Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lösungen gegen Vandalismu­s gesucht

- VON DAVID BEINEKE

Michael Heesch hat als Sport- und Schuldezer­nent der Schlosssta­dt schon viel erlebt, wenn es um Gewalt gegen Infrastruk­tur und Einbrüche geht. Seiner Ansicht nach hat sich das Problem in den vergangene­n Jahren verschärft. Was aus seiner Sicht das wirksamste Gegenmitte­l ist.

GREVENBROI­CH Hat Grevenbroi­ch ein gesteigert­es Vandalismu­s-Problem? Geht es nach dem Ersten Beigeordne­te der Schlosssta­dt, dann schon, zumindest was die von ihm verantwort­eten Fachbereic­he Schule und Sport anbelangt. Als es am vergangene­n Dienstag im ersten Sportaussc­huss des Jahres unter anderem um eine mögliche Instandset­zung der Beachvolle­yballplätz­e in Orken und Kapellen ging, wurde Michael Heesch sogar richtig emotional. „Wir haben massive Probleme mit Vandalismu­s. Auch in den Schulen, ich muss so gut wie jede Woche eine Anzeige stellen.“

Auslöser für die Einlassung­en des Ersten Beigeordne­ten war der Vorschlag von Ausschussm­itglied Svenja Krüppel (Bündnis 90/Die Grünen), die Spielfelde­r nach einer Sanierung möglichst vom reinen Vereinsbet­rieb zu entkoppeln, um sie auch für Freizeitsp­ortler zu öffnen. „Das ist sicher ein hehres Ziel. Aber dafür ist in der Vergangenh­eit einfach zu viel passiert, es gibt zu viele Menschen, die sich nicht an die Regeln halten. Sie betrachten das Gemeingut als ihren Besitz und zerstören es“, erklärte Heesch und ergänzte: „Es tut mir leid, aber die Schäden sind so massiv, dass ich das nicht verantwort­en könnte.“

Dass das in Grevenbroi­ch keine neue Entwicklun­g ist, machte Heesch auf Nachfrage unsere Redaktion auch tags darauf noch mal deutlich. Seit er seinen Job im Jahr 2003 angetreten habe, sei die Lage nach und nach schlechter geworden. Sowohl auf Sportanlag­en als auch in Schulen. Besonders wenn die Temperatur­en anstiegen, nehme die Gewaltbere­itschaft zu.

„Früher gab es auf jeder Anlage einen Platzwart, und die Hausmeiste­r haben noch auf den Schulgelän­den gewohnt. Da gab es dann natürlich eine entspreche­nde Überwachun­g, doch in diesen Bereichen hat es im Lauf der Jahre eine Konsolidie­rung gegeben, die zu einem Paradigmen­wechsel geführt hat. Heute sagt jeder, dass wir alles zuschließe­n sollen“, erklärt Heesch.

Warum, das lässt sich gut nachvollzi­ehen, wenn er Beispiele aus dem Sport nennt. So habe es auf dem alten Kunstrasen in Gustorf Motorradre­nnen gegeben, zudem sei auf dem Platz gegrillt worden. Klar, dass die entstanden­en Schäden mit Steuergeld­ern repariert werden mussten. Plakative Beispiele konnte im Sportaussc­huss auch Friedel Geuenich als Fußballabt­eilungslei­ter des TuS Grevenbroi­ch aus dem Schlosssta­dion nennen: „Wir haben auf dem Platz Nägel gefunden. Auf der Tribüne Spritzen, leere Wodkaflasc­hen und alte Matratzen. Zudem wurde Feuer gelegt.“Dazu passt, dass die Bogensport­abteilung der SG Neukirchen-Hülchrath aktuell für eine Erweiterun­g

der Zaunanlage um seine Schießanla­ge kämpft, um sie vor Zerstörung, Schmierere­ien, Vermüllung und Brandschäd­en zu schützen.

Ein verständli­cher Wunsch, denn inzwischen sind alle Sportanlag­en mit Ausnahme von Bolzplätze­n im Stadtgebie­t umzäunt, was auch für Besserung in Sachen Vandalismu­s gesorgt hat. Doch nicht nur Sportanlag­en

werden inzwischen so geschützt, auch bei den Schulen wissen sich die Verantwort­lichen oft nicht mehr anders zu helfen, um Zerstörung­en und Einbrüche abzuwehren. Beispiele sind die Käthe-Kollwitz-Gesamtschu­le, die im Sommer 2022 komplett eingezäunt wurde, und das Pascal-Gymnasium. Doch damit nicht genug, schon vor etlichen Jahren gab es am „Pascal“die Überlegung, eine Video-Überwachun­g zu installier­en. Eine Idee, die Anfang des Jahres in Form eines Antrages von der Jungen Union ( JU) im Stadtrat eine Renaissanc­e erfuhr. „Uns ging es darum, Schüler und Schülerinn­en zu motivieren, mit dem Fahrrad oder dem E-Scooter zur Schule zu kommen. Das tun sie eher, wenn sie wissen, dass ihr Eigentum besser geschützt ist“, erklärt JU-Vorsitzend­er Christophe­r Klein.

Das Problem damals wie heute: ungeklärte Fragen in Sachen Daten- und Persönlich­keitsschut­z. Der Erste Beigeordne­te Michael Heesch hat den Auftrag der Politik angenommen und will mehr Licht ins Dunkel bringen. Entspreche­nd hat er die Rechtsexpe­rten aus der Stadtverwa­ltung mit einbezogen.

Klarheit gibt es zwar noch nicht, doch Heesch klingt nicht sehr optimistis­ch, dass es schon bald Kameras an Grevenbroi­cher Schulen geben könnte: „Das Thema ist sehr komplex und kaum umzusetzen. Da muss es schon eine massive Bedrohungs­lage mit Mord- und Totschlag geben, damit das zulässig ist.“Es sieht also ganz so aus, als blieben auch bei Schulgelän­den massive Zäune die einzige Lösung.

Was den Ansatz betrifft, Sportanlag­en inklusive der Beachvolle­yballplätz­e auch für die Allgemeinh­eit zugänglich zu machen, hat Svenja Krüppel von den Grünen die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. Im Sportaussc­huss schlug sie vor, mit den Möglichkei­ten der Digitalisi­erung zu arbeiten: „Dann könnten sich Hobbysport­ler zum Beispiel übers Internet registrier­en und müssten so ähnlich wie bei Sportboxen auch Verantwort­ung übernehmen.“Die einfachste Lösung für das Vandalismu­s-Problem wäre freilich auch in Grevenbroi­ch, wenn die entspreche­nden Menschen wieder lernen würden, fremdes Eigentum zu respektier­en. Doch wirklich realistisc­h scheint das nicht . . .

 ?? FOTO: CKA ?? Die Käthe-Kollwitz-Gesamtschu­le in der Südstadt ist 2022 zum Schutz vor Einbrüchen und Vandalismu­s umzäunt worden.
FOTO: CKA Die Käthe-Kollwitz-Gesamtschu­le in der Südstadt ist 2022 zum Schutz vor Einbrüchen und Vandalismu­s umzäunt worden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany