Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Sammlung Kaufmann nun im Archiv
GREVENBROICH (lue-) Ein Restaurant schreibt (Stadt-)Geschichte. „Wir haben Grevenbroich bekannt gemacht“, sagt Elvira Kaufmann (84) selbstbewusst und auch ihrem Mann, dem Sternekoch Dieter L. Kaufmann (86), ist anzumerken, dass er auf das gemeinsame Lebenswerk stolz ist. Über 50 Jahre führten die Kaufmanns den Gourmet-Tempel „Zur Traube“an der Bahnstraße in Grevenbroich, davon 42 Jahre als Sterne-Lokal. In dieser Ära flogen Feinschmecker aus aller Welt ein, um in der rheinischen Provinz kultivierte Gastlichkeit zu genießen. „Die Traube“wurde zur Legende – und ist es immer noch. Der Ruf als Kultstätte des Genusses überdauert das Ende 2014 und den Verkauf des 1893 erbauten Gebäudes vier Jahre später.
Wer Geschichte schreibt, der ist ein Zeitzeuge, für den sich Museen und Archive interessieren. Ihren umfangreichen Nachlass haben Elvira und Dieter L. Kaufmann nun in einem arbeitsintensiven Prozess gesichtet, gewichtet und mit Anmerkungen versehen, so dass er gesichert und von der Nachwelt genutzt werden kann. Dabei nahm das Ehepaar eine Zweiteilung vor. Speisekarten, Rezepte, Bücher, Handschriften, die ein starkes Stück deutscher Kochkunst und Esskultur dokumentieren, gingen an das Deutsche Archiv für Kulinarik in Dresden, das gemeinsam von der dortigen Technischen Universität (TU) und der Sächsischen Landesund Universitätsbibliothek (SLUB) gegründet wurde. Der größte Teil der
Sammlung Kaufmann, insbesondere Standort bezogene Belege wie Fotografien, Gästebücher, Beiträge der (internationalen) Presse und auch audiovisuelle Medien, bereichern nun das Kreisarchiv mit Sitz in Zons, das auch das Stadtarchiv Grevenbroich betreut. Archivleiter Stephen Schröder bereitete die Übernahme in persönlichen Begegnungen mit dem Ehepaar Kaufmann vor und ist nun glücklich, über den prominenten, aufschlussreichen Neuzugang: „Allein die Eintragungen im Gästebuch sind eine wahre Fundgrube.“Die Gründung des Lions Club Grevenbroich (1968) ist ebenso notiert wie Dankadressen von Walter Scheel oder Otto Graf Lambsdorff. Die Kaufmanns sind froh, ihre Sammlung gesichert zu haben: „Wir wissen jetzt Belege, die unser Leben in, für und mit der Traube dokumentieren, in Dresden und Zons in guten Händen.“