Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Mitgliederschwund in Kirchen setzt sich fort
Die Geistlichen vor Ort versuchen aber gegenzusteuern – unter anderem durch persönliche Anschreiben.
DORMAGEN Die Welle der Kirchenaustritte ist auch in Dormagen spürbar. Die katholischen Gemeinden sind stärker betroffen, doch auch bei den Protestanten gibt es viele, die der Kirche den Rücken kehren. In der katholischen Kirche in Dormagen wandten sich im vergangenen Jahr insgesamt 400 Mitglieder ab (188 im Seelsorgebereich Dormagen-Nord, 212 im südlichen Seelsorgebereich). Im Jahr 2022 waren es insgesamt 482 gewesen (251 im Seelsorgebereich-Dormagen-Nord, 231 im Seelsorgebereich DormagenSüd). In der evangelischen Kirche in Dormagen gab es im vergangenen Jahr 179 Austritte (127 in Dormagen, 52 im Bereich der Kreuzkirchengemeinde Nievenheim).
Pastor Klaus Koltermann aus dem katholischen Seelsorgebereich Dormagen-Nord betont, dass er versuche, mit Ausgetretenen in Kontakt zu bleiben. Er schreibe diese Menschen an. „Oben an steht die nach wie vor gültige Einladung zum Gemeindeleben,
zu Gottesdiensten oder anderen Glaubensfeiern“, unterstreicht der Geistliche, der durch seine kritische Haltung gegenüber den Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Wölki über die Stadtgrenzen hinaus bekannt geworden ist. Koltermann betont aber auch: „Der Austritt – aus welchen Gründen auch immer – wird meinerseits respektiert.“
Pfarrer Frank Picht von der evangelischen Kirchengemeinde Dormagen konstatiert: „Die Austritte haben natürlich auch bei uns zugenommen, wenn auch nicht so wie bei den Katholiken. Die Menschen treten zumeist aus, weil sie mit der Institution und dem Glauben nicht mehr so viel am Hut haben. Seltenst kommt es zu Erklärungen uns gegenüber. Anschreiben an Ausgetretene bleiben ohne Antwort.“Pichts Eindruck: Es bestehe weniger Unzufriedenheit mit der konkreten Gemeinde oder dem Pfarrer, sondern allgemeines Desinteresse. So wie bei Parteien oder Vereinen. „Wir merken das jetzt natürlich auch, dass gewisse Dienstleistungen wie Trauungen oder Beerdigungen weniger gefragt werden.
Die Nachfrage nach Taufen und Konfirmation ist noch konstant. Die Kitas des Sozialwerkes werden auch gerne genommen.“Die evangelische Kirche in Dormagen versuche natürlich, attraktiv zu bleiben oder wieder zu werden. „Aber die Großwetterlage ist schwer zu ignorieren“, gesteht der rührige Pfarrer, der unter anderem durch die Organisation der Konzertreihe „Friday Night“seit Jahren zu einem lebendigen Gemeindeleben über Gottesdienste und Pfarrfeste hinaus beizutragen versucht. Auch soll es in der evangeischen Kirchengemeinde möglichst Angebote für alle Altersgruppen geben.