Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wie nett sind die „netten Toiletten“?
An insgesamt 14 „netten Toiletten“haben Bürger die Möglichkeit, sich in Neuss kostenlos zu erleichtern. Doch sind die Anlagen wirklich vorzeigbar? Wir haben fünf stille Örtchen exemplarisch getestet.
NEUSS Unterwegs und die Blase drückt? Das ist im Vergleich zu früheren Zeiten mittlerweile ein eher kleines Problem. Seit Einführung der „netten Toilette“ist es in Neuss nämlich wesentlich leichter geworden, sich beim Besuch in der Innenstadt, auf dem Hauptfriedhof und Co. zu erleichtern. Das Konzept: Die Stadt kooperiert mit Neusser Gastronomiebetrieben, um im öffentlichen Raum mehr kostenlose Möglichkeiten für die Toilettennutzung zu schaffen. Möglich wird dies durch die App „Nette Toilette“, die deutschlandweit in über 300 Städten verfügbar ist. Neben städtischen Einrichtungen stehen somit auch einige Cafés und Restaurants offen. Doch wie sauber sind die stillen Örtchen? Wir haben den Test gemacht.
Romaneum Anders als bei den meisten Teilnehmern der „netten Toilette“ist das entsprechende Hinweisschild am Romaneum beim VorOrt-Besuch unserer Redaktion nicht zu finden. Die Toilette ist dafür vorzeigbar. Papier ist ausreichend vorhanden, und auch bei der Sauberkeit gibt es wenig zu bemängeln. Allerdings trüben eine stark verschmutzte Klobürste (diese war am Tag danach bereits entfernt) und kleine Pfützen neben einer Toilette das Gesamtbild. Bewertung: Drei von fünf Klopapier-Rollen.
Koffi Wer der Toilettengang zu einem kleinen Erlebnis machen möchte, der ist im „Koffi“an der Neustraße richtig. Dort befindet sich nämlich die wohl „kleinste Disco der Welt“, wie Inhaber Marcel Fornacon scherzhaft sagt. In der Toilettenkabine gibt es nämlich bunte Lichteffekte, die an Wand und Decke projiziert werden. Auch die humorvolle Gestaltung fällt auf. Neben alten Stickern von Baywatch-Star David Hasselhoff und Moderator-Legende Günther Jauch ist ein großes mexikanisches Wrestlingsplakat zu bestaunen. Auch in den anderen „Disziplinen“brilliert diese Toilette. Sei es bei der Sauberkeit, bei der Ausstattung mit Papier und Seife oder der Bereitstellung von Desinfektionsmittel. Bewertung: Fünf von fünf Klopapier-Rollen.
Hauptfriedhof Diese öffentliche Toilette birgt ganz besondere Gefahren, ist sie doch etwas abgelegen und entsprechend nicht so gut besucht wie die Innenstadt-Angebote. Eine erhöhte Vandalismus-Gefahr könnte die Folge sein. Zwar steht neben dem Eingangsbereich ein Schild griffbereit, auf dem „aufgrund von Schäden durch Vandalismus zur Zeit leider geschlossen“zu lesen ist, doch die Anlage zeigt sich tatsächlich recht gepflegt. Natürlich: Das hüttenähnliche Gebäude ist nicht neu und die gelbe Farbe der Wandkacheln lässt nostalgische Gefühle aufkommen, doch der Toilettengang (insgesamt gibt es zwei Sitzkabinen und drei Pissoirs) dort ist gewiss kein EkelErlebnis. Bewertung: Vier von fünf Klopapier-Rollen.
Rathaus Wer sich vor dem Gang zum Bürgeramt noch mal erleichtern möchte, hat dazu im Rathaus die Gelegenheit, das ebenfalls eine „nette Toilette“zur Verfügung stellt. Für die Männer stehen zwei Räume zur Verfügung. In einem verbirgt sich eine Sitzkabine inklusive Waschbecken und im anderen zwei Pissoirs – ebenfalls mit Waschmöglichkeit. Zwar sind ausreichend Papier und Seife vorhanden, allerdings ist der Geruch nicht angenehm, zudem sind die Wände mit Schriftzügen beschmiert, die die Bezeichnung „Graffiti“nicht verdienen. Bewertung: Drei von fünf Klopapier-Rollen.
Stadtbibliothek Blaues Licht in öffentlichen Toiletten wird in der Regel genutzt, um Drogenkonsum vorzubeugen. Das blaue Licht macht es nämlich extrem schwierig, beim Spritzen eine Vene am Arm zu finden. Auch auf der Toilette der Stadtbibliothek ist dieses Licht zu finden. Dadurch leidet zwar die Atmosphäre ein wenig, insgesamt ist aber auch dort ein gepflegtes Erscheinungsbild festzustellen. Sogar ein kleiner Hocker vor den Becken ist vorhanden, damit Kinder sich die Hände waschen können. Bewertung: Vier von fünf Klopapier-Rollen.