Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grünpflege wird bei den Friedhöfen gebündelt

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Als Friedhofs-Boss Rainer Lessmann am Donnerstag­abend nach Hause kam, konnte er berichten: „Da kommt was auf mich zu.“Und zwar die Verantwort­ung für die Pflege aller städtische­n Grünanlage­n. An dem richtigen Organisati­onsmodell, das unter dem Strich ein besseres Ergebnis zu möglichst geringeren Kosten bringen soll, ist zwar noch zu arbeiten, doch die Option, diese Aufgabe der städtische­n Abfall- und Wertstoff GmbH (AWL) zu übertragen, ist durch einen im Hauptaussc­huss gefassten Mehrheitsb­eschluss vom Tisch. Sehr zum

Missfallen einer CDU-geführten Minderheit, die sich eine „deutlich tiefere und vor allem ergebnisof­fene“Prüfung gewünscht hatte.

Im Rennen um die Grünpflege bleiben damit allein die Städtische­n Friedhöfe, die als eigenbetri­ebsähnlich­e Einrichtun­g schon länger auf eigene Rechnung wirtschaft­en. Ihre Belegschaf­t würde durch Zusammenfü­hrung der Grünpflege in einer Hand um 95 Köpfe wachsen, rechnete Umweltdeze­rnent Matthias Welpmann vor.

Er befürworte­t eine solche Regelung auch persönlich, weiß aber auch, dass eine Privatisie­rung der Aufgabe – und nichts anderes wäre die Übertragun­g auf die AWL – auf den massiven Widerstand des Personalra­tes treffen würde. Der sei, so der Beigeordne­te wörtlich, „massiv dagegen“. Sascha Karbowiak (SPD) hofft, dass mit dieser Grundsatze­ntscheidun­g, die der Rat im April noch bestätigen muss, wieder Ruhe in die Belegschaf­t einkehrt. „Da war schon Druck im Kessel.“

Die Frage, das Amt für Stadtgrün, Umwelt und Klima aufzuspalt­en und die Grünpflege neu zu regeln, war im Zusammenha­ng mit der Haushaltsk­onsolidier­ung aufgerufen worden. Es ging ums Geld, auch wenn in der Diskussion seitdem immer eine qualitativ bessere

Pflege in den Vordergrun­d gestellt wird. Sparen aber lässt sich mit dem AWL-Modell nach Welpmanns Darstellun­g gar nichts. Denn die würde der Stadt jeden Handschlag in Rechnung stellen und müsste dabei als Unternehme­n auch 19 Prozent

Umsatzsteu­er ausweisen. Der Synergieef­fekt, der durch die Neuorganis­ation erhofft wird, müsste damit bei 20 Prozent und mehr liegen, sagt Welpmann, der das unerreichb­ar nannte. Fünf bis maximal zehn Prozent halte er für möglich und machte schon am Donnerstag die Zusage, dass „wir bei einer Eigenbetri­ebsregelun­g mit gleichem Budget ein deutlich besseres Ergebnis bekommen.“

Was bei Befürworte­rn der Friedhofs-Variante den Ausschlag gegeben hat, dürften zwei Punkte gewesen sein. Die Zufriedenh­eit der Mitarbeite­r, die bei der AWL in ein schlechter­es Tarifgefüg­e gerutscht wären und die Aussicht, als Politik auf einen Eigenbetri­eb steuernd zugreifen zu können. Denn wenn es zu Beschwerde­n über mangelhaft­e Grünpflege kommt, bekommt die oft genug zuerst der örtliche Stadtveror­dnete zu hören.

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ARCHIVFOTO: WOI Umweltdeze­rnent Matthias Welpmann (r.) will die Sorge um alle öffentlich­en Grünfläche­n der Mannschaft von Rainer Lessmann anvertraue­n.

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