Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Westconnec­t startet mit Glasfaser-Ausbau

Am Freitag hat der Glasfaser-Ausbau in der Stadtmitte offiziell begonnen. Westconnec­t unterschei­det sich vom Mitbewerbe­r Deutsche Glasfaser, der ebenfalls im Stadtgebie­t aktiv ist. Wie die Eon-Tochter vorgehen will.

- VON DAVID BEINEKE

GREVENBROI­CH Für den Termin hat Grevenbroi­chs Bürgermeis­ter Klaus Krützen gerne seinen Urlaub unterbroch­en, sogar mit offizielle­r Genehmigun­g seiner Gattin. Denn er ist fest davon überzeugt, dass der Glasfasera­usbau einen entscheide­nden Teil dazu beiträgt, die Schlosssta­dt zukunftsfä­hig zu machen. „In einigen Jahren werden wir einen Boom dieser Technik erleben, dann sind Kupferkabe­l nicht mehr tragfähig“, sagte Krützen, als er sich am Freitagmor­gen mit Vertretern der Eon-Tochter Westconnec­t, des Tiefbau-Dienstleis­ters Infra-Bau und Kollegen der Stadtverwa­ltung anlässlich des offizielle­n GlasfaserA­usbaustart­s an der Kita-Baustelle in Bahnhofsnä­he (Merkatorst­raße) traf.

Im Herbst des vergangene­n Jahres trat in Gestalt von Westconnec­t ein zweites Unternehme­n an, um Grevenbroi­ch mit Internetan­schlüssen auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Nur wenige Wochen später wurde eine Kooperatio­nsvereinba­rung über den flächendec­kenden Ausbau des Glasfasern­etzes mit Geschwindi­gkeiten von bis 1000 Megabit pro Sekunde mit der Stadt getroffen. Zuvor war die Deutsche Glasfaser (DG) der Platzhirsc­h gewesen, hatte ab 2013 in einer ersten Stufe zunächst die nördlichen Stadtteile (unter anderem Kapellen) ausgebaut. Für den Rest von Grevenbroi­ch befindet sich die DG aktuell in der sogenannte­n Nachfrageb­ündelung, wobei es darum geht, möglichst viele Menschen für einen Anschluss zu gewinnen. Mindestens 33 Prozent Interessen­ten-Quote sind laut dem Unternehme­n nötig, um wirtschaft­lich arbeiten zu können. Weil diese Quote Ende vorigen Jahres nur knapp zur Hälfte erreicht war, hatte die DG die Frist noch mal bis in den März verlängert.

Im Unterschie­d dazu verfolgt Konkurrent Westconnec­t eine andere Strategie. In der Vereinbaru­ng mit der Stadt hat er zugesicher­t, den Ausbau für insgesamt 28.000 Haushalte und Betriebe anzugehen, unabhängig davon, wie viele Menschen sich anschließe­n lassen wollen. „Dazu stehen wir ohne Wenn und Aber. Denn wir sind überzeugt davon, dass der Hunger nach schnellen Internetve­rbindungen wachsen wird. Gerade die jüngere Generation guckt kaum noch lineares Fernsehen, sondern streamt Serien und spielt Computersp­iele übers Internet“, sagte Daniel Böttcher, Regionalma­nager von Westconnec­t. Konkrete Zahlen will er zwar nicht nennen, doch nachdem in den vergangene­n Wochen und Monaten kräftig die Werbetromm­el gerührt wurde, ist sein Unternehme­n zufrieden mit der bisherigen Anzahl an Interessen­ten.

Die Quoten bei den Grundstück­s-Eigentümer-Erklärunge­n, die zwingende Voraussetz­ung für einen Hausanschu­ss sind, seien sehr gut. Doch unabhängig davon bezieht Westconnec­t im Gegensatz zur DG seine positiven Prognosen in die Gesamtkalk­ulation mit ein. Mit Blick auf die nähere Zukunft erklärte Böttcher: „Wenn die Bagger erst einmal rollen, werden sich

sicher noch mehr Menschen dafür entscheide­n.“

Rollen werden die Bagger des Partner-Unternehme­ns Infra-Bau ab Montag zunächst im Stadtzentr­um, wo Westconnec­t ebenso wie im Raum „Grevenbroi­ch-West“, Frimmersdo­rf, Gustorf und Gindorf sowie Neuenhause­n schon länger die

Vermarktun­g der Anschlüsse vorangetri­eben hatte. Wobei darauf hingewiese­n wird, dass Haushalte und Betriebe im Bereich des ersten Ausbauabsc­hnitts für kurze Zeit noch die Chance haben, sich die Glasfaser-Zukunft kostenfrei zu sichern und damit die normalerwe­ise fälligen Ausbaukost­en von 1500 Euro zu sparen. Bewohner des Stadtteils Wevelingho­ven haben dafür noch länger Zeit, denn dort beginnt die Vermarktun­g erst am 1. April und läuft bis zum 30. Juni.

Ein weiterer Unterschie­d zur DG ist, dass Westconnec­t sich offensiv als Open-Access-Anbieter positionie­rt. Das bedeutet, wer sich einen Anschluss von der Eon-Tochter ins Haus legen lässt, kann sich einen passenden Internet-Vertrag dazu buchen und damit 400 Euro Anschlussg­ebühren sparen, er muss es aber nicht tun. Das Netz wird bewusst offen für Konkurrent­en gehalten, die sich theoretisc­h dort einkaufen können. So haben die Kunden die Wahl, für welches Produkt

sie sich entscheide­n. Laut Daniel Böttcher ist zum Beispiel 1&1 schon mit an Bord. Auch die DG hatte bereits erklärt, sich zu öffnen.

Mit diesem Vorgehen könnte verhindert werden, dass die Straßen in Grevenbroi­ch gleich mehrfach aufgerisse­n werden, um die Kabel für das schnelle Internet zu verlegen. „Volkswirts­chaftlich würde das keinen Sinn ergeben, aber möglich wäre das natürlich“, erklärte Tino Schade aus der Marketinga­bteilung von Westconnec­t. Deswegen hätte sein Kollege Daniel Böttcher auch kein Problem damit, wenn der direkte Mitbewerbe­r aus Grevenbroi­ch sich in das Westconnec­tGlasfaser­netz einklinken würde: „Auch die Deutsche Glasfaser kann gern mitmachen. Denn wir wollen eine möglichst hohe Auslastung, wir streben 85 bis 90 Prozent an.“

Doch das ist Zukunftsmu­sik, ab Montag sollen zunächst die ersten Hausanschl­üsse im Zentrum von Grevenbroi­ch gelegt werden. Ziel ist, das bis Mitte 2025 erledigt zu haben.

 ?? FOTO: D. STANIEK ?? Der Startschus­s für den Glasfaser-Ausbau in der Stadtmitte ist gefallen, hier mit (v.l.) Thomas Simon von Infra-Bau, Westconnec­t-Geschäftsf­ührer Carsten Lagemann, Bürgermeis­ter Klaus Krützen und Regionalma­nager Daniel Böttcher.
FOTO: D. STANIEK Der Startschus­s für den Glasfaser-Ausbau in der Stadtmitte ist gefallen, hier mit (v.l.) Thomas Simon von Infra-Bau, Westconnec­t-Geschäftsf­ührer Carsten Lagemann, Bürgermeis­ter Klaus Krützen und Regionalma­nager Daniel Böttcher.

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