Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schülerinnen gestalten Bühnenbild mit
Zum ersten Mal durften Schülerinnen des BvA am Bühnenbild der Oper Köln mitarbeiten. Sie gestalteten Ahnenköpfe.
DORMAGEN Seit Generationen sind die Familien Montague und Capulet verfeindet. Julia, die Tochter der Capulets, und Romeo, der einzige Sohn der Montagues, verlieben sich ineinander. Doch ihre Liebe muss geheim bleiben, da der Streit zwischen ihren Eltern immer weiter eskaliert und schließlich in einer Tragödie endet. In seiner Kammeroper „Romeo und Julia“, die Boris Blacher im Kriegsjahr 1943 schrieb, wählte der Komponist eine ungewöhnliche Form. Ein Chor begleitet und kommentiert die Handlung und übernimmt selbst viele der Rollen, die in Shakespeares Drama die Entscheidungen von Romeo und Julia beeinflussen. Dieses Stück richtet sich an ein jugendliches Publikum, wie auf der Website der Oper Köln zu lesen ist. Außergewöhnlich auch die Gestaltung des Bühnenbildes. Denn auch das sollte ein junges Publikum gestalten. Im Sommer letzten Jahres schrieb die Oper Köln einen Wettbewerb aus, den der Projektkurs Kunst des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums gewann.
Als sich am 24. Februar der Vorhang zur Kinderoper Romeo und Julia an der Oper Köln hob, und die Ahnenköpfe der Familien Montague und Capulets in einem italienischen Mauseleum auf der Bühne zu sehen waren, war dies ein beeindruckender Moment für die Schülerinnen, die ihre Werke live auf der Bühne sahen. Denn: Sie sind die Künstlerinnen, die diese Werke geschaffen haben. Der Projektkurs Kunst gestaltete insgesamt neun Ahnenköpfe, von denen fünf auf die Bühne gebracht wurden und vier im Vorraum wie Bildhauerarbeiten großer Künstler präsentiert wurden. „Das war ein unvergleichliches Erlebnis, zumal auch alle unsere Namen aufgeführt waren“, erzählt Celina Grenzikowski begeistert.
Doch der Weg bis dahin ist arbeitsintensiv. Rund vier Monate dauert der kreative Prozess, bis er in Form der Ahnenbüsten beendet ist. Zunächst
gilt es, sich an die verschiedensten Materialien heranzutasten. Das heißt dann Materialerkundung. Im Anschluss folgten konkrete Vorstellungen von Jens Kilian, der für Bühnenbild und Kostüme an der Oper verantwortlich ist. Bei einer Führung durch die Werkstätten der Oper Köln bekommen die Schülerinnen einen Einblick in die verschiedenen Gewerke, die für den Bühnenbau notwendig sind. Dort werden ihnen auch die Bühnenbildpläne im Detail vorgestellt, die sie am Ende unter dem Arm mit in die Schule nehmen dürfen.
Ab da heißt es probieren, modellieren, resignieren und wieder kreieren. An manchen Tagen sitzen die Schülerinnen bis zu zwölf Stunden an ihren Werken. „Wir haben uns dann auch Essen in die Schule bestellt, um den kreativen Prozess nicht zu unterbrechen“, erzählt Hanna Bala. „Allein das Modellieren
Die Macherinnen An den Ahnenköpfen haben die Schülerinnen Hanna Bala, Lisa Berger, Lara Christmann, Celina Grenzikowski, Juliana Mallmann, Vidhi Raval, Angelina Sartison, Hannah Schweigler, Helena Silbernagel, Lara Sing und Sophie Wolf aus dem Projektkurs Kunst der
hat manchmal 20 Stunden gedauert, und nicht selten musste uns die Putzfrau rauswerfen“, sagt Helena Silbernagel. Als Basis verwenden die Schülerinnen Köpfe aus Styropor. Doch damit die Proportionen so sind, wie sie es sich wünschen, muss auch mal eine Nase dran glauben, bedeutet: Sie muss weg und mit Modelliermasse neu aufgebaut werden.
Q1 mitgewirkt. Die Leitung hatte Lehrerin Juliana Heuser, die zu Beginn von Lehrerin Nora Heydorn unterstützt wurde.
Dauer Ende der Sommerferien startete das Projekt. Über vier Monate haben die Schülerinnen gebraucht, um die Köpfe für das Bühnenbild zu Romeo und Julia an der Oper Köln zu fertigen. An drei Aufführungstagen waren die Werke zu sehen.
Doch die auf den Köpfen zu halten, ist offenbar eine Herausforderung für sich, so beschreibt es jedenfalls Vidhi Raval. Mal verrutscht die Masse, mal trocknet sie zu schnell. „Bis wir den Dreh raus hatten, hat es eine Weile gedauert“, erzählt Juliana Mallmann lachend. Aber am Ende hat sich die Mühe und vor allem das Engagement weit über die normale
Schulzeit hinaus gelohnt, da sind sich alle Schülerinnen einig. Auch Lehrerin Julia Heuser ist stolz auf ihre Schützlinge. „Die haben das so toll gemacht, das war echt klasse.“Genau so habe auch die Oper Köln reagiert, sagt Heuser und merkt an: „Wir glauben, die haben gar nicht damit gerechnet, dass wir so professionell arbeiten“, fügt sie hinzu. Ein Indiz dafür ist für sie und ihren Kurs, dass die Schülerinnen zunächst nur zur Generalprobe und schließlich zur Premiere mit anschließender After-Show-Party eingeladen wurden. „Wir haben viel Lob bekommen und es war spannend, mit den Schauspielern ins Gespräch zu kommen“, sagt Lisa Berger. Das Fazit der 16und 17-Jährigen nach dem Opernbesuch, der für viele der erste war: Es wird nicht ihr erster Opernbesuch bleiben. Das Engagement hat sich also doppelt gelohnt. Künstlerisch und pädagogisch.
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