Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Paukenschlag in der CDU
Was ist los bei den Christdemokraten? Gleich drei Frauen erklären gemeinsam ihren Parteiaustritt. Sie sind vor allem von den immer wieder öffentlich ausgetragenen Auseinandersetzungen in der CDU genervt.
DORMAGEN Die Bombe platzte in den frühen Morgenstunden des Freitags. „Nach reiflicher Überlegung ziehen wir persönliche Konsequenzen aus den innerparteilichen Dissonanzen. Wir haben daher heute unseren Austritt aus der Christlich-Demokratischen Union erklärt“, verkünden die drei Ratsfrauen der CDU, Cordula Krücken, Elke Wölm und Carola Westerheide. Der Austritt kommt nicht überraschend, wenn man die letzten Monate Revue passieren lässt. Die Dissonanzen zwischen Partei und Fraktion haben offenbar erste Opfer gefordert.
„Ursache für die leider auch immer wieder öffentlich gewordenen Auseinandersetzungen innerhalb der CDU Dormagen ist unseres Erachtens ein gänzlich unterschiedliches Verständnis von Kommunalpolitik. Bei unserem ehrenamtlichen kommunalpolitischen Engagement geht es uns in erster Linie darum, Gutes für die Stadt Dormagen zu bewirken. Erst in zweiter Linie geht es uns darum, das als politischen oder persönlichen Erfolg zu verkaufen. Die über die unterschiedlichen Sichtweisen mit dem Stadtverbandsvorstand geführten Gespräche haben leider nicht zu einem Konsens geführt. Eine Verbesserung des Miteinanders und eine Annäherung sind weiterhin nicht zu erwarten“, bedauert Cordula Krücken, direkt gewähltes Ratsmitglied für Stürzelberg und stellvertretende Vorsitzende der Fraktion.
„Es ist daher für uns nur konsequent, jetzt diesen Schritt zu gehen und aus der CDU auszutreten. Dabei stellen wir uns der Verantwortung und werden unsere Ratsmandate bis zum Ende der Wahlperiode im kommenden Jahr nach bestem Wissen und Können zum Wohle der Stadt Dormagen und ihrer Bürgerinnen und Bürger wahrnehmen“, so Westerheide. Das Fass zum überlaufen brachte vermutlich der Bürgerantrag „Resolution gegen Extremismus“, den Parteivorsitzende Anissa Saysay im Stadtrat vorlegte und der dann durch einen Änderungsantrag gar nicht zur Abstimmung kam. „Hat sie jemals ernsthaft geglaubt, ihre Resolution würde ohne Diskussion einfach so verabschiedet? Warum wurde der Vorstoß zunächst im Alleingang als Resolution veröffentlicht und erst, als das nicht durchging, als demokratischer Bürgerantrag“, fragte Westerheide noch vor Kurzem auf Facebook. Mit sie war natürlich Anissa Saysay gemeint. Aber schmutzige Wäsche möchte Westerheide nicht waschen. „Ich habe immer mit Freude auf der sachlichen Ebene diskutiert und da möchte ich auch bleiben“, betont sie gegenüber der Redaktion. Die Frage sei, wie man mit Auseinandersetzungen umgehen möchte. Cordula Krücken sieht das genauso. Auch sie empfand es als störend, dass alles immer öffentlich ausgetragen wurde, anstatt es intern zu klären. „Ich habe immer gerne mit der Fraktion und den Männern zusammen gearbeitet“, sagt die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende.
Carola Westerheide Von 2005 bis 2013 war sie ehrenamtliche Geschäftsführerin des CDU-Stadtverbandes und von 2009 bis Mitte letzten Jahres hauptamtliche Geschäftsführerin der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Dormagen. Cordula Krücken ist als einzige der Drei direkt gewähltes Ratsmitglied für Stürzelberg. Sie wechselte vom
„Die Arbeit wird mehr“, kommentierte Kai Weber, Chef der CDU-Fraktion, den Rücktritt. Weber erklärt, dass die drei aufgrund ihres kritischen Verhältnisses zum Stadtverband sehr im Fokus standen. „In der Fraktion waren wir freundschaftlich verbunden, und mit ihnen verlieren
Ortsverein Stürzelberg nach Dormagen. Zuletzt war sie stellvertretende Fraktionsvorsitzende.
Elke Wölm Die engagierte Kommunalpolitikerin blickt auf eine 48-jährige Mitarbeit in Partei und Politik zurück. Sie war unter anderem Vorsitzende der Frauen Union und des Stadtverbandes.
Zukunft Theoretisch könnten die drei Frauen nun eine eigene Fraktion im Stadtrat bilden und sogar mit der CDU koalieren.
wir drei kompetente Damen mit viel Erfahrung.“Weber hat jedoch nicht versucht, sie umzustimmen.
„Ich finde es persönlich sehr bedauerlich, dass drei Frauen die Partei verlassen, die zum Teil über viele Jahre ein fester Bestandteil unserer Arbeit in der Partei und der Ratsfraktion
gewesen sind. Ich bedanke mich für die gemeinsame Zeit und wünsche für den weiteren politischen Weg alles Gute“, sagt Anissa Saysay. Allerdings seien die Parteiaustritte für sie eine positive Konsequenz. „Über Jahre hinweg haben sie gegen Beschlüsse des Parteivorstandes und auch der Mitgliederversammlung agiert. Es ist wichtig zu erkennen, dass wenn man sich nicht mehr mit der Partei identifiziert, entsprechende Konsequenzen zu ziehen, statt ständig dagegen zu wettern.“
Leicht gemacht haben sich die Drei die Entscheidung nicht, „da wir alle drei seit Jahrzehnten aktive CDU-Mitglieder sind. Über einen langen Zeitraum hinweg haben wir uns in zahlreichen parteiinternen Gremien für die CDU eingesetzt und intensiv im Rat der Stadt Dormagen und seinen Ausschüssen mitgearbeitet“, erklärt Elke Wölm.