Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Lösungen gegen Vandalismus gesucht
Michael Heesch hat als Sport- und Schuldezernent der Schlossstadt schon viel erlebt, wenn es um Gewalt gegen Infrastruktur und Einbrüche geht. Seiner Ansicht nach hat sich das Problem in den vergangenen Jahren verschärft. Was aus seiner Sicht das wirksamste Gegenmittel ist.
GREVENBROICH Hat Grevenbroich ein gesteigertes Vandalismus-Problem? Geht es nach dem Ersten Beigeordnete der Schlossstadt, dann schon, zumindest was die von ihm verantworteten Fachbereiche Schule und Sport anbelangt. Als es am vergangenen Dienstag im ersten Sportausschuss des Jahres unter anderem um eine mögliche Instandsetzung der Beachvolleyballplätze in Orken und Kapellen ging, wurde Michael Heesch sogar richtig emotional. „Wir haben massive Probleme mit Vandalismus. Auch in den Schulen, ich muss so gut wie jede Woche eine Anzeige stellen.“
Auslöser für die Einlassungen des Ersten Beigeordneten war der Vorschlag von Ausschussmitglied Svenja Krüppel (Bündnis 90/Die Grünen), die Spielfelder nach einer Sanierung möglichst vom reinen Vereinsbetrieb zu entkoppeln, um sie auch für Freizeitsportler zu öffnen. „Das ist sicher ein hehres Ziel. Aber dafür ist in der Vergangenheit einfach zu viel passiert, es gibt zu viele Menschen, die sich nicht an die Regeln halten. Sie betrachten das Gemeingut als ihren Besitz und zerstören es“, erklärte Heesch und ergänzte: „Es tut mir leid, aber die Schäden sind so massiv, dass ich das nicht verantworten könnte.“
Dass das in Grevenbroich keine neue Entwicklung ist, machte Heesch auf Nachfrage unsere Redaktion auch tags darauf noch mal deutlich. Seit er seinen Job im Jahr 2003 angetreten habe, sei die Lage nach und nach schlechter geworden. Sowohl auf Sportanlagen als auch in Schulen. Besonders wenn die Temperaturen anstiegen, nehme die Gewaltbereitschaft zu.
„Früher gab es auf jeder Anlage einen Platzwart, und die Hausmeister haben noch auf den Schulgeländen gewohnt. Da gab es dann natürlich eine entsprechende Überwachung, doch in diesen Bereichen hat es im Lauf der Jahre eine Konsolidierung gegeben, die zu einem Paradigmenwechsel geführt hat. Heute sagt jeder, dass wir alles zuschließen sollen“, erklärt Heesch.
Warum, das lässt sich gut nachvollziehen, wenn er Beispiele aus dem Sport nennt. So habe es auf dem alten Kunstrasen in Gustorf Motorradrennen gegeben, zudem sei auf dem Platz gegrillt worden. Klar, dass die entstandenen Schäden mit Steuergeldern repariert werden mussten. Plakative Beispiele konnte im Sportausschuss auch Friedel Geuenich als Fußballabteilungsleiter des TuS Grevenbroich aus dem Schlossstadion nennen: „Wir haben auf dem Platz Nägel gefunden. Auf der Tribüne Spritzen, leere Wodkaflaschen und alte Matratzen. Zudem wurde Feuer gelegt.“Dazu passt, dass die Bogensportabteilung der SG Neukirchen-Hülchrath aktuell für eine Erweiterung
der Zaunanlage um seine Schießanlage kämpft, um sie vor Zerstörung, Schmierereien, Vermüllung und Brandschäden zu schützen.
Ein verständlicher Wunsch, denn inzwischen sind alle Sportanlagen mit Ausnahme von Bolzplätzen im Stadtgebiet umzäunt, was auch für Besserung in Sachen Vandalismus gesorgt hat. Doch nicht nur Sportanlagen
werden inzwischen so geschützt, auch bei den Schulen wissen sich die Verantwortlichen oft nicht mehr anders zu helfen, um Zerstörungen und Einbrüche abzuwehren. Beispiele sind die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule, die im Sommer 2022 komplett eingezäunt wurde, und das Pascal-Gymnasium. Doch damit nicht genug, schon vor etlichen Jahren gab es am „Pascal“die Überlegung, eine Video-Überwachung zu installieren. Eine Idee, die Anfang des Jahres in Form eines Antrages von der Jungen Union ( JU) im Stadtrat eine Renaissance erfuhr. „Uns ging es darum, Schüler und Schülerinnen zu motivieren, mit dem Fahrrad oder dem E-Scooter zur Schule zu kommen. Das tun sie eher, wenn sie wissen, dass ihr Eigentum besser geschützt ist“, erklärt JU-Vorsitzender Christopher Klein.
Das Problem damals wie heute: ungeklärte Fragen in Sachen Daten- und Persönlichkeitsschutz. Der Erste Beigeordnete Michael Heesch hat den Auftrag der Politik angenommen und will mehr Licht ins Dunkel bringen. Entsprechend hat er die Rechtsexperten aus der Stadtverwaltung mit einbezogen.
Klarheit gibt es zwar noch nicht, doch Heesch klingt nicht sehr optimistisch, dass es schon bald Kameras an Grevenbroicher Schulen geben könnte: „Das Thema ist sehr komplex und kaum umzusetzen. Da muss es schon eine massive Bedrohungslage mit Mord- und Totschlag geben, damit das zulässig ist.“Es sieht also ganz so aus, als blieben auch bei Schulgeländen massive Zäune die einzige Lösung.
Was den Ansatz betrifft, Sportanlagen inklusive der Beachvolleyballplätze auch für die Allgemeinheit zugänglich zu machen, hat Svenja Krüppel von den Grünen die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. Im Sportausschuss schlug sie vor, mit den Möglichkeiten der Digitalisierung zu arbeiten: „Dann könnten sich Hobbysportler zum Beispiel übers Internet registrieren und müssten so ähnlich wie bei Sportboxen auch Verantwortung übernehmen.“Die einfachste Lösung für das Vandalismus-Problem wäre freilich auch in Grevenbroich, wenn die entsprechenden Menschen wieder lernen würden, fremdes Eigentum zu respektieren. Doch wirklich realistisch scheint das nicht . . .