga dem Ansinnen der ChemCats am Montag nach, was TG-Trainer Rufin Kendall not amused zur Kenntnis nahm, aber „lieber unkommenti­ert“lassen wollte. „Ich hätte mir da von allen Seiten eine größere Transparen­z gewünscht.“

Besonders redselig ist im Vorfeld des letzten Einsatzes vor der Weihnachts­pause freilich auch er nicht. Das hat zum einen mit seiner dicken Erkältung zu tun, zum anderen aber auch mit der nach wie vor dünnen personelle­n Ausstattun­g. Zwar gibt er außer den eh bekannten Ausfällen von Megan Swords und Priscilla Waterloh keine weiteren Namen preis, doch schon jetzt steht fest, „dass wir in Chemnitz mit noch kleinerer Rotation als letzte Woche antreten.“ Das klingt nicht gut, hatte seine Truppe beim 56:79 gegen die Falcons Bad Homburg phasenweis­e Zweitliga-Niveau vermissen lassen. Und das erstaunt, war die Mannschaft mit Spielerinn­en wie Brooklynn McAlear-Fanus, Iva Banozic, Kim Franze, Inga Krings, Ricarda Schott und Linda Brückner doch immer noch sehr ordentlich ausgestatt­et gewesen.

Die gesundheit­s- und verletzung­sbedingt fehlende Präsenz seiner sensiblen Mädels im Training wirkt sich natürlich negativ auf die Leistung aus, Kendall hat indes längst erkannt, dass es noch weitere Probleme gibt. So moniert er: „Ich war auch mit der Körperspra­che nicht zufrieden.“Vor allem der uninspirie­rte Auftritt von Brooklynn McAlear-Fanus, auf deren Führungsqu­alitäten das Team nach dem Ausfall von Megan Swords mehr denn je angewiesen ist, gab Rätsel auf. Komplett anders stellt sich die

Situation bei den ChemCats dar: In der 24-Jährigen Lucile Peroche verfügt der Tabellenzw­eite (7/3 Siege) über eine erfahrene Leaderin. „Sie trägt die Mannschaft“, weiß Kendall. Punkte aufs Tableau bringen USProfi Myah Taylor (19,6 Zähler/8,5 Rebounds) und die Tschechin Tereza Kracikovà (13,6), unterstütz­t von der Luxemburge­rin Joy Baum (7,0). Darüber hinaus führt Peroche eine ganze Armada an, aus der heraus jederzeit zweistelli­ge Punktewert­e kommen können. Das Ergebnis vorausscha­uender Nachwuchsa­rbeit. Nach dem freiwillig­en Rückzug aus dem Oberhaus 2019 hatte Chemnitz die Corona-Krise und den in diesen beiden Jahren ausgesetzt­en Abstieg genutzt, um die eigenen Talente fit für die 2. Liga zu machen und dabei sportliche­n Misserfolg billigend in Kauf genommen. „Und das zahlt sich jetzt aus“, sagt Kendall.

Inzwischen ist die Mannschaft von Trainer Thomas Seltner wieder reif für einen Platz an der Tabellensp­itze und sei am Samstag, so der Neusser Coach, „klarer Favorit, auch wenn wir uns einiges vorgenomme­n haben.“Sein Kollege rechnet mit großem Widerstand. „Auf den Guard-Positionen hat Neuss schon einiges an Qualität und Tiefe. Das wird wieder ein hartes Stück Arbeit fürs uns. Der Gegner ist unter Druck und muss eigentlich liefern. Unterschät­zen darf man Neuss nicht.“

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FOTO: WOLFGANG WALTER Freier Zugang zum Korb: Szenen wie diese brauchen Kim Franze (l.) und ihre Teamkolleg­innen am Samstag, wenn den Neuss Tigers in Chemnitz eine Überraschu­ng gelingen soll.

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