Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Keramikeri­n gibt Einblick in ihr Schaffen

- VON STEPHAN SEEGER

Keramikkün­stlerin Martina M. Thies hat an den Europäisch­en Tagen des Kunsthandw­erks am vergangene­n Wochenende ihre Werkstatt im Ceram.Store in Holzbüttge­n geöffnet. Sie pendelt zwischen Berlin und Kaarst und gibt neuerdings auch Töpferkurs­e in der VHS.

HOLZBÜTTGE­N Die Kugelkanne an sich hat Martina M. Thies bereits am Mittag hergestell­t, am Nachmittag folgen dann Tülle, Deckel und Henkel. Das stellt die Keramikkün­stlerin an einer Drehscheib­e aus Ton her und setzt die verschiede­nen Komponente­n am Ende zusammen. „Normalerwe­ise warte ich einen halben Tag, bis der Ton härter ist, jetzt ist er noch ziemlich weich“, sagt Thies. Doch am Ende passt alles, auch das wichtigste Teil sitzt gut: der Henkel. „Wenn man am Henkel irgendwas verändern will, geht das nicht gut“, sagt die Künstlerin. Denn die Stelle, an der der Henkel mit der Kanne verbunden wird, ist die gefährlich­ste, weil dort große Bruchgefah­r besteht. „Die Verbindung muss direkt da sein, man darf nichts verbessern“, so die Expertin.

Seit Oktober ist Matrina M. Thies in ihrer Werkstatt an der HannsMarti­n-Schleyer-Straße zu finden und gibt dort Keramik-Workshops. Die Werkstatt ist in den Ceram. Store Fliesen Hüning integriert, da der Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns die Idee hatte, Keramik in seinem neuen Vorzeige-Objekt erlebbar zu machen. „Ich habe eine Stellenanz­eige gesehen, in der ein leidenscha­ftlicher Keramik-Künstler gesucht wurde. Da habe ich mich wiedergefu­nden“, erklärt Thies. Die Werkstatt konnte sie nach ihren eigenen Vorstellun­gen einrichten.

Thies absolviert­e ein Studium in Bildender Kunst und arbeitet seit mehr als 40 Jahren als Keramikkün­stlerin. Während sie an der Drehscheib­e sitzt, erinnert sie sich oft an die Zeit in den USA zurück und erzählt von ihren Anfängen. Das Kunsthandw­erk – also die individuel­le, künstleris­che Gestaltung von Dingen, habe ihr immer mehr zugesagt als nach vorgegeben­en

Maßen zu arbeiten. „Jeder arbeitet anders, jedes Stück ist individuel­l. Das ist das Schöne daran“, sagt Thies. Aber es braucht Zeit, alleine eine Teekanne herzustell­en. Denn mit Drehen und Zusammense­tzen ist es noch lange nicht getan. Die Kanne muss aushärten, bevor sie in den Brandofen kommt, wird sie verziert, herausgeho­lt, nachbearbe­itet und noch einmal gebrannt.

Ein riesiger Aufwand. „Es ist ein komplexes Handwerk, es braucht viele Prozesse, die Zeit benötigen“, weiß auch Thies.

Die Kunsthandw­erkerin pendelt zwischen Berlin und Kaarst hin und her – die halbe Woche ist sie in der Hauptstadt, von Mittwoch bis zum Wochenende in Kaarst. „Es macht Spaß, Menschen etwas zu vermitteln. Ich mache das gerne“, sagt sie.

Ihre Künste sind auch bei der VHS Kaarst-Korschenbr­oich längst angekommen. Seit dem vergangene­n Semester gibt sie dort Töpfer-Kurse. „Die Brennöfen sind seit zwei Jahren nicht mehr gelaufen, wir mussten erst einmal zwei Räume wieder herstellen“, erklärt VHS-Leiter Christoph Claßen, der ebenfalls bei der Herstellun­g der Teekanne zuschaut. „Es ist ein großes Glück, dass wir eine Keramikkün­stlerin mit einer solchen Fachkunde gefunden haben“, so Claßen weiter.

Für Thies ist es wichtig, dass sich ihre „Schüler“nicht einfach so an die Drehscheib­e setzen, sie sollten sich auch mit dem Werkstoff Ton auseinande­rsetzen. „Jeder Ton hat eine andere Konsistenz. Man muss lernen, sich damit zu beschäftig­en und das Material zu spüren“, sagt sie. Doch es kann immer etwas dazwischen kommen, auch bei Thies läuft nicht immer alles perfekt: „Wie eine Arbeit aussieht, zeigt sich am Ende immer erst nach dem Brennen.“

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FOTOS (3): WALTER Keramikkün­stlerin Martina M. Thies hat am Europäisch­en Tag des Kunsthandw­erks gezeigt, wie man aus Ton eine Teekanne herstellt.
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Interessie­rte guckten ihr dabei über die Schulter. Sie beantworte­te Fragen und erzählte viel über Ton.
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Und so kann es aussehen, wenn die handgefert­igten Teller, Tassen oder Teekannen aus dem Ofen kommen.

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