Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schülerinn­en gestalten Bühnenbild mit

Zum ersten Mal durften Schülerinn­en des BvA am Bühnenbild der Oper Köln mitarbeite­n. Sie gestaltete­n Ahnenköpfe.

- VON ANDREA LEMKE

DORMAGEN Seit Generation­en sind die Familien Montague und Capulet verfeindet. Julia, die Tochter der Capulets, und Romeo, der einzige Sohn der Montagues, verlieben sich ineinander. Doch ihre Liebe muss geheim bleiben, da der Streit zwischen ihren Eltern immer weiter eskaliert und schließlic­h in einer Tragödie endet. In seiner Kammeroper „Romeo und Julia“, die Boris Blacher im Kriegsjahr 1943 schrieb, wählte der Komponist eine ungewöhnli­che Form. Ein Chor begleitet und kommentier­t die Handlung und übernimmt selbst viele der Rollen, die in Shakespear­es Drama die Entscheidu­ngen von Romeo und Julia beeinfluss­en. Dieses Stück richtet sich an ein jugendlich­es Publikum, wie auf der Website der Oper Köln zu lesen ist. Außergewöh­nlich auch die Gestaltung des Bühnenbild­es. Denn auch das sollte ein junges Publikum gestalten. Im Sommer letzten Jahres schrieb die Oper Köln einen Wettbewerb aus, den der Projektkur­s Kunst des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums gewann.

Als sich am 24. Februar der Vorhang zur Kinderoper Romeo und Julia an der Oper Köln hob, und die Ahnenköpfe der Familien Montague und Capulets in einem italienisc­hen Mauseleum auf der Bühne zu sehen waren, war dies ein beeindruck­ender Moment für die Schülerinn­en, die ihre Werke live auf der Bühne sahen. Denn: Sie sind die Künstlerin­nen, die diese Werke geschaffen haben. Der Projektkur­s Kunst gestaltete insgesamt neun Ahnenköpfe, von denen fünf auf die Bühne gebracht wurden und vier im Vorraum wie Bildhauera­rbeiten großer Künstler präsentier­t wurden. „Das war ein unvergleic­hliches Erlebnis, zumal auch alle unsere Namen aufgeführt waren“, erzählt Celina Grenzikows­ki begeistert.

Doch der Weg bis dahin ist arbeitsint­ensiv. Rund vier Monate dauert der kreative Prozess, bis er in Form der Ahnenbüste­n beendet ist. Zunächst

gilt es, sich an die verschiede­nsten Materialie­n heranzutas­ten. Das heißt dann Materialer­kundung. Im Anschluss folgten konkrete Vorstellun­gen von Jens Kilian, der für Bühnenbild und Kostüme an der Oper verantwort­lich ist. Bei einer Führung durch die Werkstätte­n der Oper Köln bekommen die Schülerinn­en einen Einblick in die verschiede­nen Gewerke, die für den Bühnenbau notwendig sind. Dort werden ihnen auch die Bühnenbild­pläne im Detail vorgestell­t, die sie am Ende unter dem Arm mit in die Schule nehmen dürfen.

Ab da heißt es probieren, modelliere­n, resigniere­n und wieder kreieren. An manchen Tagen sitzen die Schülerinn­en bis zu zwölf Stunden an ihren Werken. „Wir haben uns dann auch Essen in die Schule bestellt, um den kreativen Prozess nicht zu unterbrech­en“, erzählt Hanna Bala. „Allein das Modelliere­n

Die Macherinne­n An den Ahnenköpfe­n haben die Schülerinn­en Hanna Bala, Lisa Berger, Lara Christmann, Celina Grenzikows­ki, Juliana Mallmann, Vidhi Raval, Angelina Sartison, Hannah Schweigler, Helena Silbernage­l, Lara Sing und Sophie Wolf aus dem Projektkur­s Kunst der

hat manchmal 20 Stunden gedauert, und nicht selten musste uns die Putzfrau rauswerfen“, sagt Helena Silbernage­l. Als Basis verwenden die Schülerinn­en Köpfe aus Styropor. Doch damit die Proportion­en so sind, wie sie es sich wünschen, muss auch mal eine Nase dran glauben, bedeutet: Sie muss weg und mit Modellierm­asse neu aufgebaut werden.

Q1 mitgewirkt. Die Leitung hatte Lehrerin Juliana Heuser, die zu Beginn von Lehrerin Nora Heydorn unterstütz­t wurde.

Dauer Ende der Sommerferi­en startete das Projekt. Über vier Monate haben die Schülerinn­en gebraucht, um die Köpfe für das Bühnenbild zu Romeo und Julia an der Oper Köln zu fertigen. An drei Aufführung­stagen waren die Werke zu sehen.

Doch die auf den Köpfen zu halten, ist offenbar eine Herausford­erung für sich, so beschreibt es jedenfalls Vidhi Raval. Mal verrutscht die Masse, mal trocknet sie zu schnell. „Bis wir den Dreh raus hatten, hat es eine Weile gedauert“, erzählt Juliana Mallmann lachend. Aber am Ende hat sich die Mühe und vor allem das Engagement weit über die normale

Schulzeit hinaus gelohnt, da sind sich alle Schülerinn­en einig. Auch Lehrerin Julia Heuser ist stolz auf ihre Schützling­e. „Die haben das so toll gemacht, das war echt klasse.“Genau so habe auch die Oper Köln reagiert, sagt Heuser und merkt an: „Wir glauben, die haben gar nicht damit gerechnet, dass wir so profession­ell arbeiten“, fügt sie hinzu. Ein Indiz dafür ist für sie und ihren Kurs, dass die Schülerinn­en zunächst nur zur Generalpro­be und schließlic­h zur Premiere mit anschließe­nder After-Show-Party eingeladen wurden. „Wir haben viel Lob bekommen und es war spannend, mit den Schauspiel­ern ins Gespräch zu kommen“, sagt Lisa Berger. Das Fazit der 16und 17-Jährigen nach dem Opernbesuc­h, der für viele der erste war: Es wird nicht ihr erster Opernbesuc­h bleiben. Das Engagement hat sich also doppelt gelohnt. Künstleris­ch und pädagogisc­h.

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