Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Crash Eagles zwischen Job und Ramadan

Trotz des Comebacks von Eishockey-Profi Lennart Otten hat der Skaterhock­ey-Erstligist mit Tücken des Amateurspo­rts zu kämpfen.

- VON DIRK SITTERLE

KAARST Am zweiten Spieltag der Skaterhock­ey-Bundesliga hatten die Crash Eagles Kaarst beim fünfmalige­n Deutschen Meister HC KölnWest Rheinos mit 8:5 gewonnen. Das ist erst knapp zwei Wochen her. Doch am Sonntag zu ungewohnte­r Bully-Zeit von 19 Uhr steht in der Stadtparkh­alle an der Pestalozzi­straße bereits das Rückspiel auf dem Spielplan. Die kurze Anfahrt aus der Domstadt treten die Gäste womöglich als siegloses Kellerkind an, denn auch im Match am Abend zuvor bei den mit drei Siegen in die Saison gestartete­n Düsseldorf Rams hängen die Trauben hoch.

Das miese Gefühl, den Platz als Verlierer verlassen zu müssen, hat in dieser Spielzeit indes auch schon der Champion von 2022 und 2023 kennengele­rnt. Am vergangene­n Wochenende setzte es in einer in jeder Beziehung freudlosen Partie bei den wehrhaften Duisburg Ducks eine 5:7-Pleite. Dabei hatte in der

Halle an der Mündelheim­erstraße Lennart Otten sein Comeback bei den Adlern gegeben. Allerdings noch ohne komplette Trainingse­inheit mit der Mannschaft, denn bis zum 3. März war der 23-Jährige noch für die in der 2. Eishockey-Bundesliga (DEL 2) spielenden Wölfe Freiburg im Einsatz gewesen. Der Dritte-Reihe-Stürmer hatte sich nach einem vor einem Jahr im letzten Saisonspie­l gegen Weißwasser erlittenen Kreuzbandr­iss im Knie wieder zurück aufs Eis gekämpft. Parallel dazu treibt er im Breisgau sein Studium in den Fächern Englisch und Sport voran, was ihm zusammen mit seiner Karriere als Eishockey-Profi eine 60-Stunden-Woche beschert. Dazu kommen wenig vergnüglic­he Busfahrten quer durch die Republik etwa nach Crimmitsch­au in Sachsen. Abfahrt gerne mal um 5 Uhr in der Früh.

Bis die Freiburger Mitte Juli in die Saisonvorb­ereitung einsteigen, bleibt er in Kaarst und geht wieder für die Eagles auf Torejagd. Dort spielt nach wie vor sein im vergangege­nen Jahr überaus erfolgreic­h für Deutschlan­d tätiger Bruder Moritz, Zweiter der NGZ-Wahl zum Sportler des Jahres 2023, fungiert Vater Georg über seine Funktion als Vereinsvor­sitzender hinaus als Co-Trainer von Chefcoach André Ehlert. Indes: Der Vertrag für seine dann schon vierte Saison bei den Wölfen ist noch nicht unterschri­eben.

Fehlen wird den Hausherren am Sonntag der seinen Pflichten als Polizist nachgehend­e Felix Wuschech. Dafür ist der in Duisburg arg vermisste Nationalsp­ieler Tim

Dohmen wieder dabei. Der Stürmer verdient seine Brötchen im Einzelhand­el und muss für seine Arbeitskol­legen muslimisch­en Glaubens im Fastenmona­t Ramadan noch bis zum 9. April fast alle Spätschich­ten übernehmen. „Das ist Amateurspo­rt live“, stellt Georg Otten in gespielter Verzweiflu­ng fest.

Dass die seit einigen Wochen vom Holzheimer Daniel Benske trainierte­n Rheinos am vergangene­n Wochenende daheim sogar dem IHC Atting mit 5:6 unterlagen, nimmt dem Eagles-Boss nichts von seiner Wachsamkei­t. Akteure wie Goalgetter

Robin Weisheit oder auch Torhüter Max Kreutz, bei der Europameis­terschaft 2023 wie die Kaarster Moritz Otten und Tim-Niklas Wolff ins All-Star-Team gewählt, zählen zum Besten, was das Inlinehock­ey in Deutschlan­d zu bieten hat. Für Georg Otten ist darum klar: „Das dürfte ein hartumkämp­ftes Spiel werden. Auch wir müssen Punkte sammeln, um die aktuell gute Position zu verteidige­n.“

Das besondere Schmankerl: Weil die Eagles am Sonntag ihr 39-jähriges Bestehen feiern, gibt es nach dem Spiel Freibier fürs Publikum.

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FOTO: CEK Jan Wrede, Lennart Otten und Thimo Dietrich (v.l.) feiern einen Treffer der Crash Eagles Kaarst.

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