Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadt geht in Vorkasse für neue Holding
Die Umstrukturierung der städtischen Gebäudewirtschaft ist abgeschlossen. Mehr als 2,7 Millionen Euro hat das gekostet. Ein teurer Spaß oder der Vorschuss für eine Erfolgsgeschichte? Der Bürgermeister hätte gerne mehr davon.
NEUSS Die Neustrukturierung der städtischen Gebäudewirtschaft stellt die aktuell größte organisatorische Veränderung im Konzern Stadt dar. Nach Überzeugung von Bürgermeister Reiner Breuer hat sie das Zeug zur Erfolgsgeschichte. „Sie wird uns schneller und effizienter machen“, versicherte er den Mitgliedern im Finanzausschuss. Aber dafür muss die Stadt kräftig in Vorkasse gehen. Außerplanmäßig waren jetzt ganz genau 2.771.062 Euro und 79 Cent aufzubringen.
Der Rat hatte vor ziemlich genau einem Jahr beschlossen, mit der Neusser Bau- und Immobilien-Management GmbH (NBI) eine Holding zu schaffen, unter der das Gebäudemanagement und der Neusser Bauverein vereinigt werden sollten. Dazu mussten in einem ersten Schritt aus der nicht börsennotierten Aktiengesellschaft Bauverein (NBV) und dem städtischen Gebäudemanagement privatrechtliche GmbHs gemacht werden – damit auch alle Teile in ihrer Rechtsform zusammenpassen.
Das Gebäudemanagement, das mit rund 200 Mitarbeitern inzwischen als „Gebäudemanagement
Neuss Service GmbH“(GMNS) firmiert, mit 25.000 Euro Stammkapital auszustatten, war noch der kleinste Posten in der nun vorgelegten Abschlussrechnung. Ungleich teurer war es, die früheren Minderheitsaktionäre des Bauvereins auszuzahlen, die zusammen 0,14 Prozent der Anteile hielten. Sie wurden in einem „Squeeze out“-Verfahren aus dem Unternehmen gedrängt und auf der Basis eines Bewertungsgutachtens zum Firmenwert entschädigt. 956.679 Euro und 32 Cent wurden dafür nach Auskunft der Verwaltung dafür jetzt außerplanmäßig fällig. Der restliche Betrag
in Höhe von etwas mehr als 1,78 Millionen Euro wurde freigegeben um die Beraterfirmen zu bezahlen, die diesen Prozess begleitet haben. Ein Teil wird zur Deckung der Verfahrenskosten aufgewandt.
Formal ist der Umwandlungsprozess abgeschlossen, handlungsfähig wird das Firmenkonsortium durch den Wirtschaftsplan für NBI und GMNS für 2023, der dem Rat am kommenden Freitag in nichtöffentlicher Sitzung zur Kenntnis gebracht werden soll. Beraten und beschlossen werden solche Zahlenwerke nämlich nicht mehr im Rat und seinen Ausschüssen, sondern in den Aufsichtsräten und Gesellschafterversammlungen. Das ist im Fall des GMNS der nicht-öffentliche Beteiligungsausschuss.
Mit Ausgliederung des Gebäudemanagements wird die Stadt zum Mieter in allen Objekten. Denn die Hochbauten wurden ebenfalls ausgelagert. Die verabredete Miete addiert sich im kommenden Jahr auf den Betrag von 61,5 Millionen Euro, wovon 61,1 Millionen an das GMNS gehen. Es ist aber erklärtes Ziel der Stadt, den Mietaufwand bis 2025 durch Optimierungen um rund 2,7 Millionen Euro zu reduzieren. Von den Mieteinnahmen investiert das Gebäudemanagement nach Auskunft von Kämmerer Frank Gensler im kommenden Jahr 25,9 Millionen Euro in das Anlagevermögen. Weitere 10,8 Millionen Euro sind laut einem Eckpunktepapier zum Wirtschaftsplan für reine Instandhaltungskosten veranschlagt.
Gensler ist seit Anfang Oktober nebenamtlicher Geschäftsführer der Holding NBI, des Gebäudemanagements sowie des Neusser Bauvereins und damit die verbindende Klammer. Er hat den Positiveffekt aus dieser Neuordnung auf 3,5 Millionen Euro veranschlagt, auch obwohl vom Bauverein als GmbH keine Dividende mehr zu erwarten ist.
Angesichts dieser Zahlen ist der Bürgermeister offen für weitere Veränderungen. „Wo sehen Sie noch Raum für strukturelle Veränderungen?“, fragte er die Mitglieder Finanzausschuss. Vielleicht fällt der Arbeitsgruppe Haushaltskonsolidierung ja noch etwas dazu ein.
„Wo sehen Sie noch Raum für weitere strukturelle Veränderungen?“Reiner Breuer Bürgermeister