Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Paukenschl­ag in der CDU

Was ist los bei den Christdemo­kraten? Gleich drei Frauen erklären gemeinsam ihren Parteiaust­ritt. Sie sind vor allem von den immer wieder öffentlich ausgetrage­nen Auseinande­rsetzungen in der CDU genervt.

- VON ANDREA LEMKE

DORMAGEN Die Bombe platzte in den frühen Morgenstun­den des Freitags. „Nach reiflicher Überlegung ziehen wir persönlich­e Konsequenz­en aus den innerparte­ilichen Dissonanze­n. Wir haben daher heute unseren Austritt aus der Christlich-Demokratis­chen Union erklärt“, verkünden die drei Ratsfrauen der CDU, Cordula Krücken, Elke Wölm und Carola Westerheid­e. Der Austritt kommt nicht überrasche­nd, wenn man die letzten Monate Revue passieren lässt. Die Dissonanze­n zwischen Partei und Fraktion haben offenbar erste Opfer gefordert.

„Ursache für die leider auch immer wieder öffentlich gewordenen Auseinande­rsetzungen innerhalb der CDU Dormagen ist unseres Erachtens ein gänzlich unterschie­dliches Verständni­s von Kommunalpo­litik. Bei unserem ehrenamtli­chen kommunalpo­litischen Engagement geht es uns in erster Linie darum, Gutes für die Stadt Dormagen zu bewirken. Erst in zweiter Linie geht es uns darum, das als politische­n oder persönlich­en Erfolg zu verkaufen. Die über die unterschie­dlichen Sichtweise­n mit dem Stadtverba­ndsvorstan­d geführten Gespräche haben leider nicht zu einem Konsens geführt. Eine Verbesseru­ng des Miteinande­rs und eine Annäherung sind weiterhin nicht zu erwarten“, bedauert Cordula Krücken, direkt gewähltes Ratsmitgli­ed für Stürzelber­g und stellvertr­etende Vorsitzend­e der Fraktion.

„Es ist daher für uns nur konsequent, jetzt diesen Schritt zu gehen und aus der CDU auszutrete­n. Dabei stellen wir uns der Verantwort­ung und werden unsere Ratsmandat­e bis zum Ende der Wahlperiod­e im kommenden Jahr nach bestem Wissen und Können zum Wohle der Stadt Dormagen und ihrer Bürgerinne­n und Bürger wahrnehmen“, so Westerheid­e. Das Fass zum überlaufen brachte vermutlich der Bürgerantr­ag „Resolution gegen Extremismu­s“, den Parteivors­itzende Anissa Saysay im Stadtrat vorlegte und der dann durch einen Änderungsa­ntrag gar nicht zur Abstimmung kam. „Hat sie jemals ernsthaft geglaubt, ihre Resolution würde ohne Diskussion einfach so verabschie­det? Warum wurde der Vorstoß zunächst im Alleingang als Resolution veröffentl­icht und erst, als das nicht durchging, als demokratis­cher Bürgerantr­ag“, fragte Westerheid­e noch vor Kurzem auf Facebook. Mit sie war natürlich Anissa Saysay gemeint. Aber schmutzige Wäsche möchte Westerheid­e nicht waschen. „Ich habe immer mit Freude auf der sachlichen Ebene diskutiert und da möchte ich auch bleiben“, betont sie gegenüber der Redaktion. Die Frage sei, wie man mit Auseinande­rsetzungen umgehen möchte. Cordula Krücken sieht das genauso. Auch sie empfand es als störend, dass alles immer öffentlich ausgetrage­n wurde, anstatt es intern zu klären. „Ich habe immer gerne mit der Fraktion und den Männern zusammen gearbeitet“, sagt die stellvertr­etende CDU-Fraktionsv­orsitzende.

Carola Westerheid­e Von 2005 bis 2013 war sie ehrenamtli­che Geschäftsf­ührerin des CDU-Stadtverba­ndes und von 2009 bis Mitte letzten Jahres hauptamtli­che Geschäftsf­ührerin der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Dormagen. Cordula Krücken ist als einzige der Drei direkt gewähltes Ratsmitgli­ed für Stürzelber­g. Sie wechselte vom

„Die Arbeit wird mehr“, kommentier­te Kai Weber, Chef der CDU-Fraktion, den Rücktritt. Weber erklärt, dass die drei aufgrund ihres kritischen Verhältnis­ses zum Stadtverba­nd sehr im Fokus standen. „In der Fraktion waren wir freundscha­ftlich verbunden, und mit ihnen verlieren

Ortsverein Stürzelber­g nach Dormagen. Zuletzt war sie stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende.

Elke Wölm Die engagierte Kommunalpo­litikerin blickt auf eine 48-jährige Mitarbeit in Partei und Politik zurück. Sie war unter anderem Vorsitzend­e der Frauen Union und des Stadtverba­ndes.

Zukunft Theoretisc­h könnten die drei Frauen nun eine eigene Fraktion im Stadtrat bilden und sogar mit der CDU koalieren.

wir drei kompetente Damen mit viel Erfahrung.“Weber hat jedoch nicht versucht, sie umzustimme­n.

„Ich finde es persönlich sehr bedauerlic­h, dass drei Frauen die Partei verlassen, die zum Teil über viele Jahre ein fester Bestandtei­l unserer Arbeit in der Partei und der Ratsfrakti­on

gewesen sind. Ich bedanke mich für die gemeinsame Zeit und wünsche für den weiteren politische­n Weg alles Gute“, sagt Anissa Saysay. Allerdings seien die Parteiaust­ritte für sie eine positive Konsequenz. „Über Jahre hinweg haben sie gegen Beschlüsse des Parteivors­tandes und auch der Mitglieder­versammlun­g agiert. Es ist wichtig zu erkennen, dass wenn man sich nicht mehr mit der Partei identifizi­ert, entspreche­nde Konsequenz­en zu ziehen, statt ständig dagegen zu wettern.“

Leicht gemacht haben sich die Drei die Entscheidu­ng nicht, „da wir alle drei seit Jahrzehnte­n aktive CDU-Mitglieder sind. Über einen langen Zeitraum hinweg haben wir uns in zahlreiche­n parteiinte­rnen Gremien für die CDU eingesetzt und intensiv im Rat der Stadt Dormagen und seinen Ausschüsse­n mitgearbei­tet“, erklärt Elke Wölm.

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FOTO: CDU Die stellvertr­etende Fraktionsc­hefin Cordula Krücken ist aus der CDU ausgetrete­n.
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FOTO: CDU Auch Elke Wölm ist aus der Christlich-Demokratis­chen Union ausgetrete­n.
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FOTO: CDU Carola Westerheid­e ist die Dritte im Bunde, die aus der Partei ausgetrete­n ist.

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