Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neustart mit „Kims Café“am Quirinus-Münster

- VON KERSTIN DE HAAS

Diesmal trägt es ihren Namen: Kim Ly Mombartz, die bis zum vergangene­n Sommer elf Jahre lang das „Galerie Café Küppers“betrieb, hat nun ihr eigenes eröffnet. In „Kims Café“serviert sie selbst gebackene Kuchen, Frühlingsr­ollen nach dem Rezept ihrer Mutter und auch vegane Speisen.

NEUSS Kim ist wieder da. Und mit ihr die vietnamesi­schen Frühlingsr­ollen, für die sie in Neuss bekannt ist, und der nicht weniger beliebte vegane Apfel-Birnen-Streusel. Die Vollblut-Gastronomi­n hat am vergangene­n Samstag am Damenstift-Platz 1 „Kims Café“eröffnet – quasi nur die Ecke rum von ihrer alten Wirkungsst­ätte, dem „Galerie Café Küppers“, das sie elf Jahre lang führte. Und doch liegt ein weiter Weg dazwischen. Ungefähr 1300 Kilometer – von Neuss nach Bayerisch Eisenstein und zurück. Sieben Monate hat sie es dort ausgehalte­n, dann war das Heimweh zu groß.

„Wir hatten uns in den Kopf gesetzt, ein Hotel mit Restaurant zu führen“, erzählt die 48-Jährige, die ausgebilde­te Hotelfachf­rau ist, und meint damit sich und ihren Lebensgefä­hrten Dirk Gerhartz. Nach dem Motto „Träume sollte man sich erfüllen, sonst bereut man es ein Leben lang“, haben sie ihr Erspartes in den Neustart in Bayern gesteckt, um dann aber zu erkennen, dass sie damit nicht glücklich würden. „Es ist etwas ganz anderes, ob man in einem Café seine Stammkunds­chaft hat oder in einem Hotel im Touristeng­ebiet Durchlaufk­undschaft“, sagt Kim. Zudem war die Arbeit mit Restaurant und Hotel für zwei kaum zu schaffen. Aber vor allem: „Ich habe meine Stammgäste und meine gewohnte Umgebung vermisst.“

Also haben sie die Reißleine gezogen. Zurück an die alte Wirkungsst­ätte ging es nicht mehr, denn das „Galerie Café Küppers“, das jetzt „Café Tinki“heißt, hat mit Ting Chen seit dem vergangene­n Sommer eine neue Inhaberin. „Wir haben uns auch in Düsseldorf umgesehen, aber wenn einmal etwas schief gegangen ist, schaut man natürlich zwei Mal hin, um das richtige zu finden“, sagt Dirk Gerhartz über die Suche nach einer neuen Lokalität.

Schließlic­h half Immobilien­makler Alexander Busch, den sie noch aus Neuss kannten, und plötzlich ging alles ganz schnell. In dem leer stehenden Lokal der ehemaligen Tapas-Bar „Casa CC“wurden sie fündig, bauten eine Küche ein und gestaltete­n die Einrichtun­g neu. Jetzt ist „Kims Café“geöffnet und ein Ort, wo sich neue und alte

Stammgäste wohlfühlen können. Letztere könnten sich über den Nachnamen der Inhaberin wundern, der auf dem Schild mit den Öffnungsze­iten steht: Kim Ly Mombartz – das ist ihr Mädchennam­e, zuvor war sie unter dem Namen Kim Mügge bekannt.

Dass nicht nur sie ihre Neusser Kunden vermisst hat, sondern es auch umgekehrt war, zeigte sich schon am Eröffnungs­tag: „Es sind viel mehr Gäste gekommen, als ich angeschrie­ben und erwartet habe“, erzählt sie. „Es hatte sich wohl schnell rumgesproc­hen“. Vielleicht auch, dass sie natürlich ihre Rezepte wieder mitbringen würde. Neben dem Apfel-Birnen-Streusel ist besonders der Käsekuchen beliebt. „Und etwas mit Schokolade muss auch dabei sein“, findet Kim Ly Mombartz, die sich das Backen selbst beigebrach­t hat, aber in Sachen

Kochen auf die Erfahrung ihrer Mutter setzt. Von ihr stammt auch das Rezept für die Frühlingsr­ollen, die es sowohl vegan als auch mit Fleisch gibt – was übrigens auch auf die Gerichte im täglich wechselnde­n Mittagsbuf­fet zutrifft. „Hauptsache ohne Zusatzstof­fe“, sagt die Köchin, „mir ist wichtig, dass das Essen nach den Produkten schmeckt, die drin sind“.

Gutes Essen in einer Wohlfühlat­mosphäre

– das ist Kim Ly Mombartz für den Neustart in Neuss wichtig. Und irgendwie scheint es so, als sei sie nie weg gewesen, wenn sie über die Stadt und die Menschen spricht. Dabei lässt sich der Begriff Heimat gar nicht so leicht definieren in ihrem Leben. „Das ist am ehesten Reken“, antwortet sie auf die Frage. In der Gemeinde im Münsterlan­d wurde ihre Familie heimisch, nachdem sie

Ende der 1970er Jahre aus Vietnam geflüchtet war. Damals war Kim Ly Mombartz vier Jahre alt und riskierte genau wie ihre Eltern, Geschwiste­r, Onkel, Tante und deren Kinder ihr Leben in einem kleinen Boot auf hoher See. Gerettet wurden sie schließlic­h von der Hilfsorgan­isation „Cap Anamur“. Etwas wagen und an einen guten Ausgang glauben, das könnte ein Lebensmott­o sein.

 ?? F.: WOI ?? Kim Ly Mombartz an der Theke ihres Cafés, das sie in der City eröffnet hat. Neben Frühstück und selbst gebackenem Kuchen gibt es auch ein Mittagsbuf­fet.
F.: WOI Kim Ly Mombartz an der Theke ihres Cafés, das sie in der City eröffnet hat. Neben Frühstück und selbst gebackenem Kuchen gibt es auch ein Mittagsbuf­fet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany