Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Für zwei Jahre keine Standgebühren
Kein Platzgeld mehr für Schausteller: 14 kleinere Kirmessen sind bald frei – vorerst zeitlich befristet.
GREVENBROICH Die Stadt packt 13 Jahre nach der letzten Änderung die Satzung an, in der die Standgebühren für Kirmessen geregelt sind. Anlass gibt ein Beschluss, den die Politiker jetzt im Hauptausschuss getroffen haben: Schausteller sollen für ihre Geschäfte auf 14 kleineren Plätzen im Stadtgebiet keine Standgebühren mehr zahlen müssen – zumindest für die Dauer von zwei Jahren. Die Entscheidung ist ein Kompromiss, auf den sich die Politiker nach einiger Diskussion verständigt haben. Die überarbeitete Satzung soll dem Stadtrat am 7. März vorgelegt werden.
Im Grundsatz folgten die Hauptausschuss-Mitglieder einem Antrag der FDP, die sich für eine dauerhafte Standgeld-Befreiung für die 14 Plätze eingesetzt hatte. Konkret profitieren sollen die Kirmessen in Münchrath, Barrenstein, Laach, Elfgen, Neukirchen, Noithausen, Hülchrath, Hemmerden, Neurath, Allrath, der Südstadt, Gindorf, Orken und Frimmersdorf. Auf keinem dieser Plätze liegen die Einnahmen aus Standgeldern über 2000 Euro. Mit dem Erlass der Gebühren verzichtet die Stadt auf zusammengerechnet 9300 Euro – eine Summe, die die Liberalen für verkraftbar halten und die helfen könnte, das Schützenfest in Verbindung mit der Kirmes als „Kulturgut“auch in kleineren Orten zu bewahren.
Fast alle Politiker haben deutlich gemacht, dass sie die Sache grundsätzlich gut finden. Wolfgang Kaiser, CDU-Fraktionschef und selbst Präsident der Schützen in Neukirchen, gab das ebenfalls zu verstehen. Gleichzeitig sieht er mit Blick auf die Forderung der FDP „den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht“. In einer Arbeitsgruppe mit Vertretern von Stadt, Vereinen und Politik, deren Gründung zuvor in der Sitzung beschlossen worden war, soll erst erörtert werden, an welchen Punkten noch angesetzt werden könnte. „Wir sollten erst die Ergebnisse abwarten“, meinte Kaiser.
Edmund Feuster von der SPD, selbst seit 40 Jahren im Schützenverein, pflichtete Kaiser ein Stück weit bei, in dem er sagte, dass es nicht gut sei, „Entscheidungen ins Blaue hinein“zu treffen: „Ich sehe den Erfolg nicht“, sagte er und gab zu bedenken, dass es Probleme auch in anderen Bereichen des Brauchtums gebe. Nach dem Motto „Gleiches Recht für alle“müsse es Unterstützung auch für andere Vereine geben.
Gina Penz, ebenfalls SPD, sagte, dass Lösungen von langfristiger Dauer nötig seien, und dass sie den Verzicht auf die Standgebühren für einen ersten kleinen Schritt hält. Peter Gehrmann, Fraktionschef der Grünen, bezeichnete den FDPVorstoß als pragmatisch und sprach sich ebenfalls für die Streichung der Gebühren aus. Und Rolf Göckmann von der UWG sagte: „Die Vereine brauchen ein Zeichen, dass wir ihnen unter die Arme greifen.“
Die Kirmessen in Grevenbroich werden allerdings – darauf machte Peter Cremerius von der FDP aufmerksam – in erster Linie von der Stadt organisiert, in Absprache mit den Vereinen. „Wenn die Standgebühr entfällt, ist das ein Anreiz. Das ist nicht der zweite Schritt, es ist ein erster Schritt“, sagte Cremerius. Schließlich machte Bürgermeister Klaus Krützen (SPD) den Kompromissvorschlag: Zwei Jahre keine Gebühren, alles Weitere soll in der Arbeitsgruppe vertieft werden.
Am Ende haben die Politiker genau das einstimmig beschlossen. An den Gebühren, die für die „großen“Plätze im Stadtgebiet aufgerufen werden, soll sich vorerst nichts ändern.