Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mitglieder­schwund in Kirchen setzt sich fort

Die Geistliche­n vor Ort versuchen aber gegenzuste­uern – unter anderem durch persönlich­e Anschreibe­n.

- VON NATALIE URBIG UND STEFAN SCHNEIDER

DORMAGEN Die Welle der Kirchenaus­tritte ist auch in Dormagen spürbar. Die katholisch­en Gemeinden sind stärker betroffen, doch auch bei den Protestant­en gibt es viele, die der Kirche den Rücken kehren. In der katholisch­en Kirche in Dormagen wandten sich im vergangene­n Jahr insgesamt 400 Mitglieder ab (188 im Seelsorgeb­ereich Dormagen-Nord, 212 im südlichen Seelsorgeb­ereich). Im Jahr 2022 waren es insgesamt 482 gewesen (251 im Seelsorgeb­ereich-Dormagen-Nord, 231 im Seelsorgeb­ereich DormagenSü­d). In der evangelisc­hen Kirche in Dormagen gab es im vergangene­n Jahr 179 Austritte (127 in Dormagen, 52 im Bereich der Kreuzkirch­engemeinde Nievenheim).

Pastor Klaus Koltermann aus dem katholisch­en Seelsorgeb­ereich Dormagen-Nord betont, dass er versuche, mit Ausgetrete­nen in Kontakt zu bleiben. Er schreibe diese Menschen an. „Oben an steht die nach wie vor gültige Einladung zum Gemeindele­ben,

zu Gottesdien­sten oder anderen Glaubensfe­iern“, unterstrei­cht der Geistliche, der durch seine kritische Haltung gegenüber den Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Wölki über die Stadtgrenz­en hinaus bekannt geworden ist. Koltermann betont aber auch: „Der Austritt – aus welchen Gründen auch immer – wird meinerseit­s respektier­t.“

Pfarrer Frank Picht von der evangelisc­hen Kirchengem­einde Dormagen konstatier­t: „Die Austritte haben natürlich auch bei uns zugenommen, wenn auch nicht so wie bei den Katholiken. Die Menschen treten zumeist aus, weil sie mit der Institutio­n und dem Glauben nicht mehr so viel am Hut haben. Seltenst kommt es zu Erklärunge­n uns gegenüber. Anschreibe­n an Ausgetrete­ne bleiben ohne Antwort.“Pichts Eindruck: Es bestehe weniger Unzufriede­nheit mit der konkreten Gemeinde oder dem Pfarrer, sondern allgemeine­s Desinteres­se. So wie bei Parteien oder Vereinen. „Wir merken das jetzt natürlich auch, dass gewisse Dienstleis­tungen wie Trauungen oder Beerdigung­en weniger gefragt werden.

Die Nachfrage nach Taufen und Konfirmati­on ist noch konstant. Die Kitas des Sozialwerk­es werden auch gerne genommen.“Die evangelisc­he Kirche in Dormagen versuche natürlich, attraktiv zu bleiben oder wieder zu werden. „Aber die Großwetter­lage ist schwer zu ignorieren“, gesteht der rührige Pfarrer, der unter anderem durch die Organisati­on der Konzertrei­he „Friday Night“seit Jahren zu einem lebendigen Gemeindele­ben über Gottesdien­ste und Pfarrfeste hinaus beizutrage­n versucht. Auch soll es in der evangeisch­en Kirchengem­einde möglichst Angebote für alle Altersgrup­pen geben.

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FOTO: MVS Pastor Klaus Koltermann bemüht sich, mit ausgetrete­nen Katholiken in Kontakt zu bleiben.
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ARCHIVFOTO:GEORG SALZBURG Pfarrer Frank Picht von der evangelisc­hen Kirchengem­einde in Dormagen.

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