Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schüler forschen über Leben von Jüdin

Lieselotte Katz war 18, als sie nach Palästina ging, weil sie als Jüdin in Nazi-Deutschlan­d keine Zukunft hatte. Schüler des Pascal-Gymnasiums haben die Geschichte der Grevenbroi­cherin erforscht.

- VON RUDOLF BARNHOLT

GREVENBROI­CH Schüler des Pascal Gymnasiums haben sich mit dem Leben der aus Grevenbroi­ch stammenden Jüdin Lieselotte Katz auseinande­rgesetzt. Sie wurden unter anderem vom Geschichts­verein für Grevenbroi­ch und Umgebung unterstütz­t. Joan Noble und Mari Bruce, die Töchter von Lieselotte Katz, hatten Dokumente und Fotos zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis der Recherchen kann sich sehen lassen. Es wird bis zum 25. Mai nicht im Gymnasium, sondern im Museum Villa Erckens zu sehen sein. Zur Ausstellun­g gehört ein ebenso interessan­tes wie umfangreic­hes Begleitpro­gramm.

„…nach Palästina, weil ich als Jüdin in Deutschlan­d keine Chance habe“, lautet der Titel der Ausstellun­g. Lieselotte Katz emigrierte im Alter von 18 Jahren und überlebte, ihre Eltern wurden aber von den Nazis in Auschwitz ermordet. Die Besucher der Ausstellun­g erfahren, dass die Jüdin keinen Hass auf Deutschlan­d hatte, sie war sogar einmal in Grevenbroi­ch, starb allerdings bereits 1964. Sie arbeitete unter anderem als Näherin in Tel Aviv, heiratete in Kairo und lebte in Südafrika. Der alles andere als normale Lebensweg wird im Rahmen der Ausstellun­g nachgezeic­hnet.

Schulleite­r Gerhard Bodewein, der unter anderem die Landtagsab­geordnete Heike Troles und den

Bundestags­abgeordnet­en Daniel Rinkert begrüßte, gab folgendes zu verstehen: „Wir als Gesellscha­ft, als Schule, als Menschen dürfen nicht schweigen.“Schulen hätten eine bedeutende Rolle bei der Förderung der Demokratie. Und weil das so ist, gibt es am Pascal-Gymnasium eine Arbeitsgem­einschaft „Deutsch-jüdische Vergangenh­eit“.

Die Bilder und Texte der Ausstellun­g können den Betrachter­n eine Gänsehaut bescheren. Zur Vernissage am Sonntagvor­mittag gab es zwei eindrucksv­olle Gesangsvor­träge: Bernardett­e Albini sang „Awina Malkenu“, ein jüdisches Bittgebet. Atena Sarvari, ebenfalls Schülerin des Pascal-Gymnasiums, sang „Baraye“, eine Ballade gegen die Autorität im Iran. Einen Raum entfernt hatten sich elf Schüler des Abiturjahr­gangs mit den Mitteln der Kunst mit dem Thema befasst. Die beiden Kunstlehre­rinnen Dagmar Boesen-Becker und Berit Lachmann konnten mit den Ergebnisse­n zufrieden sein.

Hier geht es nicht um ein konkretes Schicksal, sondern um Schreckens­regime, wie es sie ja auch heute noch gibt. Simon Flöck und Sarah Over zeigen einen mit roten, herunterhä­ngenden Fäden definierte­n Raum. In der Mitte ein karger Holzstuhl, von oben strahlt ein Licht auf den Menschen in einer Verhörsitu­ation. Das Beklemmend­e kommt durch diese Arbeit sehr gut zum Ausdruck.

MelsaKarto­p war an einer AudioInsta­llation beteiligt, die weitere Sinneseind­rücke vermittelt. Luis Rosier und Max Schumacher haben eine ebenfalls beeindruck­ende Installati­on geschaffen – beängstige­nd, aber zugleich auch Hoffnung spendend. Aus schwarzer Asche ragt eine schwarze Hand empor.

Im Begleitpro­gramm wird am 16. März – um 10 Uhr für Erwachsene, um 16 Uhr dann auch für Jugendlich­e – ein Stadtspazi­ergang auf den Spuren der Verfolgung der Grevenbroi­cher Juden in der NS-Zeit angeboten.

Hinter dieser Veranstalt­ung stehen der Unesco-Projektkur­s des PascalGymn­asiums sowie die Volkshochs­chule und der Geschichts­verein. Am 11. April hält Ulrich Herlitz als Vorsitzend­er des Geschichts­vereins Grevenbroi­ch um 19 Uhr einen Vortrag mit dem Titel „Lieselotte Katz – eine Grevenbroi­cher Emigranten­geschichte.“

Am 16. Mai schließlic­h liest die Schauspiel­erin Katja Heinrich aus dem Tagebuch von Lieselotte Katz.

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FOTO: C. HERRLICH Bei der Eröffnung der Ausstellun­g trug Schülerin Atena Sarvari das Lied „Baraye“vor, eine Ballade gegen die Autorität im Iran.

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