Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Großer Preis für Tierärzte auf Rädern
Das Projekt „Tiemo“, das in Grevenbroich seinen Ursprung hat, ist mit dem Tierschutzpreis 2022 des deutschen Tierschutzbundes ausgezeichnet worden. Jährlich helfen die Freiwilligen rund 500 Tieren und ihren Besitzern.
GREVENBROICH Haustiere sind für ihre Besitzer oft viel mehr als „nur“Tiere: Für viele sind es langjährige Weggefährten, mit denen sie durch Dick und Dünn gehen. Sie können ihren Besitzern in schwierigen Zeiten Halt geben – und sie beschützen. Dass es ihnen gut geht, ist vielen deshalb eine besondere Herzensangelegenheit. Auch den Menschen, die hinter dem Projekt „Tiemo“stecken, der mobilen Tierarztpraxis, die regelmäßig in Grevenbroich und Köln unterwegs ist. „Menschen für Tiere – und Tiere für Menschen in Not“, lautet der Leitsatz des Vereins „Herzensangelegenheiten“, der die Behandlungen von Tieren ermöglicht, deren Besitzer diese ohne weiteres oft nicht bezahlen könnten.
Dafür ist das Team um den Vereinsvorsitzenden Lutz Wingerath jetzt mit dem Tierschutzpreis 2022 des deutschen Tierschutzbundes ausgezeichnet worden – bei einer großen Gala in Berlin. Das Projekt sei eines, das gerade jetzt in die Zeit passe, begründete der Präsident des deutschen Tierschutzvereins die Entscheidung, das Grevenbroicher Projekt mit dem ersten Platz zu würdigen. Denn durch Inflation und massiv gestiegene Energiekosten leiden gerade die Menschen, die ohnehin nicht viel Geld haben – und sich erst recht auf Anhieb keinen Tierarzt-Besuch leisten könnten.
Genau da setzt die Hilfe des Vereins an. „Wir sind alle vier bis sechs Wochen in Grevenbroich bei der Existenzhilfe, in Köln-Sülz bei der Tafel und in Köln-Deutz unterwegs“, sagt Lutz Wingerath, den die Auszeichnung des deutschen Tierschutzbundes zurecht stolz macht. Der Verein, sagt er, habe nicht mit einer Auszeichnung gerechnet, insbesondere nicht mit dem ersten Platz. „Wir sind für den Tierschutzpreis vorgeschlagen worden“, sagt Lutz Wingerath. „Dann sind wir in die engere Auswahl gekommen, unter die ersten drei.“Der dritte Platz, sagt der Grevenbroicher, hätte auch gereicht – umso emotionaler der Moment, in dem verkündet wurde, dass es das Projekt „Tiemo“auf den ersten Rang geschafft hat. „Das war ein sehr besonderer Moment“, sagt Wingerath, der die Auszeichnung gemeinsam mit Christina Schmitt aus dem Verein entgegennahm.
Gegründet worden war der Verein 2017 auf Initiative von Lutz Wingerath, der auch Gründungsmitglied des Vereins „Kölner Unternehmer für Sport und Soziales“ist. Mit seinen Mitstreitern hatte er damals beschlossen, etwas für den Tierschutz zu machen – schließlich kam ihnen die Idee, nach „Hamburger Vorbild“eine mobile Tierarztpraxis ins Leben zu rufen. Der Verein ließ daraufhin einen alten UPS-Paketwagen aus den USA in ein Tiermobil umbauen, mit dem Tierärzte seit 2019 ehrenamtlich unterwegs sind. „Angefangen hat alles mit einem Besuch bei der Existenzhilfe in Grevenbroich“, sagt Wingerath. Noch heute steuert das Tiermobil die Einrichtung an der Merkatorstraße regelmäßig an.
Tierhalter, die bedürftig sind und das nachweisen können, erhalten dort kostenfrei eine Behandlung für ihr Tier. „Pro Jahr verzeichnen wir etwa 500 Behandlungen“, sagt Wingerath. So würden in der Arztpraxis auf vier Rädern Check-ups durchgeführt, es könnten Spritzen gegeben, Zähne kontrolliert sowie Floh- und Wurmmittel verabreicht werden – nur um ein paar Beispiele aufzuzählen. „Wir haben einen großen Bestand an Menschen, die regelmäßig mit ihren Tieren zu uns kommen“, sagt Lutz Wingerath, der selbst bei den Besuchen des Tiermobils dabei ist, wenn er kann: Er kümmert sich dann um das Schriftliche, um die Dokumentation der vorgenommenen Behandlungen. Vorwiegend seien es Hunde und Katzen, die behandelt werden, zwischendurch aber auch kleinere Tiere wie etwa Kaninchen, berichtet Wingerath.