Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tobias Giesen ist Energiespa­rer des Jahres

- VON CHRISTOPH KLEINAU

Verbesseru­ngsvorschl­äge sind in vielen Unternehme­n ein Weg, um Ideenreich­tum und Detailkenn­tnis der Mitarbeite­r kreativ zu nutzen. Auch im Rheinland Klinikum arbeitet man damit. Aber noch nie hatte ein Vorschlag so viel Potenzial, wie der von Tobias Giesen.

NEUSS Tobias Giesen hat sich im Rheinland Klinikum Neuss wohl den Titel „Mitarbeite­r des Jahres“und einen Aushang in der Kantine verdient. Mit Foto. Denn der Techniker und Fachbereic­hsleiter für Elektrotec­hnik am Lukaskrank­enhaus hat ein Konzept ausgetüfte­lt, das zwar Investitio­nen erfordert, aber auf Sicht die Energiekos­ten und den CO2-Ausstoß im „Lukas“um 30 Prozent senken wird. Und weil er dafür keinen Auftrag hatte, hat er das einfach so gemacht und als Verbesseru­ngsvorschl­ag eingereich­t. In der Qualität sei ihm noch nie etwas vorgeleget worden, sagt Frank Schneider. Und er muss es wissen, denn er ist Qualitätsm­anager der kommunalen Krankenhau­sgruppe Rheinland Klinikum Neuss.

In dieser Funktion sitzt Schneider auch dem Bewertungs­ausschuss des Vorschlags­wesens vor. Ein solches Instrument, um mithilfe der Detailkenn­tnis der Mitarbeite­r Verbesseru­ngen anzustoßen, gibt es in vielen Unternehme­n. Im Rheinland Klinikum wird jeder Vorschlag dahingehen­d untersucht, ob er einen Mehrwert für die Mitarbeite­r, die Patienten oder das Unternehme­n schafft. Dabei reduziert sich Mehrwert nicht auf finanziell­e Aspekte, ergänzt Unternehme­nssprecher­in Johanna Protschka.

Rund 60 Verbesseru­ngsvorschl­äge erreichen den Bewertungs­ausschuss durchschni­ttlich im Jahr. Angeregt werden etwa Fahrradstä­nder, ein neues Maskottche­n für die fusioniert­e Gruppe (was vorerst zurückgest­ellt wurde) oder ein Sternen-Eltern-Café als Treff für trauernde Hinterblie­bene. Dieser Verbesseru­ngsvorschl­ag wurde zum Beispiel umgesetzt. Bei dem von Tobias Giesen steckt ganz viel Geld und ganz viel Klimaschut­z im Hintergrun­d.

Denn Krankenhäu­ser gelten als Energiefre­sser. Rund 6000 Megawattst­unden Strom verbraucht ein Krankenhau­s von der Größe des „Lukas“an der Preußenstr­aße.

Das sind sechs Millionen Kilowattst­unden, also das 1500-fache der Menge die eine (nicht übermäßig sparsame) vierköpfig­e Familie im Jahr verbraucht. Die müsste bei den Stadtwerke­n (je nach Tarif) zwischen knapp 1600 und 1900 Euro im Jahr berappen. Hochgerech­net auf das Lukaskrank­enhaus kommt da ein Millionenb­etrag zusammen. Und zum Strom- kommt noch der Wärmeverbr­auch, der für Häuser wie das „Lukas“nach Expertenan­sicht bei jährlich 29.000 Megawattst­unden liegen soll.

Die Geschäftsf­ührung hat damit ein doppeltes Problem. Das Krankenhau­s kann bei der Versorgung­squalität der Patienten keine Abstriche

machen. Die Heizung deutlich herunter zu drehen ist also ebenso wenig möglich, wie die Abschaltun­g von Belüftungs­anlagen oder technische­n Geräten. Im Lukaskrank­enhaus kommt noch hinzu, dass die Anzahl der Intensivbe­tten größer ist als in anderen Einrichtun­gen, und die OP-Kapazitäte­n sind es auch. Anderersei­ts – und das ist das zweite Problem – kann das Krankenhau­s die steigenden Kosten nicht einfach auf die Behandlung­skosten aufschlage­n. Denn entlohnt wird die medizinisc­he Leistung nach Fallpausch­alen, die mühsam mit den Kassen für alle Krankenhäu­ser ausverhand­elt werden.

Also muss an anderen Schrauben gedreht werden. Man könnte die Frage stellen, warum die Klinikleit­ung erkannt hat, dass da ein Optimierun­gspotenzia­l besteht und daran gegangen ist, das auszuschöp­fen. Aber das ist nun egal, denn Giesen hat den Fall geritzt.

Der ist Energiebea­uftragter der Lukita, als des Tochterunt­ernehmens der Gruppe, die Kindertage­sstätten betreibt, und kennt aus dieser und seiner eigentlich­en Tätigkeit das Lukaskrank­enhaus gut. So entwickelt­e er ein Energieman­agement-Konzept mit etlichen Komponente­n, das, so die Jury, detaillier­t und mit Fakten untermauer­t und einen Lösungsweg aufzeigt, der wirtschaft­liche, gesetzlich­e und umweltpoli­tische Aspekte berücksich­tigt.

Tobias Giesen freut das Lob der Jury und die Auszeichnu­ng, von der er vielleicht länger etwas hat. Denn neben einer Einmalpräm­ie soll er eine prozentual­e Gewinn-Beteiligun­g erhalten, die sich aus den eingespart­en Energiekos­ten ableitet.

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FOTO: RHEINLAND KLINIKUM Tobias Giesen hat einen Verbesseru­ngsvorschl­ag eingereich­t, mit dem das Lukaskanke­nhaus bis zu 30 Prozent Strom und Wärme sparen kann.

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