Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Grünpflege wird bei den Friedhöfen gebündelt
NEUSS Als Friedhofs-Boss Rainer Lessmann am Donnerstagabend nach Hause kam, konnte er berichten: „Da kommt was auf mich zu.“Und zwar die Verantwortung für die Pflege aller städtischen Grünanlagen. An dem richtigen Organisationsmodell, das unter dem Strich ein besseres Ergebnis zu möglichst geringeren Kosten bringen soll, ist zwar noch zu arbeiten, doch die Option, diese Aufgabe der städtischen Abfall- und Wertstoff GmbH (AWL) zu übertragen, ist durch einen im Hauptausschuss gefassten Mehrheitsbeschluss vom Tisch. Sehr zum
Missfallen einer CDU-geführten Minderheit, die sich eine „deutlich tiefere und vor allem ergebnisoffene“Prüfung gewünscht hatte.
Im Rennen um die Grünpflege bleiben damit allein die Städtischen Friedhöfe, die als eigenbetriebsähnliche Einrichtung schon länger auf eigene Rechnung wirtschaften. Ihre Belegschaft würde durch Zusammenführung der Grünpflege in einer Hand um 95 Köpfe wachsen, rechnete Umweltdezernent Matthias Welpmann vor.
Er befürwortet eine solche Regelung auch persönlich, weiß aber auch, dass eine Privatisierung der Aufgabe – und nichts anderes wäre die Übertragung auf die AWL – auf den massiven Widerstand des Personalrates treffen würde. Der sei, so der Beigeordnete wörtlich, „massiv dagegen“. Sascha Karbowiak (SPD) hofft, dass mit dieser Grundsatzentscheidung, die der Rat im April noch bestätigen muss, wieder Ruhe in die Belegschaft einkehrt. „Da war schon Druck im Kessel.“
Die Frage, das Amt für Stadtgrün, Umwelt und Klima aufzuspalten und die Grünpflege neu zu regeln, war im Zusammenhang mit der Haushaltskonsolidierung aufgerufen worden. Es ging ums Geld, auch wenn in der Diskussion seitdem immer eine qualitativ bessere
Pflege in den Vordergrund gestellt wird. Sparen aber lässt sich mit dem AWL-Modell nach Welpmanns Darstellung gar nichts. Denn die würde der Stadt jeden Handschlag in Rechnung stellen und müsste dabei als Unternehmen auch 19 Prozent
Umsatzsteuer ausweisen. Der Synergieeffekt, der durch die Neuorganisation erhofft wird, müsste damit bei 20 Prozent und mehr liegen, sagt Welpmann, der das unerreichbar nannte. Fünf bis maximal zehn Prozent halte er für möglich und machte schon am Donnerstag die Zusage, dass „wir bei einer Eigenbetriebsregelung mit gleichem Budget ein deutlich besseres Ergebnis bekommen.“
Was bei Befürwortern der Friedhofs-Variante den Ausschlag gegeben hat, dürften zwei Punkte gewesen sein. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter, die bei der AWL in ein schlechteres Tarifgefüge gerutscht wären und die Aussicht, als Politik auf einen Eigenbetrieb steuernd zugreifen zu können. Denn wenn es zu Beschwerden über mangelhafte Grünpflege kommt, bekommt die oft genug zuerst der örtliche Stadtverordnete zu hören.