Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kaarst ehrt „Heimatgeologin“Charlotte Bachmann
HOLZBÜTTGEN (seeg) Dort, wo Neubaugebiete entstehen, werden zwangsläufig auch neue Straßen gebaut. Auf der jüngsten Sitzung des Bau- und Planungsausschusses stand nun die Namensfindung für eine Erschließungsstraße im Gebiet Commerhof auf der Tagesordnung. Der Verwaltungsvorschlag, die Straße „Charlotte-Bachmann-Straße“zu nennen, wurde einstimmig angenommen.
Da in Kaarst immer noch viel mehr Straßen nach Männern als nach Frauen benannt sind, entschied sich die Stadt für diesen Vorschlag. Doch wer ist diese Charlotte Bachmann und was hat sie mit Kaarst zu tun? So einiges, wie die Ausschussmitglieder Ingo Kotzian (CDU, „Es gibt einen extrem lokalen Bezug“) und Anja Rüdiger (Kaarst aktiv/UWG, „Es hat einen absoluten Kaarster Bezug“) deutlich machten. Charlotte Bachmann war in den 1970er und 1980er Jahren in Kaarster und Korschenbroicher Kiesgruben unterwegs und trug eine „einzigartige Rheingeröllsammlung zusammen“, wie es in der Verwaltungsvorlage heißt. Diese Sammlung ist ein erdgeschichtliches Zeugnis aus dem Rhein-Kreis Neuss.
Charlotte Bachmann begann in den 1970er Jahren damit, Kieselsteine mit Steinklebstoffen zu Figuren zusammenzufügen. Dazu sammelte sie auffällige, runde Steine, die sie bemalte und zusammenklebte. Als sie auf andere Hobbymineralogen traf, die ebenfalls Interesse an dem Rheingeröll hatten, schloss sich Bachmann dem Arbeitskreis Rheinischer Geologen an. Mit diesem nahm sie an bundesweiten Exkursionen teil und lernte durch Fortbildungen und Fachliteratur, Gesteinsarten zu bestimmen. Insgesamt sammelte die „Hobbygeologin“bis zu 3500 Gerölle aus der Nordkanalniederung, für jedes einzelne hielt sie Fundort und Datum fest. So entdeckte Bachmann, die am 28. Februar 1983 verstarb, unter anderem Milchquarz, Achat, Bergkristalle oder Fossilien. Bachmanns Freizeitbeschäftigung ist zu einer wissenschaftlich bedeutenden Arbeit geworden, sie vermachte ihre Rheingeröllsammlung dem Geologischen Institut der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.
Die SPD wollte die Straße eigentlich nach Luise Mörs benennen, zog diesen Teil des Antrags aber während der Sitzung zurück. Auf dem anderen Teil beharrten die Sozialdemokraten aber: eine Liste mit Namen für künftige Straßenbenennungen sowie der Prüfung, ob vorhandene Straßennamen durch Kolonialismus, Militarismus, Nationalsozialismus oder Antisemitismus belastet sind und möglicherweise geändert werden müssen. Diese Prüfung „kann nicht Aufgabe der Verwaltung sein, das gehört in die öffentliche Diskussion“, sagte Heiner Hannen (Bündnis 90/Die Grünen). Auch dieser Teil des SPDAntrags fand keine Zustimmung.