Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kehrtwende bei neuer Parkregelung in Zons
Die Stadt wollte das Parken und die Durchfahrt durch die Altstadt für Anwohner neu regeln. Offenbar keine gute Idee. Auf der Bürgerversammlung am vergangenen Donnerstag wehte Bürgermeister Erik Lierenfeld ein scharfer Wind entgegen.
ZONS Es ist kein neues Thema, denn seit jeher sorgt die Park- und Durchfahrtssituation in der Zonser Altstadt für Diskussionen. Vor einigen Jahren wurde daher – ebenfalls auf Grundlage einer damaligen Bürgerversammlung – eine Sonderregelung eingeführt. Diese erlaubte den Anwohnerinnen und Anwohnern der Altstadt für eine Gebühr von drei Euro für einen Zeitraum von zwei Jahren die Befahrung sowie das Parken in den historischen Straßen. Grundsätzlich ist die Zonser Altstadt rund um Schweinebrunnen und Juddeturm für den Autoverkehr gesperrt. Dies sollte sich nun, auf Vorschlag der Stadtverwaltung, ändern. Im Rahmen einer erneuten Bürgerversammlung am Donnerstagabend in der Nordhalle stellt Bürgermeister Erik Lierenfeld ein neues System vor – und schon jetzt sei gesagt, bei den Zonserinnen und Zonsern kam dieser Vorschlag überhaupt nicht gut an.
Nach ursprünglichem Plan der Stadtverwaltung sollten die derzeitigen Anwohner- und Besucherausweise für die Altstadt in Zons ab Mitte des Jahres ihre Gültigkeit verlieren. Das Parken sollte völlig neu geregelt werden, um das Anwohner und Besucherparken in der Stadt zu vereinheitlichen – denn bisher gibt es in Zons eine Sonderregelung, die im gesamten Dormagener Stadtgebiet so einmalig ist. Die Idee war, dass ab dem 1. Juli 2024 für die Altstadt keine Einfahrtsberechtigung mehr erforderlich sei, grundsätzlich sollten alle Bürgerinnen und Bürgern, im Übrigen auch die zahlreichen Touristen,
die Straßen befahren können. Parken sollte jedoch weiterhin nur für die Anwohner gestattet werden, dafür sollten diese eine Summe von 60 Euro pro Jahr zahlen. Die Höhe entspricht der offiziellen Gebühr für Bewohnerparkausweise im Stadtgebiet. Diese Summe berechtigt die Anwohner außerdem weiterhin dazu ihre Fahrzeuge auf den Parkplätzen der Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Dormagen (SWD) wie beispielsweise dem Rheintor-Parkplatz zu parken. Auch für Besucherinnen und Besucher der Bewohner der Altstadt sollte es weiterhin Parkausweise
geben.
Bürgermeister Erik Lierenfeld erklärt in der rappelvollen Nordhalle: „Die aktuelle Sonderregelung, die sich auf eine Summe von drei Euro beläuft, ist für uns als Stadt Dormagen nicht mehr tragbar, da nicht einmal die Verwaltungskosten gedeckt werden.“Da diese Summe auch die Befahrung der Altstadtstraßen beinhalte, die bisher für andere Fahrzeuge gesperrt ist, müssen auch Anwohner mit eigenem Stellplatz in der Tiefgarage oder auf ihrem Grundstück diese zahlen. Die würde sich durch die neue Regelung zukünftig ändern. „Die logische Konsequenz
wäre, die Bedingungen der Parkausweise für Anwohner denen im gesamten Stadtgebiet anzupassen.“
Eine Aussicht, mit der die Anwesenden nicht unzufriedener seien könnten. So wirft manch einer der Stadt vor, durch diese Änderung lediglich die „angeschlagene Haushaltskasse“wieder ausbessern zu wollen. Wieder andere drohen sogleich damit, bei einer Umsetzung der Regelung einen Anwalt einschalten zu wollen und ernten dafür Applaus. Ein Anwohner, der seit 30 Jahren in der Zonser Altstadt lebt, sagt: „Ich verstehe die Notwendigkeit dieser Änderung nicht. Ich sehe darin eine Idee der Stadt, um eine weitere Einnahmequelle zu generieren. Wieso kann die Sonderregelung, die für uns gut funktioniert, nicht einfach beibehalten werden? Unseretwegen auch mit einer etwas höheren Gebühr.“
Bürgermeister Lierenfeld findet darauf deutliche Worte: „Es handelt sich dabei insgesamt um eine Summe von wenigen tausend Euro, die in allererster Linie die Verwaltungskosten decken. Es geht dabei keineswegs darum, neue Einnahmen zu generieren.“Er macht einen drastischen Vorschlag: „Die andere Option wäre, die Altstadt grundsätzlich für Fahrzeuge zu öffnen und keinerlei Parkausweise einzuführen, dann darf jeder – ob Anwohner oder nicht – in den ausgewiesenen Stellflächen parken. Aber klar ist, für eine Summe von drei Euro in zwei Jahren können wir diese Sonderregelung nicht beibehalten.“Schnell wird klar: Die grundsätzliche Öffnung der Altstadt für Fahrzeuge ist für die Anwohner keine Option.
Nach knapp zwei Stunden Diskussion und einer hohen Kompromissbereitschaft durch Bürgermeister Erik Lierenfeld, nehmen die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung einen Alternativvorschlag mit ins Rathaus: Die Sonderregelung könne, entgegen aller vorher genannten Argumente, wie gehabt bestehen bleiben, doch die Gebühr müsse von drei Euro auf mindestens 15 Euro erhöht werden – auch Anwohner mit eigenem Parkplatz müssen diese Summe dann weiterhin zahlen. „Ich denke, ich spreche für die meisten von uns, wenn ich sage, dass wir mit dieser Regelung leben könnten“, so ein Anwesender.
Der Kompromiss sowie weitere Aspekte werden nun im Rathaus diskutiert und die Bürgerinnen und Bürger über die weiteren Schritte informiert.