Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Leiche in Neurather Brandwohnung gefunden
Am Freitagmorgen ist im Dachgeschoss eines Mehrfamilienhauses an der Welchenberger Straße ein Feuer ausgebrochen. Als Retter eintrafen, schlugen Flammen aus dem Dach. Beim Löschen machte die Feuerwehr einen grausigen Fund.
NEURATH Ein Dachstuhlbrand in einem Mehrfamilienhaus am Ortsrand von Neurath hat am Freitagmorgen einen Großeinsatz der Grevenbroicher Feuerwehr ausgelöst. Als die Retter eintrafen, schlugen Flammen aus dem Gebälk. Sofort gingen sie zur Menschenrettung ins Gebäude, denn ein älterer Herr harrte auf einem Balkon direkt neben der Brandwohnung aus. Die Feuerwehrleute brachten den nicht mehr gehfähigen Mann mit Hilfe eines Tragetuchs ins Freie. Er hatte eine Rauchvergiftung erlitten und wurde ins Krankenhaus gebracht. Unmittelbar nach der Rettung starteten die Feuerwehrleute einen Löschangriff und öffneten die in Vollbrand stehende Dachgeschosswohnung. Im Brandschutt machten sie eine grausige Entdeckung: Sie fanden die Überreste eines Menschen.
Die Löscharbeiten gestalteten sich aufwendig. Es gab eine massive Rauchentwicklung. Wie Einsatzleiter Detlev Schwerdtner von der hauptamtlichen Wache berichtete, konnten die Feuerwehrleute schon auf der Anfahrt beobachten, wie eine riesige Rauchsäule über der Welchenberger Straße in den Himmel stieg. „Die Brandwohnung konnten wir zunächst wegen des intensiven Feuers nicht betreten“, sagte Schwerdtner. Die Retter gingen schließlich von mehreren Seiten gegen die Flammen vor – von innen und mit einer Drehleiter über das Dach von außen.
Die Feuerwehr alarmierte zudem rasch Verstärkung: Zur Unterstützung rückte die Feuerwehr Jüchen mit einer zweiten Drehleiter an. Auch die Feuerwehr Neuss traf im weiteren Verlauf des Einsatzes
mit einem Teleskopsteiger ein, um die Dachhaut aufzureißen und Glutnester zu löschen. Die Feuerwehr Grevenbroich war laut Sprecher Thomas Kuhn mit zusammengerechnet sechs Einheiten vor Ort, darüber hinaus waren Kräfte des Rettungsdienstes und der Polizei im Einsatz. Für die Dauer der Löscharbeiten sperrten sie die Energiestraße bei Neurath, die in unmittelbarer Nähe des betroffenen Mehrfamilienhauses verläuft.
Von dem Brand sind 23 Bewohner direkt betroffen, deren Wohnungen sich in dem Gebäudekomplex mit zwei Eingängen befinden. Die unteren Mieteinheiten der linken Haushälfte mit acht Parteien waren zunächst nicht mehr bewohnbar – allein deshalb, weil wegen des Löschwassers der Strom abgestellt werden musste. Das Ordnungsamt kümmerte sich. Die Brandwohnung selbst wurde nach Einschätzung der Feuerwehr zu 80 Prozent zerstört.
Was genau das Feuer um kurz nach zehn am Morgen ausgelöst hat, ist nach Angaben von Polizei-Sprecher Gerko Siemer bisher unklar. Spezialisten der Kriminalpolizei haben die Wohnung am Freitagmittag betreten, um den Brandort zu untersuchen. In weißen Overalls und mit speziellen Atemmasken ausgestattet, ging gegen 13 Uhr eine größere Gruppe von Ermittlern ins Haus.
Wie die Kreispolizeibehörde am Freitag mitteilte, ist in der Brandwohnung
ein 57-jähriger Mann gemeldet, der nach Informationen unserer Redaktion polizeibekannt ist. Den Aussagen mehrerer Bewohner zufolge soll es in der Vergangenheit mehrmals Polizeieinsätze wegen des 57-Jährigen gegeben haben. Unter den Anwohnern war am Freitag von einem Alkoholproblem des Mannes die Rede, auch von Randale. Wie zwei Anwohnerinnen berichteten, soll gegen den Mann kürzlich eine Räumungsklage ergangen sein; er soll daraufhin angekündigt haben, die Wohnung eines Tages in Brand zu setzen.
Ob es sich bei der gefundenen Leiche tatsächlich um die sterblichen Überreste des 57-Jährigen handelt, war am Freitagnachmittag noch unklar. Eine Identifizierung scheint schwierig: Die Polizei konnte nicht einmal mit Gewissheit sagen, ob es sich um den Leichnam eines Mannes handelt. Die Ermittlungen dauern an.