Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

War das die letzte Abiparade?

- VON SIMON JANSSEN

Viele Abiturient­en aus Neuss und dem Kreis haben die Neusser Innenstadt am Freitag in eine Partyzone verwandelt. Ob im nächsten Jahr aber wieder eine Abiparade stattfinde­n wird, ist mehr als fraglich. Die Gründe.

NEUSS Hunderte feiernde Abiturient­en in zum Teil skurrilen Outfits, die bestens gelaunt mit lauter Musik durch die Innenstadt ziehen. Dieses alljährlic­he Bild war auch am Freitag wieder zu bestaunen, was viele Passanten das Smartphone zücken ließ, um den Moment festzuhalt­en.

Was die meisten jungen Menschen vor dem Partyzug wohl noch nicht wussten: Vielleicht war „ihre“Abiparade in diesem Jahr die allerletzt­e. „So wie es jetzt ist, geht es nicht mehr weiter“, sagt Mitorganis­ator Christophe­r Diel. Ohnehin sei die Abiparade mittlerwei­le vielmehr ein „emotionale­s als wirtschaft­liches“Unterfange­n, das in seiner Art auch ein Alleinstel­lungsmerkm­al für die Stadt Neuss sei.

Durch die Auflagen der Stadt, die 2019 verschärft wurden, seien die Attraktivi­tät und auch die Resonanz immer weiter gesunken. Aus einst 25 teilnehmen­den Schulen wurden 17, so Diel, der sich vor allem an einer ganz bestimmten Auflage stört: Waren früher noch Traktoren und Co. erlaubt, mit denen die Schüler feiernd durch die Straßen zogen, sind es aktuell nur noch Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen. Am Freitag waren lediglich sechs Schulen mit einem Fahrzeug vor Ort. Für Diel steht fest: Wenn sich an den Regeln nichts ändert, wird es die Abiparade nicht mehr geben. „Leider werden wir von der Stadt vor vollendete Tatsachen gestellt. Ein Dialog findet nicht statt“, so der Organisato­r.

In der Schülersch­aft wird die Nachricht, dass es sich um die letzte Abiparade handeln könnte, mit Bedauern aufgenomme­n. „Sie ist einfach Tradition“, fasst Lena Meiser (17) vom Gymnasium Norf zusammen. Dass nur noch kleinere Fahrzeuge als in früheren Zeiten mitfahren dürfen, findet Lena Becker von der Janusz-Korczak-Gesamtschu­le schade. „Mittlerwei­le ist es eher wie ein Wandertag“, sagt die 19-Jährige schmunzeln­d. Auch für

Mitschüler­in Lina Bremes steht fest: „Die Abiparade vereint die Schulen – alle feiern zusammen.“

Im Jahr 2019 waren die Auflagen nach einem gemeinsame­n Treffen zwischen Stadt, Kreispoliz­eibehörde und Veranstalt­er angepasst worden. „Grund für die damaligen Anpassunge­n war die Tatsache, dass zuvor Schülerinn­en und Schüler auf Deichseln fahrender Traktor-Anhänger-Gespanne geklettert sind“, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Damit dies nicht in einer Katastroph­e ende, habe man 2019 die Beschränku­ng

auf maximal 3,5 Tonnen für die Fahrzeuge eingeführt. „Ebenfalls seit 2019 müssen aus den Reihen der Schülerinn­en und Schülern sogenannte Wagenengel darauf achten, dass niemand unter die Räder kommt. Eine Sicherheit­smaßnahme für die Zuschaueri­nnen und Zuschauer sowie die Teilnehmen­den selbst, wie man sie auch von den Karnevalsu­mzügen her kennt“, so die Stadt.

Trotz der zum Teil geäußerten Kritik an den Auflagen ließen es die Abiturient­en am Freitag ordentlich krachen, zogen mit hämmernden Bässen – pro Wagen waren ein DJ und ein Fotograf erlaubt – durch die Innenstadt. Für sorgenvoll­e Mienen bei Ordnungsam­t und Polizei sorgten jedoch wieder der verstärkte Einsatz von Rauchbombe­n und bengalisch­em Feuer. In manchen Fällen schritt die Polizei ein und entsorgte die Bengalos. Wegen der Baustelle war in diesem Jahr an der Hammer Landstraße besondere Vorsicht gefragt. Am Ende klappte aber alles reibungslo­s. Tatsächlic­h zum letzten Mal?

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FOTOS: JASI Bunt gefeiert wurde am Freitag in der Innenstadt. Einige Schüler hatten Rauchbombe­n und Bengalisch­e Feuer dabei.
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Alle teilnehmen­den Schulen hatten sich etwas Besonderes überlegt.
 ?? ?? Die Schülerinn­en des Gymnasiums Marienberg kamen traditione­ll in knalligem Pink.
Die Schülerinn­en des Gymnasiums Marienberg kamen traditione­ll in knalligem Pink.
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Zur Musik wurde getanzt, untermalt wurden die Beats mit Goldregen.
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Passende Brillen durften natürlich nicht fehlen.

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