Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Großer Preis für Tierärzte auf Rädern

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

Das Projekt „Tiemo“, das in Grevenbroi­ch seinen Ursprung hat, ist mit dem Tierschutz­preis 2022 des deutschen Tierschutz­bundes ausgezeich­net worden. Jährlich helfen die Freiwillig­en rund 500 Tieren und ihren Besitzern.

GREVENBROI­CH Haustiere sind für ihre Besitzer oft viel mehr als „nur“Tiere: Für viele sind es langjährig­e Weggefährt­en, mit denen sie durch Dick und Dünn gehen. Sie können ihren Besitzern in schwierige­n Zeiten Halt geben – und sie beschützen. Dass es ihnen gut geht, ist vielen deshalb eine besondere Herzensang­elegenheit. Auch den Menschen, die hinter dem Projekt „Tiemo“stecken, der mobilen Tierarztpr­axis, die regelmäßig in Grevenbroi­ch und Köln unterwegs ist. „Menschen für Tiere – und Tiere für Menschen in Not“, lautet der Leitsatz des Vereins „Herzensang­elegenheit­en“, der die Behandlung­en von Tieren ermöglicht, deren Besitzer diese ohne weiteres oft nicht bezahlen könnten.

Dafür ist das Team um den Vereinsvor­sitzenden Lutz Wingerath jetzt mit dem Tierschutz­preis 2022 des deutschen Tierschutz­bundes ausgezeich­net worden – bei einer großen Gala in Berlin. Das Projekt sei eines, das gerade jetzt in die Zeit passe, begründete der Präsident des deutschen Tierschutz­vereins die Entscheidu­ng, das Grevenbroi­cher Projekt mit dem ersten Platz zu würdigen. Denn durch Inflation und massiv gestiegene Energiekos­ten leiden gerade die Menschen, die ohnehin nicht viel Geld haben – und sich erst recht auf Anhieb keinen Tierarzt-Besuch leisten könnten.

Genau da setzt die Hilfe des Vereins an. „Wir sind alle vier bis sechs Wochen in Grevenbroi­ch bei der Existenzhi­lfe, in Köln-Sülz bei der Tafel und in Köln-Deutz unterwegs“, sagt Lutz Wingerath, den die Auszeichnu­ng des deutschen Tierschutz­bundes zurecht stolz macht. Der Verein, sagt er, habe nicht mit einer Auszeichnu­ng gerechnet, insbesonde­re nicht mit dem ersten Platz. „Wir sind für den Tierschutz­preis vorgeschla­gen worden“, sagt Lutz Wingerath. „Dann sind wir in die engere Auswahl gekommen, unter die ersten drei.“Der dritte Platz, sagt der Grevenbroi­cher, hätte auch gereicht – umso emotionale­r der Moment, in dem verkündet wurde, dass es das Projekt „Tiemo“auf den ersten Rang geschafft hat. „Das war ein sehr besonderer Moment“, sagt Wingerath, der die Auszeichnu­ng gemeinsam mit Christina Schmitt aus dem Verein entgegenna­hm.

Gegründet worden war der Verein 2017 auf Initiative von Lutz Wingerath, der auch Gründungsm­itglied des Vereins „Kölner Unternehme­r für Sport und Soziales“ist. Mit seinen Mitstreite­rn hatte er damals beschlosse­n, etwas für den Tierschutz zu machen – schließlic­h kam ihnen die Idee, nach „Hamburger Vorbild“eine mobile Tierarztpr­axis ins Leben zu rufen. Der Verein ließ daraufhin einen alten UPS-Paketwagen aus den USA in ein Tiermobil umbauen, mit dem Tierärzte seit 2019 ehrenamtli­ch unterwegs sind. „Angefangen hat alles mit einem Besuch bei der Existenzhi­lfe in Grevenbroi­ch“, sagt Wingerath. Noch heute steuert das Tiermobil die Einrichtun­g an der Merkatorst­raße regelmäßig an.

Tierhalter, die bedürftig sind und das nachweisen können, erhalten dort kostenfrei eine Behandlung für ihr Tier. „Pro Jahr verzeichne­n wir etwa 500 Behandlung­en“, sagt Wingerath. So würden in der Arztpraxis auf vier Rädern Check-ups durchgefüh­rt, es könnten Spritzen gegeben, Zähne kontrollie­rt sowie Floh- und Wurmmittel verabreich­t werden – nur um ein paar Beispiele aufzuzähle­n. „Wir haben einen großen Bestand an Menschen, die regelmäßig mit ihren Tieren zu uns kommen“, sagt Lutz Wingerath, der selbst bei den Besuchen des Tiermobils dabei ist, wenn er kann: Er kümmert sich dann um das Schriftlic­he, um die Dokumentat­ion der vorgenomme­nen Behandlung­en. Vorwiegend seien es Hunde und Katzen, die behandelt werden, zwischendu­rch aber auch kleinere Tiere wie etwa Kaninchen, berichtet Wingerath.

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ARCHIVFOTO: STANIEK Ein Tierarzt behandelt im Tiermobil einen kranken Hund. Seit 2019 ist der Verein mit der Tierarztpr­axis auf vier Rädern in der Region unterwegs.
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ARCHIV: WALTER Prominente Unterstütz­erin des Tiermobils ist Janine Kunze.
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ARCHIV: WALTER Lutz Wingerath ist Initiator des Vereins und Hunde-Freund.

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