Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
War das die letzte Abiparade?
Viele Abiturienten aus Neuss und dem Kreis haben die Neusser Innenstadt am Freitag in eine Partyzone verwandelt. Ob im nächsten Jahr aber wieder eine Abiparade stattfinden wird, ist mehr als fraglich. Die Gründe.
NEUSS Hunderte feiernde Abiturienten in zum Teil skurrilen Outfits, die bestens gelaunt mit lauter Musik durch die Innenstadt ziehen. Dieses alljährliche Bild war auch am Freitag wieder zu bestaunen, was viele Passanten das Smartphone zücken ließ, um den Moment festzuhalten.
Was die meisten jungen Menschen vor dem Partyzug wohl noch nicht wussten: Vielleicht war „ihre“Abiparade in diesem Jahr die allerletzte. „So wie es jetzt ist, geht es nicht mehr weiter“, sagt Mitorganisator Christopher Diel. Ohnehin sei die Abiparade mittlerweile vielmehr ein „emotionales als wirtschaftliches“Unterfangen, das in seiner Art auch ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt Neuss sei.
Durch die Auflagen der Stadt, die 2019 verschärft wurden, seien die Attraktivität und auch die Resonanz immer weiter gesunken. Aus einst 25 teilnehmenden Schulen wurden 17, so Diel, der sich vor allem an einer ganz bestimmten Auflage stört: Waren früher noch Traktoren und Co. erlaubt, mit denen die Schüler feiernd durch die Straßen zogen, sind es aktuell nur noch Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen. Am Freitag waren lediglich sechs Schulen mit einem Fahrzeug vor Ort. Für Diel steht fest: Wenn sich an den Regeln nichts ändert, wird es die Abiparade nicht mehr geben. „Leider werden wir von der Stadt vor vollendete Tatsachen gestellt. Ein Dialog findet nicht statt“, so der Organisator.
In der Schülerschaft wird die Nachricht, dass es sich um die letzte Abiparade handeln könnte, mit Bedauern aufgenommen. „Sie ist einfach Tradition“, fasst Lena Meiser (17) vom Gymnasium Norf zusammen. Dass nur noch kleinere Fahrzeuge als in früheren Zeiten mitfahren dürfen, findet Lena Becker von der Janusz-Korczak-Gesamtschule schade. „Mittlerweile ist es eher wie ein Wandertag“, sagt die 19-Jährige schmunzelnd. Auch für
Mitschülerin Lina Bremes steht fest: „Die Abiparade vereint die Schulen – alle feiern zusammen.“
Im Jahr 2019 waren die Auflagen nach einem gemeinsamen Treffen zwischen Stadt, Kreispolizeibehörde und Veranstalter angepasst worden. „Grund für die damaligen Anpassungen war die Tatsache, dass zuvor Schülerinnen und Schüler auf Deichseln fahrender Traktor-Anhänger-Gespanne geklettert sind“, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Damit dies nicht in einer Katastrophe ende, habe man 2019 die Beschränkung
auf maximal 3,5 Tonnen für die Fahrzeuge eingeführt. „Ebenfalls seit 2019 müssen aus den Reihen der Schülerinnen und Schülern sogenannte Wagenengel darauf achten, dass niemand unter die Räder kommt. Eine Sicherheitsmaßnahme für die Zuschauerinnen und Zuschauer sowie die Teilnehmenden selbst, wie man sie auch von den Karnevalsumzügen her kennt“, so die Stadt.
Trotz der zum Teil geäußerten Kritik an den Auflagen ließen es die Abiturienten am Freitag ordentlich krachen, zogen mit hämmernden Bässen – pro Wagen waren ein DJ und ein Fotograf erlaubt – durch die Innenstadt. Für sorgenvolle Mienen bei Ordnungsamt und Polizei sorgten jedoch wieder der verstärkte Einsatz von Rauchbomben und bengalischem Feuer. In manchen Fällen schritt die Polizei ein und entsorgte die Bengalos. Wegen der Baustelle war in diesem Jahr an der Hammer Landstraße besondere Vorsicht gefragt. Am Ende klappte aber alles reibungslos. Tatsächlich zum letzten Mal?