Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Tobias Giesen ist Energiesparer des Jahres
Verbesserungsvorschläge sind in vielen Unternehmen ein Weg, um Ideenreichtum und Detailkenntnis der Mitarbeiter kreativ zu nutzen. Auch im Rheinland Klinikum arbeitet man damit. Aber noch nie hatte ein Vorschlag so viel Potenzial, wie der von Tobias Giesen.
NEUSS Tobias Giesen hat sich im Rheinland Klinikum Neuss wohl den Titel „Mitarbeiter des Jahres“und einen Aushang in der Kantine verdient. Mit Foto. Denn der Techniker und Fachbereichsleiter für Elektrotechnik am Lukaskrankenhaus hat ein Konzept ausgetüftelt, das zwar Investitionen erfordert, aber auf Sicht die Energiekosten und den CO2-Ausstoß im „Lukas“um 30 Prozent senken wird. Und weil er dafür keinen Auftrag hatte, hat er das einfach so gemacht und als Verbesserungsvorschlag eingereicht. In der Qualität sei ihm noch nie etwas vorgeleget worden, sagt Frank Schneider. Und er muss es wissen, denn er ist Qualitätsmanager der kommunalen Krankenhausgruppe Rheinland Klinikum Neuss.
In dieser Funktion sitzt Schneider auch dem Bewertungsausschuss des Vorschlagswesens vor. Ein solches Instrument, um mithilfe der Detailkenntnis der Mitarbeiter Verbesserungen anzustoßen, gibt es in vielen Unternehmen. Im Rheinland Klinikum wird jeder Vorschlag dahingehend untersucht, ob er einen Mehrwert für die Mitarbeiter, die Patienten oder das Unternehmen schafft. Dabei reduziert sich Mehrwert nicht auf finanzielle Aspekte, ergänzt Unternehmenssprecherin Johanna Protschka.
Rund 60 Verbesserungsvorschläge erreichen den Bewertungsausschuss durchschnittlich im Jahr. Angeregt werden etwa Fahrradständer, ein neues Maskottchen für die fusionierte Gruppe (was vorerst zurückgestellt wurde) oder ein Sternen-Eltern-Café als Treff für trauernde Hinterbliebene. Dieser Verbesserungsvorschlag wurde zum Beispiel umgesetzt. Bei dem von Tobias Giesen steckt ganz viel Geld und ganz viel Klimaschutz im Hintergrund.
Denn Krankenhäuser gelten als Energiefresser. Rund 6000 Megawattstunden Strom verbraucht ein Krankenhaus von der Größe des „Lukas“an der Preußenstraße.
Das sind sechs Millionen Kilowattstunden, also das 1500-fache der Menge die eine (nicht übermäßig sparsame) vierköpfige Familie im Jahr verbraucht. Die müsste bei den Stadtwerken (je nach Tarif) zwischen knapp 1600 und 1900 Euro im Jahr berappen. Hochgerechnet auf das Lukaskrankenhaus kommt da ein Millionenbetrag zusammen. Und zum Strom- kommt noch der Wärmeverbrauch, der für Häuser wie das „Lukas“nach Expertenansicht bei jährlich 29.000 Megawattstunden liegen soll.
Die Geschäftsführung hat damit ein doppeltes Problem. Das Krankenhaus kann bei der Versorgungsqualität der Patienten keine Abstriche
machen. Die Heizung deutlich herunter zu drehen ist also ebenso wenig möglich, wie die Abschaltung von Belüftungsanlagen oder technischen Geräten. Im Lukaskrankenhaus kommt noch hinzu, dass die Anzahl der Intensivbetten größer ist als in anderen Einrichtungen, und die OP-Kapazitäten sind es auch. Andererseits – und das ist das zweite Problem – kann das Krankenhaus die steigenden Kosten nicht einfach auf die Behandlungskosten aufschlagen. Denn entlohnt wird die medizinische Leistung nach Fallpauschalen, die mühsam mit den Kassen für alle Krankenhäuser ausverhandelt werden.
Also muss an anderen Schrauben gedreht werden. Man könnte die Frage stellen, warum die Klinikleitung erkannt hat, dass da ein Optimierungspotenzial besteht und daran gegangen ist, das auszuschöpfen. Aber das ist nun egal, denn Giesen hat den Fall geritzt.
Der ist Energiebeauftragter der Lukita, als des Tochterunternehmens der Gruppe, die Kindertagesstätten betreibt, und kennt aus dieser und seiner eigentlichen Tätigkeit das Lukaskrankenhaus gut. So entwickelte er ein Energiemanagement-Konzept mit etlichen Komponenten, das, so die Jury, detailliert und mit Fakten untermauert und einen Lösungsweg aufzeigt, der wirtschaftliche, gesetzliche und umweltpolitische Aspekte berücksichtigt.
Tobias Giesen freut das Lob der Jury und die Auszeichnung, von der er vielleicht länger etwas hat. Denn neben einer Einmalprämie soll er eine prozentuale Gewinn-Beteiligung erhalten, die sich aus den eingesparten Energiekosten ableitet.