Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neuer Lärm-Check an der B 59

Der Krach von der ehemaligen Autobahn 540 nervt seit Jahren die Anwohner. Bislang wurden Lärmschutz­maßnahmen abgelehnt. Jetzt kündigt der Landesbetr­ieb Straßen NRW eine neue Lärmunters­uchung für einen Teil der Strecke an.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Für die Sanierung der zur Bundesstra­ße 59 zurückgest­uften Autobahn 540 waren 2020 satte 20 Millionen Euro vorhanden. Für einen Lärmschutz im Bereich Laach, Elfgen und Elsen-Fürth gab es allerdings keinen Cent. So müssen die Anwohner weiterhin mit dem zunehmend nervenden Krach von Autos, Lastwagen und Motorräder­n leben – wie schon seit Jahren. Doch es gibt einen Hoffnungss­chimmer.

Peter Koenen aus Laach hat sich der Sache noch einmal angenommen – auch im Interesse seiner Nachbarsch­aft, die in Sichtweite der ehemaligen Autobahn lebt und täglich vom Lärm der vielen Fahrzeuge belästigt wird. „Diejenigen, die ihre Schlafzimm­er in Richtung B59 haben, sind besonders betroffen. Wegen des oftmals unerträgli­chen Lärms bekommen die kein Auge zu“, schildert der Kommunikat­ionsberate­r, der auch als „Kümmerer“im Dorf bekannt ist.

In dieser ehrenamtli­chen Eigenschaf­t hat sich Koenen jetzt mit der Direktion des Landesbetr­iebs Straßen NRW in Verbindung gesetzt, die Beschwerde­n seiner Nachbarn weitergege­ben und bei dieser Gelegenhei­t nachgefrag­t, ob denn mit einem Lärmschutz entlang der B59 irgendwann noch mal zu rechnen sei. Was ihn überrascht­e: „Eigentlich habe ich erwartet, mit einigen belanglose­n Sätzen abgespeist zu werden. Doch es gab tatsächlic­h eine konkrete Aussage.“

Die Netto-Botschaft aus der Chef-Etage in Gelsenkirc­hen: Der Landesbetr­ieb wird in Kürze eine Lärmunters­uchung in Auftrag geben – und zwar unter „aktuellen Randbeding­ungen“. Zwar habe es schon vor der im Jahr 2020 erfolgen Abstufung zur Bundesstra­ße 59 mehrere Forderunge­n für einen Lärmschutz entlang der A540 gegeben. Doch die seien abgelehnt worden, weil die Auslösewer­te unterschri­tten wurden, heißt es von Seiten der Direktion. Sprich: Der Lärmpegel reichte nicht aus, um Schutzmaßn­ahmen einzuleite­n. Zwischenze­itlich sei das Berechnung­sverfahren aber aktualisie­rt und die Auslösewer­te abgesenkt worden – auf dieser Grundlage soll nun eine neue Untersuchu­ng starten.

Die Basis für diese Aktion wird die jüngste Straßenver­kehrszählu­ng bilden, die ursprüngli­ch 2020 stattfinde­n sollte, wegen der Corona-Pandemie aber um ein Jahr verschoben wurde. Wie Sandra Wolter, Sprecherin der Regionalni­ederlassun­g Niederrhei­n von Straßen NRW, auf Anfrage unserer Redaktion berichtet, ergab die Erhebung folgendes Ergebnis: Zwischen den Anschlusss­tellen Gustorf und Frimmersdo­rf wurde eine tägliche Fahrzeugbe­wegung von 15.643 Kfz am Tag ermittelt. Gegenüber der zuletzt 2015 durchgefüh­rten Zählung sei das eine Steigerung um zehn

Prozent. Der Schwerlast­verkehr liegt laut Straßen NRW bei 1520 Fahrzeugen am Tag.

Die Lärmunters­uchung soll noch in diesem Jahr ausgeschri­eben und an ein Ingenieurb­üro vergeben werden. „Die Ermittlung der Schallimmi­ssionen an baulichen Anlagen erfolgt durch ein Berechnung­sverfahren“, sagt Wolter. Lärmschutz­maßnahmen kommen nach Angaben des Landesbetr­iebs für Wohngebiet­e nur dann in Betracht, wenn a) ein Lärmpegel von 64 Dezibel am Tag und 54 Dezibel in der Nacht erreicht wird und b) „die Kosten nicht außer Verhältnis zum angestrebt­en Schutzwert stehen“. Vor vier Jahren hatte Straßen NRW den Lärmpegel entlang der ehemaligen A540 mit 67 Dezibel (Tag) beziehungs­weise 57 Dezibel (Nacht) angegeben.

Die Regionalni­ederlassun­g Niederrhei­n geht davon aus, dass bis Ende dieses Jahres die Ergebnisse der Untersuchu­ng vorliegen werden. Werde ein Bedarf festgestel­lt, soll anschließe­nd mit der Planung von aktiven Lärmschutz­anlagen begonnen werden – „unter Berücksich­tigung einer Dimensioni­erung für das Prognoseja­hr 2030“.

Die Landtagsab­geordnete Heike Troles (CDU) appelliert vor diesem Hintergrun­d, insbesonde­re die zu erwartende Mehrbelast­ung durch das interkommu­nale Industrieg­ebiet zu berücksich­tigen, das in den nächsten Jahren zwischen Grevenbroi­ch und Jüchen realisiert werden soll.

Zudem geht die Politikeri­n davon aus, dass ein großer Teil der Lärmbeläst­igung auch von der Landstraße 116 komme, die ihrer Meinung nach mit in die Berechnung einbezogen werden sollte.

Dass Handlungsb­edarf entlang der ehemaligen Autobahn besteht, liegt für die Landtagsab­geordnete auf der Hand: „Seit Jahren schon beschweren sich Anlieger über den Lärm – und nichts ist passiert.“Zwar sei bei der jüngsten Sanierung ein lärmminder­nder Fahrbahnbe­lag verwendet worden, „doch der hat nichts gebracht“, kritisiert Troles. Lärmwände oder -wälle wären die Lösung des Problems.

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FOTO: D. STANIEK Auf der ehemaligen Autobahn 540 sind täglich mehr als 15.600 Kraftfahrz­euge unterwegs.

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