Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wenn Schulen Sportkarrieren fördern
Der Rhein-Kreis Neuss legt in Sachen Leistungssportförderung großen Wert auf das Konzept der „Dualen Karriere“. Dazu gehört auch schon die Unterstützung an Schulen. Ein aktuelles Beispiel ist Vincent Koch am Gymnasium Norf.
NORF Wie gut die Förderung von jungen Sportkarrieren in Dormagen funktioniert, hat sich schon durch etliche Topsportler gezeigt, die aus dem Sportinternat Knechtsteden hervorgegangen sind. Nicht umsonst werden das Norbert-Gymnasium und die Bertha-von-SuttnerGesamtschule für ihre gedeihliche Zusammenarbeit inzwischen als eine von 43 „Elitschulen des Sports“in Deutschland geführt. In das vom Rhein-Kreis Neuss propagierte Konzept der „Dualen Karriere“, also neben dem sportlichen auch das berufliche Fortkommen der Athleten zu unterstützen, hat sich seit 2022 auch das Gymnasium Norf als „Offizieller Kooperationspartner des Olympiastützpunkts Rheinland“eingereiht. Welche wichtige Rolle schon Schulen bei der Entwicklung leistungsportlicher Karrieren einnehmen können, zeigt das aktuelle Beispiel des 14 Jahre alten Taekwondoka Vincent Koch, der aus Allerheiligen kommt und dementsprechend das Gymnasium im Neusser Süden besucht.
Dass Vincent Koch ein außergewöhnliches Talent für die aus Korea stammende Kampfsportart besitzt, war seinen Trainern beim AC Ückerath schon länger klar. Abgesehen davon, dass er schnell lernt und damit in Sachen Technik und Taktik gut vorankommt, besitzt er auch außergewöhnliche körperliche Voraussetzungen. Mit seiner für sein Alter ungewöhnlichen Größe von 1,90 Metern hat er große Reichweitenvorteile gegenüber den meisten Konkurrenten, selbst in der Kadetten-Schwergewichtsklasse über 65 Kilogramm. Doch trotz dieser ganz offensichtlichen Vorzüge wurde Vincent Koch im vergangenen Jahr noch bewusst aus dem Wettkampfgeschehen
herausgehalten. „Die technische, taktische und mentale Entwicklung eines jungen Sportlers ist wichtiger als der schnelle Erfolg. Er bringt so gut wie alles mit, um erfolgreich zu sein. Aber er soll behutsam aufgebaut werden“, erklärt Janis Dakos, der nicht nur Taekwondo-Abteilungsleiter beim AC Ückerath, sondern auch Leistungsportkoordinator beim Rhein-Kreis Neuss ist. Und als solcher weiß er auch die große Sportaffinität am Gymnasium Norf zu schätzen. „Schulleiter Stefan Kremer und Sportkoordinator Andreas Aust sind sehr engagiert, mit ihnen arbeiten wir sehr gut zusammen.“
Das zeigt sich auch seit Jahresbeginn. Da wurde Vincent Koch nämlich so richtig auf die Konkurrenz losgelassen und fuhr gleich die ersten Erfolge ein. Zunächst holte er sich bei den Austrian Open in Innsbruck den Sieg, dem er im März in Bielefeld bei seiner ersten DM-Teilnahme gleich den nationalen Titel folgen ließ. Damit hat er sehr gute Chancen, Deutschland im Juni bei der Kadetten-EM in Albanien zu vertreten. Als Achtklässler erhält er nun am Gymnasium Norf die so genannte „Anschlussförderung“. Die beinhaltet zweimal in der Woche individualisiertes Krafttraining in den Räumlichkeiten des Kooperationspartners TSV Norf. Zusätzlich nimmt der 14-Jährige am Koordinationstraining der 2022 eingeführten Sportklasse teil. Die schulische Trainingsplanung wird mit seinen Trainern und Eltern abgesprochen. ACÜ-Coach Lukas Winkler, der ebenfalls das Gymnasium Norf besucht hat, erklärt: „Wir sehen heute schon, dass die drei zusätzlichen Stunden Athletik- und Koordinationstraining pro Woche großen
positiven Einfluss auf Vincents Entwicklung haben und sind dankbar für diese Möglichkeit. Das wäre nur durch Vereinsarbeit nicht zu leisten und gibt uns die Möglichkeit, den Fokus voll auf das sportartspezifische Training zu legen.“
Auch Vincent Koch ist froh, dass er in der Schule in Sachen Koordination und Athletik gefördert wird, doch er weiß auch, dass das nicht alles ist: „Die Schule unterstützt mich nicht nur mit zusätzlichen Trainingseinheiten, sondern auch durch Freistellungen vom Unterricht, wenn ich schon in der Woche zu Turnieren fahren muss. Bei diesen Turnieren könnte ich sonst nicht teilnehmen, weshalb das eine enorme Hilfe ist.“Sollte es tatsächlich mit der EM-Nominierung klappen, wird er diese Art von Unterstützung wohl noch häufiger in Anspruch nehmen müssen.