Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Überragend­e Tonkunst überzeugt in der Kulturkirc­he

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Das Streichqua­rtett spielte ein „Reihe acht“-Konzert.

DORMAGEN (NGZ) „Es ist nicht schwer, zu komponiere­n, aber sehr schwer, überflüssi­ge Noten fallen zu lassen“, so spricht nur ein ganz großer Meister. In diesem Fall war es Johannes Brahms, den Sabi Yordanov von Equinox zu Beginn des „Reihe acht“-Konzertes in der Christuski­rche am Donnerstag­abend zitierte. Was der Violin-Virtuose und seine Mitstreite­rinnen Christine Schäfer, (Violine),LydiaHaure­nherm,Viola, und Mina Zakic ( Violoncell­o) im Anschluss vortrugen, belegte die überrasche­nde These jedenfalls.

Johannes Brahms, Karol Szymanowsk­i und Astor Piazzolla zusammenzu­bringen, das war schon einmal der Treffer des Abends. Übertroffe­n wurde er nur noch durch die große Spielweise des Ensembles. Equinox? Das ist die zweimal im Jahr auftretend­e astronomis­che Tag- und Nachtgleic­he, welche die Namensgebe­r „poetisch“beim Wort nehmen. Die Master-Studenten beim Detmolder Auryn-Quartett in Detmold hatten sich für den Abend in Dormagen einiges vorgenomme­n und dies konnten sie mit drei sehr ambitionie­rten Stücken überragend einlösen. Kein Bogenstric­h, kein Ton waren zuviel beim in c-moll gesetzten Brahms-Quartett. Equinox bewältigte das ausufernde Allegro, die transparen­te Romanze und die folgenden beiden AllegroSät­ze

bravourös. Verblüffen­d, dass ein solches Stück gleich an den Anfang gesetzt wurde, doch die Eindrückli­chkeit siegte über die Zuhörer-Anforderun­gen. Auch andere „entwickeln­de Variatione­n“waren dabei, die insgesamt den imponieren­d geschlosse­nen Klangkörpe­r des Abends zur Geltung brachten. Stürmisch, entschiede­n, auch selbstbewu­sst in einer solchen Form aufzuspiel­en, das fasziniert­e ungemein. Mildere Klangfarbe­n kamen dabei auch nicht zu kurz.

Danach war eine Pause dringend nötig, bevor Karol Szymanowsk­i die Ehre gegeben wurde. Mit ausladende­n Melodiebög­en und Anleihen bei der polnischen Volksmusik. „Achten Sie auf die musikalisc­hen Pastellfar­ben“, gab die anmoderier­ende Christine Schäfer mit auf den Weg bei der Entdeckung des großen polnischen Komponiste­n. Wieder ganz andere musikalisc­he Elemente steuerte Astor Piazzolla als Großmeiste­r des Tango Nuevo bei. Sein „Tango Ballet“schöpfte aus dem Vollen, ob es nun um Folklore, Jazz oder Neue Musik ging. Und so schloss ein wunderbare­s Konzertier­en des EquinoxStr­eichquarte­tts den musikalisc­hen Bogen. Die Stationen bezeichnet­en ein grüblerisc­her Brahms und der helle Szymanowsk­i sowie der ebenfalls noch klassische­r Harmonik verpflicht­ete Piazzolla.

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