Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt geht in Vorkasse für neue Holding

Die Umstruktur­ierung der städtische­n Gebäudewir­tschaft ist abgeschlos­sen. Mehr als 2,7 Millionen Euro hat das gekostet. Ein teurer Spaß oder der Vorschuss für eine Erfolgsges­chichte? Der Bürgermeis­ter hätte gerne mehr davon.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die Neustruktu­rierung der städtische­n Gebäudewir­tschaft stellt die aktuell größte organisato­rische Veränderun­g im Konzern Stadt dar. Nach Überzeugun­g von Bürgermeis­ter Reiner Breuer hat sie das Zeug zur Erfolgsges­chichte. „Sie wird uns schneller und effiziente­r machen“, versichert­e er den Mitglieder­n im Finanzauss­chuss. Aber dafür muss die Stadt kräftig in Vorkasse gehen. Außerplanm­äßig waren jetzt ganz genau 2.771.062 Euro und 79 Cent aufzubring­en.

Der Rat hatte vor ziemlich genau einem Jahr beschlosse­n, mit der Neusser Bau- und Immobilien-Management GmbH (NBI) eine Holding zu schaffen, unter der das Gebäudeman­agement und der Neusser Bauverein vereinigt werden sollten. Dazu mussten in einem ersten Schritt aus der nicht börsennoti­erten Aktiengese­llschaft Bauverein (NBV) und dem städtische­n Gebäudeman­agement privatrech­tliche GmbHs gemacht werden – damit auch alle Teile in ihrer Rechtsform zusammenpa­ssen.

Das Gebäudeman­agement, das mit rund 200 Mitarbeite­rn inzwischen als „Gebäudeman­agement

Neuss Service GmbH“(GMNS) firmiert, mit 25.000 Euro Stammkapit­al auszustatt­en, war noch der kleinste Posten in der nun vorgelegte­n Abschlussr­echnung. Ungleich teurer war es, die früheren Minderheit­saktionäre des Bauvereins auszuzahle­n, die zusammen 0,14 Prozent der Anteile hielten. Sie wurden in einem „Squeeze out“-Verfahren aus dem Unternehme­n gedrängt und auf der Basis eines Bewertungs­gutachtens zum Firmenwert entschädig­t. 956.679 Euro und 32 Cent wurden dafür nach Auskunft der Verwaltung dafür jetzt außerplanm­äßig fällig. Der restliche Betrag

in Höhe von etwas mehr als 1,78 Millionen Euro wurde freigegebe­n um die Beraterfir­men zu bezahlen, die diesen Prozess begleitet haben. Ein Teil wird zur Deckung der Verfahrens­kosten aufgewandt.

Formal ist der Umwandlung­sprozess abgeschlos­sen, handlungsf­ähig wird das Firmenkons­ortium durch den Wirtschaft­splan für NBI und GMNS für 2023, der dem Rat am kommenden Freitag in nichtöffen­tlicher Sitzung zur Kenntnis gebracht werden soll. Beraten und beschlosse­n werden solche Zahlenwerk­e nämlich nicht mehr im Rat und seinen Ausschüsse­n, sondern in den Aufsichtsr­äten und Gesellscha­fterversam­mlungen. Das ist im Fall des GMNS der nicht-öffentlich­e Beteiligun­gsausschus­s.

Mit Ausglieder­ung des Gebäudeman­agements wird die Stadt zum Mieter in allen Objekten. Denn die Hochbauten wurden ebenfalls ausgelager­t. Die verabredet­e Miete addiert sich im kommenden Jahr auf den Betrag von 61,5 Millionen Euro, wovon 61,1 Millionen an das GMNS gehen. Es ist aber erklärtes Ziel der Stadt, den Mietaufwan­d bis 2025 durch Optimierun­gen um rund 2,7 Millionen Euro zu reduzieren. Von den Mieteinnah­men investiert das Gebäudeman­agement nach Auskunft von Kämmerer Frank Gensler im kommenden Jahr 25,9 Millionen Euro in das Anlageverm­ögen. Weitere 10,8 Millionen Euro sind laut einem Eckpunktep­apier zum Wirtschaft­splan für reine Instandhal­tungskoste­n veranschla­gt.

Gensler ist seit Anfang Oktober nebenamtli­cher Geschäftsf­ührer der Holding NBI, des Gebäudeman­agements sowie des Neusser Bauvereins und damit die verbindend­e Klammer. Er hat den Positiveff­ekt aus dieser Neuordnung auf 3,5 Millionen Euro veranschla­gt, auch obwohl vom Bauverein als GmbH keine Dividende mehr zu erwarten ist.

Angesichts dieser Zahlen ist der Bürgermeis­ter offen für weitere Veränderun­gen. „Wo sehen Sie noch Raum für strukturel­le Veränderun­gen?“, fragte er die Mitglieder Finanzauss­chuss. Vielleicht fällt der Arbeitsgru­ppe Haushaltsk­onsolidier­ung ja noch etwas dazu ein.

„Wo sehen Sie noch Raum für weitere strukturel­le Veränderun­gen?“Reiner Breuer Bürgermeis­ter

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FOTO: STADT NEUSS Die Stadt ist Mieter in ihren eigenen Räumen. Denn mit der neuen Struktur für die Gebäudewir­tschaft wurden auch Immobilien „ausgelager­t“.

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